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Eight 3 (Comic)

Eight 3
Atsushi Kamijo
Aus dem Japanischen von Claudia Peter
Carlsen, 2008, Taschenbuch, 208 Seiten, 7,50 EUR, ISBN 978-3-551-7589-3

Von Irene Salzmann

Seit Masato bei dem illegalen Skateboard-Rennen ‚13 Night’ auf mysteriöse Weise ums Leben kam, zerfällt seine Clique mehr und mehr. Plötzlich taucht Eito auf, der Masato wie aus dem Gesicht geschnitten, aber doch ganz anders ist. Er sorgt mit seinen Recherchen für sehr viel Wirbel, doch die Hintergründe von Masatos Tod sind ihm immer noch ein Rätsel. Er beginnt zu trainieren, um am nächsten ‚13 Night’ teilnehmen zu können, aber seinem Können mit dem Skateboard sind Grenzen gesetzt. Shin, der ihn beobachtet, macht sich große Sorgen.
Unterdessen schlägt ein Unbekannter die Sieger des letzten ‚13 Night’ einen nach dem anderen auf brutale Weise zusammen. Die Longmen-Gang, zu denen eines der Opfer gehört, ist der Ansicht, dass es durchaus legitim sei, einen Rivalen mittels einer Schlägerei auszuschalten – aber der Kampf muss mit den Fäusten ausgetragen werden, nicht mit Waffen.
Die Gang stellt Tora, der tatsächlich zugibt, einige dieser Jugendlichen niedergeschlagen zu haben, doch besteht er darauf, dass nicht er derjenige war, der einen Baseballschläger benutzte. Natürlich wird seinen Worten kein Glauben geschenkt. Nur wenn er den Kampf gegen acht Gang-Mitglieder übersteht, dürfen er und Nanako, die zur falschen Zeit am falschen Ort war, gehen…

Alle vermissen Masato. Sein Tod hat eine schmerzliche Lücke hinterlassen, die auch Eito nicht füllen kann. Sein Auftauchen reißt die Wunden der anderen wieder auf, und so beginnt jeder für sich nachzuforschen, weshalb der Freund sterben musste. Zu viele Fragen sind nie geklärt worden - und können die Jugendlichen überhaupt noch einander vertrauen?
Eito und Tora wollen beide am nächsten ‚13 Night’ teilnehmen. Während der eine trainiert, versucht der andere, seine potentiellen Rivalen durch Gewalt auszuschalten. Toras Pech jedoch ist, dass noch jemand die Sieger des letzten Rennens jagt und dabei ungemein brutal vorgeht. Auch Kaneko, der Zweitplatzierte, muss sich langsam Sorgen machen.
Die Situation nimmt eine unerwartete Wende, als sich die Longmen-Gang Tora und Nanako greift, um den vermeintlichen Täter unschädlich zu machen. Tora beteuert, dass nicht er derjenige ist, der einige der Opfer verkrüppelte, und seine begrenzten kämpferischen Fähigkeiten scheinen dies auch zu bestätigen, dennoch will man ihm keine reelle Chance geben.
Ein Unbekannter lässt die Freunde der beiden wissen, was gerade passiert, und so finden sich auch die anderen Mitglieder der Clique am Ort des Geschehens ein: Nika, Keigo, Kaneko, Shin und Eito. Der Band endet mit einem Cliffhanger, der offen lässt, wie die Auseinandersetzung weiter geht und wer nun für Masatos Tod verantwortlich ist. Die Weichen fürs Finale sind gestellt.


Geschickt streut Atsushi Kamijo viele kleine Details ein, die den Leser neugierig machen und ihn zugleich an den Protagonisten und ihren Motiven zweifeln lassen. Wenig wurde bisher über Nika verraten, doch traut man ihr ebenso wenig wie Nanako, die mit Masato zusammen war, zu, dass sie etwas mit dem angeblichen Unfall zu tun hat. Auch Shin und Eito scheinen über jeglichen Verdacht erhaben. Keigo erwies sich bisher am hilfreichsten bei Eitos Ermittlungen, doch nun wird aufgedeckt, dass die Longmen-Gang daran schuld ist, dass sein linkes Auge erblindete. Kaneko lässt sich gegen Bezahlung als Schläger anheuern und geht seit einer Weile eigene Wege. Tora wollte ursprünglich am letzten ‚13 Night’ teilnehmen, doch hatte Masato seinen Platz eingenommen, um etwas zu überprüfen. Was hat das alles mit dem unglücklichen Ausgang des Rennens zu tun? Wie lassen sich all diese losen Fäden miteinander verknüpfen?
Immerhin weiß man, dass keiner von ihnen identisch ist mit dem geheimnisvollen Unbekannten. Dieser ist es auch, der die sieben zusammenführt. Aber wer verbirgt sich unter der Kapuze? Und was bezweckt er mit seinen Aktionen?
Immer wieder taucht die Zahl ‚8’ auf, deren Symbolik in dem Zusammenhang noch nicht restlos geklärt wurde: Es sind mit Masato acht Freunde, Tora muss gegen acht Gegner antreten, zuvor schlug er sich mit den Teilnehmern des Rennens und gelangte bis zum achten Platz, bevor sich der Unbekannte an der Nummer eins verging, in Eitos Namen ist zweimal die Acht vertreten…
Die Zeichnungen sind klar und sehr oft auf das Wesentliche reduziert. Zwar beweist so manches Panel, dass der Künstler durchaus aufwändige Bilder erstellen kann, doch durch das bewusste Weglassen eines ausgeführten Hinter- oder Mittelgrundes verdeutlicht er den Ernst der Handlung, wie kalt und lebensfeindlich die Umwelt sein kann, wie ernüchtert die Jugendlichen durch den Tod von einem der ihren sind. Die Protagonisten wirken isoliert in dieser Leere und wahren die Distanz zum Leser. Man kann zwar mit ihnen sympathisieren und ihre Motive nachvollziehen, doch wirklich nahe kommen die Teenager einem nicht.

Es ist keine heile Welt, die Atsushi Kamijo in „Eight“ zeichnet. Was vordergründig ein bisher ungeklärtes Verbrechen ist, ist auf einer zweiten Ebene eine Milieu-Studie, die Einblicke in die ‚Cool-Kids’-Szene gewährt. Junge Menschen auf der Schwelle zum Erwachsenwerden sehen sich mit der harten Realität konfrontiert und müssen lernen, die Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen und ihr Leben in den Griff zu bekommen.
Das Thema ist ungewöhnlich, konzentrieren sich doch die meisten Mangas, die hier erscheinen, auf Action und Klamauk, sprich: banale Unterhaltung. „Eight“ ist ein verstörender Titel, der sich an ein reiferes Publikum mit höheren Ansprüchen wendet, das genug von den krawalligen oder zuckersüßen Kiddie-Reihen hat. Wer sich für „Shamo“, „Crazy Love Story“, „Astral Project“ und vergleichbare Serien, trotzdem sie anderen Genres angehören, begeistern kann, wird auch „Eight“ als interessante Lektüre schätzen.

hinzugefügt: March 1st 2008
Tester: Irene Salzmann
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