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Golding, Julia: Piraten – Jagd nach dem goldenen Tau (Buch)

Julia Golding
Piraten – Jagd nach dem goldenen Tau
(The Ship between the Worlds)
Aus dem Englischen übersetzt von Anne Braun
cbj, 2008, Hardcover, 224 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-570-13344-3

Von Carsten Kuhr

David hat einen schweren Schicksalsschlag hinter sich. Bei einem gemeinsamen Urlaub am Meer verabschiedet sich sein Vater plötzlich von ihm, seitdem ist dieser verschwunden. Nach Monaten bangen Wartens beschließt seine Mutter, ins Landesinnere umzuziehen. An seiner neuen Schule wird David gemobbt, seine Freizeit verbringt er zurückgezogen damit, ein Segelschiff, das ihm im Traum begegnet ist, als Buddelschiff nachzubauen.

Alles ändert sich, als er eines nachts von Geräuschen in seinem Zimmer erwacht. Da unterhalten sich zwei Diebe frech und frei, während sie sein Zimmer ausräumen! Damit nicht genug, versuchen sie auch noch seine Zudecke zu klauen. Jetzt ist Schluss mit lustig – doch schon der Anblick der beiden merkwürdigen Gestalten lässt David an sich selbst zweifeln. Aller Gegenwehr zum Trotz schleppen die absonderlich anzuschauenden Matrosen ihn zu einem im Vorgarten ankernden Segelschiff. Käpt’n Fischer und seine Crew haben einen neuen Schiffsjungen an Bord und brechen mit der »Goldenen Nadel« in das Zwischen-Meer auf. Hier tun die einstigen Piraten und Freibeuter für ihre vielen Sünden Buße – mit Hilfe goldener Taue sichern sie die auseinanderdriftenden Welten vor dem Abtreiben ins Inferno. Doch der finstere Käpt’n Jones und die Crew der »Sense« haben sich auf ihre Spur gesetzt und holen sie ein ums andere Mal ein. Wie nur schafft der altersschwache Windjammer das Kunststück? Breitseiten werden gewechselt, Belegnägel und Entermesser geschwungen, und David macht sich auf ins Abenteuer seines Lebens – er schleicht sich als Spion an Bord der »Sense«...


Julia Goldings Roman richtet sich an alle, die sich der Faszination von Wind und Wellen, von Pulverdonner und Seegefechten nicht entziehen können. Ob es die Hollywood-Blockbuster der »Fluch der Karibik«-Trilogie sind, oder die mannigfaltigen Romane um die edlen Freibeuter der Meere, das lang totgeglaubte Sub-Genre des Piratenromans boomt.

Die Autorin macht das gar nicht einmal ungeschickt. Der jugendliche Protagonist, ein kleines Würstchen Marke Dauerverlierer, der zudem noch vom Schicksal gebeutelt wurde, bietet dem Leser die ideale Identifikationsfigur. Zusammen mit diesem begeben wir uns in eine Welt, die nicht nur Windjammerromantik und spannende Gefechte für uns bereithält, sondern, dessen Meer auch als Verbindung der unterschiedlichsten Planeten und ihrer Bewohner dient. Hier erinnert der Roman ein klein wenig an die ausgezeichneten ersten beiden Romane von Michael Scott Rohans »Pfortenwelt«-Trilogie« (dt. Blanvalet).

Geschickt verbindet die Autorin eine, in ihrer Ausgestaltung allerdings recht unscharf und diffus bleibende, Gefahr für die Welten mit der Mission ihres Protagonisten. Zwar furchtsam und zweifelnd, aber letztlich seine Angst überwindend stellt sich David der Queste, wächst über sich und seine Zweifel hinaus.
Dabei fährt Golding alles auf, was an einem Freibeuter-Roman gut und teuer ist. Die neunschwänzige Katze darf ebenso wenig fehlen, wie Pulverdonner und Segelgeflatter, einsame Inseln auf denen die Meuterer ausgesetzt werden, es gibt haufenweise böse Schergen, die unserem Helden das Leben schwer machen. Hier erfüllt die Autorin so gut wie jedes Klischee, das der Leser von einem entsprechenden Werk erwartet.

Auf der Strecke des wohltuend kurzen Romans bleibt dabei aber leider die glaubwürdige Entwicklung der Figuren. Die meisten Auftretenden sind reine Abziehbilder, stereotype Massenware ohne Leben und Überzeugungskraft. Ihre Motivation, so überhaupt angesprochen, bleibt rätselhaft, jeder nimmt seinen bekannten Platz im Geschehen ein, auf Überraschungen wartet man hier vergebens.

Verstehen Sie mich jetzt bitte nicht falsch, das Buch liest sich flüssig und spannend auf einen Rutsch durch, doch irgendwie fehlt ein wenig Tiefe. Gerade in den letzten Jahren haben uns die Jugendbuchverlage – allen voran cbj mit Jonathan Stroud, Loewe mit Kai Meyer und Dressler mit Cornelia Funke - herausragende Bücher für Leser jeglichen Alters präsentiert. In diese Reihe fügt sich vorliegendes Werk nicht ein. Es ist ein durchaus flott zu lesender Abenteuerroman, aber eben auch nicht mehr, als das.

hinzugefügt: March 2nd 2008
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: cbj
Hits: 3121
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