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Star Trek Vanguard 1: Der Vorbote, David Mack (Buch)
Star Trek Vanguard 1
David Mack
Der Vorbote
(Star Trek Vanguard: Harbinger, 2005)
Aus dem Amerikanischen von Mike Hillenbrand
Titelillustration von Dough Drexler
ausfaltbarer Plan der Station in der Buchmitte von Masao Okazaki
Cross Cult, 2008, Taschenbuch, 396 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-936480-91-7
Von Christel Scheja
Wer hätte Mitte der 1960er Jahre wohl daran gedacht, dass die Ideen von Gene Roddenberry und die Abenteuer von Captain James T. Kirk so lange die Menschen beschäftigen würden?
Zwar hieß es vor gut drei Jahren, nach der Einstellung der letzten Fernsehserie, „Enterprise“, noch, dass „Star Trek“ sich endgültig totgelaufen habe, so werden Zweifler und Zyniker nun eines besseren belehrt.
Nicht nur, dass zum Jahresende 2008 ein neuer Film in die Kinos kommen soll, auch eine Buchreihe wagt noch einmal den Versuch, an die erfolgreichste Fernsehserie aller Zeiten anzuschließen. Man hat sich bei beidem dazu entschieden, nicht wieder etwas völlig Neues erschaffen zu wollen, sondern sich eng an die klassische „Star Trek“-Serie anzulehnen.
„Der Vorbote“ aus der Reihe „Star Trek Vanguard“ spielt in den ersten Monaten, nachdem Captain James T. Kirk das Kommando über die Enterprise übernommen hat und noch vor seiner ersten großen Reise an die äußere Grenze der Galaxis. Die U.S.S. Enterprise ist auf dem Weg zur Erde, um neue Besatzungsmitglieder aufzunehmen und Bericht über die letzten Vorkommnisse zu erstatten. Dabei durchquert sie die Taurus-Ausdehnung. Um notwendige Reparaturen vorzunehmen und der Crew ein wenig Erholung zu bieten, befiehlt Kirk, an der erst vor kurzer Zeit errichteten Raumstation Vanguard anzudocken, die auffällig nahe an den Grenzen zum Raum der tholianischen Gemeinschaft liegt, mit der die Föderation in Verhandlungen steht.
Der Captain vermutet zu Recht, dass die Raumstation eine größere Bedeutung hat, als man ihm und anderen weismachen will. Doch er hat mit eigenen Problemen zu kämpfen, denn die Geschehnisse in der Lithium-Abbaustation auf Delta Vega und der Tod seines Freundes Gary Mitchell machen ihm noch immer zu schaffen, da er an Letzterem nicht ganz unschuldig war.
Im Mittelpunkt der Geschichte aber stehen ganz andere. Commodore Diego Reyes ist einer der vier Personen, die um die geheimen Aufgaben von Vanguard in der Taurus-Ausdehnung wissen. Diese schwere Bürde teilt er mit seinem ersten Offizier, der ungewöhnlich jungen Vulkanierin T’Prynn, dem rigellianischen Chelonen und Botschafter der Föderation Jetanien, und dem Archäologie-Anthropologen Ming Xiong.
Sie haben die Aufgabe, gewisse Dinge in die Wege leiten, die weder von den Tholianern noch von den Klingonen bemerkt werden sollen, die beide eine Abordnung auf der Station haben, und dies auch vor nicht Eingeweihten, wie dem leitenden Arzt Dr. Ezekiel Fischer oder der JAG-Offizierin Rana Desai und vor allem Zivilisten wie dem Journalisten Tim Pennigton, der mit seinen Reportagen so manchen Wirbel entfacht, geheim zu halten.
Auch der unabhängige Händler Cervantes Quinn, der orionische Kaufmannsprinz Ganz und Anna Sandejo, Attaché der Botschaft der Föderation treiben ihre ganz eigenen Spiele mit Wahrheit, Recht und Ehre. Und nicht zuletzt sind es die menschlichen Schwächen und Dämonen in ihrem eigenen Inneren, die den vier Geheimnisträgern zu schaffen machen - vor allem T’Prynn.
Bisher ist ihnen das Stillschweigen gelungen, doch als das dort stationierte Raumschiff Bombay von Unbekannten zerstört wird, lässt sich nicht länger verheimlichen, dass in der Taurus-Ausdehnung mehr vor sich geht als nur eine friedliche Kolonisierung bewohnbarer Welten.
Auch wenn es zunächst so aussieht, sind Captain Kirk und seine Crew nicht die Hauptfiguren des Romans „Der Vorbote“. Sie werden zwar mit in Intrigen und Probleme verwickelt, erhalten allerdings nicht viel mehr Raum als die Besatzung und Bewohner der modernen Raumstation. In dem Buch werden erst einmal die Weichen gestellt.
Der Autor führt die Figuren mit all ihren Stärken und Schwächen ein, schildert das alltägliche Leben auf der Station und baut sorgfältig den Hintergrund auf - die Vernetzungen, Intrigen und schwelenden Spannungen zwischen den einzelnen Gruppen, deren Interessen höchst unterschiedlich sind.
Dann löst er den Konflikt mit einem Paukenschlag aus. Wer die Bombay aus welchen Gründen zerstört hat bleibt unbekannt - aber der Tatbestand macht schnell die Runde und wird von den wildesten Gerüchten begleitet. Was ist dran an den Behauptungen, das Schiff habe eine Geheimmission mit einer Ladung geflogen, die nicht in den Frachtpapieren steht? Wenn diese stimmen - was plant die Führungsspitze der Föderation? Tholianer und Klingonen fühlen sich zu Recht bedroht und ziehen die Konsequenzen.
Das ist allerdings auch sehr langatmig und manchmal verwirrend erzählt, da sich die Geschichte in viele kleine Handlungsebenen aufspaltet und ständig von einer Figur zur anderen springt. Gerade im Mittelteil ist es manchmal schwierig, dem roten Faden zu folgen, da der Autor David Mack sich zu sehr in persönliche Details der einzelnen Charaktere verstrickt. Das macht diese zwar lebendiger, unterdrückt aber auch viele der kleinen Hinweise, die bereits im Vorfeld gegeben werden.
Daher kostet es schon etwas Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen, um der atmosphärisch dichten Handlung zu folgen, die für den echten „Star Trek“-Fan keine Wünsche offen lässt. Neben der stimmungsvollen Ausgestaltung der Figuren und des Hintergrundes werden immer wieder auch moralisch-ethische Fragen in den Raum gestellt. Handelt die Föderation hier gemäß ihrer Verfassung, oder spielen Machtinteressen eine größere Rolle? Dürfen Kommandanten Berichte fälschen oder Tatsachen verschleiern? Wann sind Lügen notwendig um den Frieden zu bewahren, und wann die Wahrheit, um eine größere Katastrophe zu vermeiden?
Das alles macht „Der Vorbote“ zu einem viel versprechenden und spannenden Auftakt der Reihe „Vanguard“, die vor allem Fans wieder neuen Mut geben dürfte, denn sie beweist, „Star Trek“ ist noch lange nicht am Ende.
hinzugefügt: March 3rd 2008 Tester: Christel Scheja Punkte: zugehöriger Link: Cross Cult Hits: 2871 Sprache: catala
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