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Bunk, Carolin & Sarkowicz, Hans (Hrsg.): Akte Mystery (Buch)

Carolin Bunk & Hans Sarkowicz (Hrsg.)
Akte Mystery
Insel, 2008, Taschenbuch, 182 Seiten, 7,50 EUR, ISBN 978-3-458-35036-1

Von Gunther Barnewald

Die vorliegende Anthologie enthält 16 unheimliche Kurzgeschichten von 14 Autoren.
Viele der Storys sind dem kundigen Leser des Genres schon mehr als bekannt, keine der hier veröffentlichten Geschichten ist ein Erstübersetzung oder Erstveröffentlichung.

Neben unvermeidlichen Klassikern wie „Das verräterische Herz” von Edgar Allan Poe, in der ein Mörder vom nur von ihm wahrgenommenen lauten Herzschlag seines toten Opfers so lange gemartert wird, bis er seine Missetat eingesteht, und M. R. James „Eine Schulgeschichte”, in der ein Toter aus dem Totenreich zurückkehrt, um sich zu rächen, enthält die Anthologie jedoch auch einige unbekanntere Kurzwerke.
Herausragend dabei „Das verschlossene Zimmer” von Celia Fremlin, in der ein Serienkiller dem Traumata seiner Kindheit immer wieder folgt und sich dazu in ein Kind verwandelt, bis eines seiner weiblichen Opfer Mitleid mit dem Kind hat und damit dem Morden auf äußerst ungewöhnliche Weise ein Ende setzt.
Wilhelm Hauffs unentbehrliche „Die Geschichte vom Gespensterschiff” ist zwar auch Allgemeingut, aber sie dürfte in ihrer Genialität sicherlich das deutsche Pendant zum angelsächsischen Gruselklassiker von W. W. Jacobs („Die Affenpfote”) sein, auf den man hier glücklicherweise verzichtet hat. Die Geschichte vom Gespensterschiff, auf dem die Verfluchten jede Nacht zum Leben erwachen und für ihre Ruchlosigkeit büßen müssen, ist eine von Hauffs besten Texten überhaupt.
Auch Stephen Kings dichte Story vom „Erdbeerfrühling”, entnommen seiner allerersten Kurzgeschichtensammlung „Nachtschicht“, ist sehr lesenswert, allerdings weniger durch den vorhersehbaren Plot, als durch den brillanten Stil des Autors und die zauberhafte Atmosphäre, die einen Hauch von Ray Bradbury atmet (den man leider in dieser Anthologie vergessen hat).
Ebenfalls überzeugend ist „Die Tote” von Guy de Maupassant, in der die Toten auferstehen und alle verlogenen Grabinschriften zugunsten der schonungslosen Wahrheit ändern, was dem armen Protagonisten einen höllischen Schock versetzt, erfährt er doch etwas über seine verstorbene Geliebte, was er nie auch nur geahnt hatte (und eigentlich auch nie hatte wissen wollen).
Erwähnenswert ist auch „Grabräuber” von Henry Kuttner, in der sich ein skrupelloser Grabschänder mit riesige Ratten anlegt und brutal den Kürzeren zieht, eine Story, die Menschen mit Platzangst und Phantasie unbedingt meiden sollten.
Während Alfred Andersch in „Die letzten von >>Schwarzen Mann
Alle anderen Kurztexte sind eher mäßig und meist nicht besonders erwähnenswert, auch Charles Dickens beide Geschichten (er ist neben Edgar Allan Poe der einzige Autor, der mit zwei Storys vertreten ist) sind keine Genrehighlights, wobei an „Das Gespenst im Aktenschrank” sicherlich bemerkenswert ist, dass man sie als Metapher auf das Ende aller althergebrachter Gespenstergeschichten lesen kann, denn am Ende der Handlung verschwindet aller Geisterspuk endgültig aus der Welt, was aber äußerst schade wäre (zumindest für die Literatur und jene Leser, die solche Texte zu schätzen wissen).
Vielleicht ist gerade aus diesem Grund Dickens Geschichte in einer solchen Anthologie eher unangebracht.
Lediglich A. J. Mordtmanns unbekannte Erzählung einer verschollenen Kapitänsfrau („Der Untergang der Carnatic”) ist noch erwähnenswert, hat sie doch einige atmosphärisch starke Stellen.

Aber selbst die schwächeren Kurzgeschichten sind durchaus lesbar, so dass allen, die sich im Genre der Gruselgeschichten noch nicht so auskennen, die vorliegende Anthologie guten Gewissens empfohlen werden kann, auch wenn man sich als Kenner dieser Literaturgattung mehr Mut der Herausgeber zu unbekannteren unheimlichen Kurzprosawerken gewünscht hätte.

hinzugefügt: March 3rd 2008
Tester: Gunther Barnewald
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