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SpaceView 2/08 (Magazin)

Space View 2/08
März/April 2008
Heel, 2008 A4 Magazin, 80 Seiten, 3,90 EUR

Von Christel Scheja

Erst vor knapp einem Jahr hat die Zeitschrift „SpaceView” ihr Konzept umgestellt. Widmete man sich früher ausschließlich den phantastischen Beiträgen in Kino und Fernsehen, präsentierte ausführliche Filmbesprechungen, Episodenführer und Schauspielerportraits und streifte allenfalls die anderen Medien wie Bücher in kurzen Rezensionen, so ist das inzwischen anders.

Die Redakteure und Autoren der „Space View” konzentrieren sich nur noch auf wenige besondere Highlights unter den Filmen und Serien und stellen sie mittlerweile unter ganz anderen Gesichtspunkten vor, wie etwa die „Spiderwick-Chroniken”.
Denn auch Literatur und Fandom spielen nun eine Rolle im Heft. Nicht länger möchte man nur den reinen Konsumenten bedienen, sondern auch zum Nachdenken anregen. So wird manches hinterfragt, kritischer betrachtet als früher, und man konzentriert sich auf Dinge, die sonst nur am Rand oder gar nicht unter die Lupe genommen wurden. In Folge bekommen auch der inzwischen beendete Streik der Drehbuchautoren und seine Auswirkungen noch einmal eine Doppelseite spendiert.
Selbst Serien werden nicht mehr nur einfach vorgestellt. Hier geht es nicht allein um die aktuell in Pro 7 gestartete (und mittlerweile wieder abgesetzte) Staffel von „Dr. Who” sondern auch um das Phänomen selbst. Warum wird das Konzept seit den 1960er Jahren immer wieder neu aufgelegt, und was ist das Faszinierende an der Serie, das nun bereits mehrere Generationen vor die Mattscheibe lockt?

Spezialeffekte sind für das phantastische Genre so wichtig wie eine gute Geschichte. Sie müssen die Imagination des Geistes so gut wie möglich ersetzen. Drei Artikel beschäftigen sich damit, wie alles auf den Jahrmärkten anfing, und man spricht auch mit John Knoll, dem Leiter der visuellen Effekte bei Industrial Light & Magic.

Einen größeren Raum nimmt erstmals auch die Literatur ein. Nicht nur, dass man den Artikel um „Sun Koh”, einem der direkten Vorbilder von „Perry Rhodan”, fortsetzt und die neue Serie „Perry Rhodan Action” genauer vorstellt, auch die Gegenwart und Zukunft der Science Fiction-Literatur im Allgemeinen wird kritisch und nachdenklich unter die Lupe genommen.
In drei großen Artikeln „Rückzug auf Raten? - Der Untergang der Science-Fiction Literatur?”, „Das ist so eine Art Inzucht - Andreas Eschbach im Gespräch” und „Die Aufrechten - Von der Utopie, für das Genre zu kämpfen” beschreiben die Autoren den derzeitigen Stand dieses Bereichs der phantastischen Literatur.
Während Fantasy und Horror immer noch genügend Käufer finden, gehen die Verkaufszahlen bei der Science Fiction immer mehr zurück, so dass sogar Traditionsreihen wie jene aus dem Suhrkamp-Verlag eingestellt werden mussten. Das Genre verkauft sich nur noch, wenn es mit anderen Medien wie Film und Computerspiel verbunden ist; innovative und kritische Bücher finden keine Abnehmer mehr. Ist das Genre damit zum Sterben verurteilt?
Nicht unbedingt, denn auf der anderen Seite ist eine überraschende Entwicklung zu beobachten. Romane, die in der Gegenwart oder nahen Zukunft angesiedelt sind und mit utopischen Elementen gespickt wurden, verkaufen die Verlage heute zumeist als Thriller. Diese können, wie viele Werke von Andreas Eschbach, tatsächlich zu Bestsellern werden.
Das Interesse der Leute an zukünftigen Entwicklungen ist nicht erloschen, aber sie wollen es nicht mehr in der Schublade ‚Science Fiction’ präsentiert bekommen.
Und wenn die Romane dann doch zu genretypisch werden, schlägt die große Stunde der Kleinverlage, die nach dem Book on Demand-Prinzip produzieren und so auch einen Titel in kleinsten Auflagen von weniger als dreihundert Exemplaren publizieren können. Es besteht also noch Hoffnung, und das Genre selbst ist noch lange nicht tot. Es macht nur eine Entwicklung durch.

So wie auch die „SpaceView”, die langsam aber sicher daran arbeitet, zu einem umfassenden Magazin für das phantastische Genre zu werden. Man möchte einerseits die erfahrenen Fans ansprechen, andererseits aber auch jüngere Leser langsam in das Fandom einführen und ihnen damit deutlich machen, dass es weit mehr gibt, als nur der Konsum von Filmen, Serien und Büchern. Phantastik regt immer wieder zum Nachdenken oder Austausch mit anderen an, manchmal auch dazu, selbst kreativ zu werden.
Gerade die Literatur-Artikel und das in dieser Ausgabe begonnene „Lexikon der Phantastik“ mit Beiträgen zu George Melies und Stanislav Lem sind auch für den Leser interessant, der bisher kein Interesse an der „Space View” zeigte, weil er sie nur für ein ganz normales Filmmagazin hielt.

Deshalb lohnt es sich, der Februar Ausgabe der „SpaceView“ eine Chance zu geben und sich selbst davon zu überzeugen, dass sie inzwischen weitaus mehr ist als nur ein Sci-Fi-Media-Magazin.

hinzugefügt: March 3rd 2008
Tester: Christel Scheja
Punkte:
zugehöriger Link: Website zum Magazin
Hits: 2318
Sprache: german

  

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