Das Schwarze Auge 97
Satinavs Auge
Tobias Radloff
Titel- und Innenillustration von Terry Oakes
Karte von Ralph Hlawatsch
Fantasy Productions,2007, Taschenbuch, 384 Seiten, 9,00 EUR, ISBN 978-3-89064-495-0
Von Christel Scheja
Die Romane aus Aventurien, der Welt des Rollenspiels „Das Schwarze Auge“, haben eine Gemeinsamkeit: Sie erzählen Abenteuer und Geschichten am Rande der großen und welterschütternden Ereignisse, die das Thema der großen Kampagnen sind.
Ihnen geht es nicht um großartige Schlachtenschilderungen und epische Kämpfe des Guten gegen das Böse sondern mehr darum, einer Epoche, einer Region oder sogar einer Figur Leben und Glaubwürdigkeit durch atmosphärische Schilderungen zu verleihen.
Eine Region, die bisher eher stiefmütterlich in den Romanen behandelt wurde, ist das Horasreich. Anders als der große Nachbar blieb es von den Angriffen Borbarads und seiner Gefolgsleute bisher verschont und ging auch keines Gebiets verlustig. Eher im Gegenteil - man hat die Herrschaft über den Westen Aventuriens erweitert. Zu verdanken war das vor allem der tatkräftigen Königin und jetzigen Horas Amene.
Doch das Böse schläft auch in der fruchtbaren Region nicht, die man das ‚Liebliche Feld’ nennt, es besitzt nur ein anderes Gesicht als das von Dämonen und Monstern. Das muss die junge Horasgardistin Silvanessa schmerzhaft erfahren.
Wie ihr älterer Bruder Vasper hat die junge Fechterin schon lange davon geträumt, in die Palastgarde aufgenommen zu werden, und hart dafür trainiert. Doch kurz vor den Prüfungen, die ihre Aufnahme entscheiden werden, überstürzen sich die Ereignisse. Bei einem Überfall während eines Festes wird Vasper heimtückisch ermordet. Vor seinem Tod kann er der Schwester noch einige kryptische Worte zuflüstern, die ihr keine Ruhe lassen. Denn ist es wirklich der Halbelf Tasmario, der den Angriff durchgeführt hat, oder steckt noch etwas anderes dahinter?
Silvanessa macht sich zusammen mit dem Alkolythen Anconio, der wie sie ungewollt in die Sache verwickelt wurde, auf die Suche nach den wahren Mördern Vaspers und stößt dabei nicht nur auf die geheimen Machenschaften einiger Mitglieder des Ordens vom heiligen Blut, sondern auch auf eine schreckliche Bedrohung.
„Satinavs Auge“, die berühmte Turmuhr Vinsalts, die noch aus dem Güldenland stammt, ist mehr als ein simpler mechanischer Zeitmesser. Sie trägt in sich eine Magie, die zur Bedrohung für Stadt, Land und Welt werden könnte, wenn jemand diese Kräfte eines Tages entfesseln sollte. Und genau das scheint der Plan der unbekannten Verschwörer zu sein, um eine legendäre Gestalt aus den Tiefen der Zeit zurück zu holen.
Actionreiche Kämpfe mit Dolch und Degen, heimtückische Intrigen mit einer überraschenden Wendung, das ist es, was spannende Fantasy-Abenteuer ausmachen und auch Tobias Radloff in seinem Roman „Satinavs Auge“ bietet. Zwar kommt dabei die Gestaltung der Figuren und der etwas anders gelagerten liebfeldischen Kultur etwas zu kurz, das tut der Geschichte selbst jedoch keinen Abbruch.
Der Autor nutzt jede Gelegenheit, um seine Helden durch den Kaiserpalast oder die Elendsviertel von Alt-Bosparan zu scheuchen, um nach und nach die einzelnen Teile des Puzzles zu finden und zusammen zu setzen. Sind sie sich anfangs noch spinnefeind, so wachsen die geradlinige und etwas hitzköpfige Silvanessa und der eher vorsichtige und bedachte Anconio doch am Ende zu einem schlagkräftigen Team zusammen, das sich der Bedrohung mit dem Mut der Entschlossenheit - nicht der Verzweiflung - stellt.
hinzugefügt: March 4th 2008
Tester: Christel Scheja
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