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Silverberg, Robert: KÖNIG DER ERINNERUNGEN -LEGENDEN VON MAJIPOOR 1 (Buch)

Robert Silverberg: König der Erinnerungen Die Legenden von Majipoor Band 1 (Sorceres of Majipoor) überarbeitete Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Uwe Anton, Heyne Verlag 06/9230, ISBN 3-453-86170-1,700 Seiten, Euro 9.95

von Carsten Kuhr

Gut 15 Jahre ist es jetzt her, das ich meine ersten Begegnung mit dem Majipoor Chroniken hatte. Im Moewig Verlag - jetzt uns unter der Bezeichnung VPM bekannt - erschien äusserlich den Perry Rhodan Silberfischen angepasst eine wohlfeile Science Fiction Hardcoveredition. Unter dem Titel KÖNIG DER TRÄUME (LORD VALENTINES CASTLE) entführte mich Altmeister Robert Silverberg darin auf den Riesenplanet Majipoor. In der von H.J. Alpers editierten Taschenbuchreihe erschienen dann die beiden anderen Romane der ersten Majipoor Trilogie.

Nun also, endlich werden Viele zurecht sagen, legt uns der Heyne Verlag eine überarbeitete und längere Übertragung des ersten Majipoor Titels der zweiten Trilogie vor, und bringt die beiden restlichen Romane der Reihe in deutscher Erstveröffentlichung.

Es ist schon erstaunlich, so arg viel passiert eigentlich in dem umfangreichen Romans nicht. Der alte Herrscher des Reiches liegt im Sterben, sein Nachfolger macht seinen Platz an der Spitze der Machtpyramide für einen jungen Prinzen frei. Dass sein leiblicher Sohn den Thron usurpiert führt zu einem Bürgerkrieg. Im Mittelpunkt der Handlung steht nun nicht etwa, wie man erwarten könnte, der Kampf der von der Herrschaft ausgeschlossenen um die Wiedererlangung der Macht. Silverberg konzentriert sich mehr auf die politischen Intrigen, auf das Wechselspiel der Macht. Es werden Ränke geschmiedet, beeinflusst und geplant. Es kommt zu für beide Seiten verlustreichen Kämpfen, die aber untypischer Weise nicht im Mittelpunkt der Handlung stehen. Kurz, fast nebensächlich werden diese Kämpfe abgehandelt, schnell wendet sich das Augenmerk des Autors wieder seinen wenigen Personen zu. Dabei bleibt die faszinierende Welt des Riesenplaneten Majipoor leider sehr unscharf. Wir erfahren kaum etwas über die vielfältige Flora und Fauna, auch die kulturellen Unterscheide der verschiedenen Menschen und Spezies, die auf Majipoor leben bleibt weitestgehend ausgeklammert. Statt uns also mit entsprechenden farbenprächtigen Beschreibungen zu verzaubern bietet Silverberg uns eindimensionale Charaktere und eine Handlung die letztlich in sich unlogisch und damit enttäuschend bleibt. Dass sich der Roman trotzdem noch relativ flüssig liest, das spricht für den Autor und seinen Übersetzer. Irgendwie aber blieb ich am Ende einer Lektüre über 700 Seiten doch arg unbefriedigt zurück. Was habe ich über die Welt erfahren? Wenig, sehr wenig! Sind mir meine Handlungsträger in Fleisch und Blut übergegangen, habe ich mit diesen gelitten und triumphiert? Leider nein. Ich habe einen Protagonisten, der der Magie nach eigener Aussage sehr distanziert gegenüber steht, der aber eben diese Zauberei dazu benützt, seinen Bürgerkrieg zu gewinnen. Um allem die Krone aufzusetzen entschliesst er sich zum Schluss die Erinnerung aller Lebewesen an diesen verlustreichen Bürgerkrieg mittels Magie aus dem Gedächtnis zu tilgen - Rohrkrepierer, so nennt man so etwas wohl umgangssprachlich. Unglaubwürdig, in sich unlogisch und in Einzelheiten nicht überzeugend, da hatte ich mir sehr viel mehr versprochen. Mit Ausnahme der wirklich herausragenden Titelbildgestaltung von Rainer Kalwitz eine leider grosse Enttäuschung.

hinzugefügt: July 29th 2004
Tester: Carsten Kuhr
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