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Clare, Cassandra: City of Bones - Chroniken der Unterwelt 1 (Buch)
Cassandra Clare
City of Bones
Chroniken der Unterwelt 1
(City of Bones)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Franc Fritz und Heinrich Koop
Arena, 2008, Hardcover, 512 Seiten, 17,95 EUR, ISBN 3-978-401-06132-0
Von Carsten Kuhr
Clary ist knapp 16 Jahre alt und wohnt in New York. Bis dato hat es das Leben nicht so gut mit ihr gemeint. Ihr Vater starb noch vor ihrer Geburt bei einem Autounfall, so zumindest hat es ihre Mutter, eine talentierte Malerin, erzählt.
Als sie eines Abends mit ihrem besten Freund Simon in den angesagten Pandemonium Club tanzen geht, fallen ihr drei Jugendliche auf, die anscheinend außer ihr niemand sehen kann.
Hat ihr jemand etwas in ihr Cola getan? Träumt sie mit offenen Augen?
Verwirrt, aber auch fasziniert verfolgt sie die drei in einen Nebenraum und wird Zeuge eines Verbrechens. Ein Mann wird ermordet -- und verschwindet dann spurlos.
Die Täter, zwei Jungen und ein Mädchen, outen sich als Schattenjäger, einer Gruppe von Kämpfern, die seit dem Fall der Engel den Kampf gegen die die Erde bedrohenden Dämonen aufgenommen haben.
Noch in derselben Nacht wird Clary und mit ihr auch der aufopfernde Simon in eine Welt hineingezogen, von der sie bis dahin nicht einmal ahnten, dass sie existiert. Die Suche nach ihrer entführten Mutter führt Clary in ein ihr bis dahin unbekanntes New York. In Downworld, so der Name der Bewohner, leben übernatürliche Wesen, Warlocks, seltsame Vampire und Werwolfarmeen Seite an Seite mit Hexern und Dämonen, die unsere Welt zerstören wollen.
Damit nicht genug findet Clary sich zwischen zwei Jungen wieder, die um ihre Zuneigung buhlen - ihr bester Freund, der etwas behäbige, treue und zuverlässige Simon und Jace, der charismatische Schattenjäger, ein innerlich zerrissener Mensch voller ungezügelter Energie und Gewalt.
Immer tiefer dringt sie in die ihr unbekannte Welt ein, muss feststellen, dass alles, was sie bislang als sicher angenommen hat sich als Lüge entpuppt. Ihre Mutter hat eine Vergangenheit in dieser Welt, hat ihrer eigenen Tochter sämtliche Erinnerungen an ihr Erbe durch einen Zauberer nehmen lassen. Mehr noch, sie selbst, obwohl kein Schattenjäger, gehört hier her, auch wenn sie sich sichtlich unwohl fühlt. Als sie ihr Erbe annimmt und den seit Jahren verschollenen Engelskelch, ein mächtiges magisches Artefakt, findet, konzentriert sich die Jagd auf Clary und ihre Freunde. Doch wer sind ihre wirklichen Freunde, wem kann sie vertrauen, wer schaut nicht nur auf seine eigenen Vorteile? Verrat und Gewalt pflastern ihren Weg, der sie direkt zu dem Mann führt, den alle fürchten ...
Urban Fantasy, so nennt man die seit einigen Jahren immer mehr in Mode kommende Abart der traditionellen Fantasy. In unserer modernen, ach so rationalen Welt angesiedelt, erwartet den Leser verborgen hinter der modernen Kulisse eine Welt, in der sich übernatürliche Wesen tummeln, sich Dämonen und Vampire die Hand reichen. „Buffy“ und „Angel“ sei es gedankt, dass immer mehr Leser derartige Themen zu goutieren wissen.
Cassandra Claire nimmt sich des beliebten Themas in einem Jugendbuch an. Insoweit kann sie, anders als ihre Kolleginnen - allen voran Laurell K. Hamilton, Charlaine Harris oder Kim Harrison - die Karte Sex nicht spielen.
Stattdessen besinnt sie sich auf typische Jugendbuchstärken. Sie kreiert interessante, glaubhafte und sich weiterentwickelnde Charaktere, stellt diese in eine faszinierend ausgestaltete Umgebung und gibt neben temporeicher Action einen guten Schuss Humor hinzu.
Insbesondere die Zeichnung der jugendlichen Protagonisten erscheint mir sehr gelungen zu sein. Viele Autoren von Jugendbüchern scheitern gerade hier. Ihre Protagonisten verhalten sich eben gerade nicht wie Jugendliche, sondern wie Erwachsene im Körper eines Heranwachsenden.
Anders Clares Protagonisten. Wie in der Realität agieren sie unsicher und sprunghaft, versuchen oftmals, sich und ihrer Umwelt das Bild eines gefestigten Charakters vorzuspielen, sind aber in Wahrheit unsicher und verschüchtert. Aus diesem Zwiespalt resultiert dann oftmals Aggression und Gewalt. Dies hat die Autorin, insbesondere in der Gestalt des Schattenjägers Jace, exemplarisch dargestellt. Andere Heranwachsende ziehen sich eher verschüchtert in ihr Schneckenhaus zurück, Simon ist hier als Vertreter dieser Sparte zu nennen. Die ihren Platz in einer sich ständig verändernden Welt suchende Clary mit ihrem Versuch, sich vom behüteten Elternhaus abzukoppeln, sich auf eigene Beine zu stellen, vollendet die Übersicht der für die Teens ganz typischen Verhaltensweisen.
Demgegenüber bleiben andere Personen jedoch unscharf. Insbesondere die Zeichnung der übernatürlichen Gegner lässt ein wenig Tiefe und Überzeugungskraft vermissen. Hier hat es sich die Autorin in ihrem Debütwerk ein wenig zu einfach gemacht. Gerne hätte ich mehr über die Vampire oder den Hexer erfahren, erfahren was sie bewegt, wie sie sich organisieren, welche Pläne und Träume sie verfolgen. Hierzu war zumindest in diesem Auftaktband der Trilogie zu wenig Raum.
Insgesamt gesehen aber hat die Autorin ein überraschend rundes Werk vorgelegt. Sie wuchert mit überzeugend ausgestalteten Personen, einem durchdachten Weltenentwurf und einer temporeichen Handlung. Die munteren Dialoge, und die glaubhafte Verhaltensweisen, die ihre Personen an den Tag legen, verleihen dem Roman die Würze, die ihn aus dem Urban Fantasy-Allerlei herausheben, die die Lektüre erst so richtig interessant macht. Zwar ist noch Luft nach oben, doch kann die Autorin schon im zweiten, für Juli 2008 in Vorbereitung befindlichen Teil hier nachlegen.
hinzugefügt: March 12th 2008 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Arena Hits: 3034 Sprache:
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