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Schweikert, Ulrike: Der Duft des Blutes - Peter von Borgo 1 (Buch)
Ulrike Schweikert
Der Duft des Blutes
Lyx, 2008, Taschenbuch, 380 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8147-2
Von Carsten Kuhr
Ein Frauenmörder geht um in Hamburgs Straßen und Kanälen. Immer wieder wird die Mordkommission an Schauplätze gerufen, an denen sie kunstvoll aufgebahrte Leichen erwürgter Schönheiten erwarten.
Kriminalpolizistin Sabine Berner gehört zu dem Ermittlerteam. Nur zu bald aber wird deutlich, dass neben dem Täter weitere Unbekannte Interesse an den Ermittlungen und an Berger zeigen.
Reporter setzten sich auf ihre Spur, Briefe tauchen auf ihrem Nachttisch auf, die Hinweise auf weitere Leichenfundorte und den Täter enthalten. Wer spielt hier mit der Polizei und mit der jungen, attraktiven Kommissarin Katz und Maus?
Im Verlauf der Ermittlungen, die Berger und ihre Kollegen auch ins Milieu führen, begegnet sie einem faszinierenden Fremden. Detektiv will Peter von Borgo sein, ein charismatischer Mann, der Bergers innerste Sehnsüchte anspricht. In ihm glaubt die Geschiedene den Mann gefunden zu haben, mit dem sie ihre Passion für Kunst und Kultur verwirklichen kann. Doch warum ist der Geheimnisvolle immer nur abends zu erreichen, warum trinkt und isst er niemals?
Wir ahnen es, hinter der Maske des Adeligen verbirgt sich ein Vampir. Anno 1610 in Wien geboren ist die norddeutsche Hafenstadt seit dem Jahre 1800 seine Wahlheimat. In Berger meint, er seine erste wahre Liebe, die er in jugendlichem Überschwang leergesaugt und damit dem endgültigem Tode überlassen hat, wiedergefunden zu haben. Um ihr Vertrauen und
ihre Zuneigung zu erringen, beabsichtigt er, ihr bei den Ermittlungen zu helfen - nicht ahnend, dass er damit seine Angebetete und ihre Tochter selbst in Gefahr bringt ...
Mit Ihrem historischen Bestseller „Die Tochter des Salzsiedlers“ hat sich Ulrike Schweikert auf die Bestsellerlisten geschrieben. Schon immer aber hatte und hat sie ein Faible für das phantastische Genre. Mit „Die Seele der Nacht“ leistete sie ihren Beitrag zu den „Legenden von Phantasien“, ihre Romane um die Drachenkrone boten gängige Fantasy-Kost.
Vorliegender Roman erschien unter dem Pseudonym Rike Speemann - der Name ihres Ehemanns - bereits vor Jahren zusammen mit einer Fortsetzung, die im Herbst bei Lyx neu aufgelegt werden soll, im Knaur Verlag.
Für vorliegende Ausgabe wurde der Text nicht überarbeitet, sondern schlicht unter ihrem bekannten Autorennamen in einen neuen Umschlag gepackt.
Eigentlich sollte man meinen, dass die Zutaten für ihren Roman ein gelungenes Ergebnis erwarten ließen. Einen Kriminalplot in der malerischen Umgebung des Hamburger Speicherviertels kombiniert mit einem romantischen Vampirplot, das sollte eigentlich Bestseller-Material sein.
Dem ist leider nicht so.
Nicht, dass sich das Werk nicht recht flüssig lesen lassen würde, doch irgendwie bleibt der Vampirplot zu vorhersehbar, die Krimihandlung klischeebehaftet.
Peter von Borgo unterscheidet sich in nichts von den gängigen Darstellungen der Gentlemen-Vampire der letzten Jahre. Seine Zeichnung bleibt steril, wir erfahren kaum etwas über seine Motivation, was ihn bewegt und wie er denkt. Dabei sind die kurzen Ausflüge in seine
Vergangenheit eigentlich noch die Highlights des Buches. Man merkt Schweikert deutlich an, dass sie sich bei der Beschreibung historischer Vorkommnisse am wohlsten fühlt. Nur versäumt sie es, ihren Nosferatu mit Leben zu füllen. Seine Erinnerung daran, wie er seine Liebe tötet, liest sich nüchtern wie ein Obduktionsbericht, von Gefühlen, vom Hadern mit
seinem Schicksal keine Spur.
Auch die Zeichnung der Kommissarin bleibt hinter den Möglichkeiten zurück. Die Mutter, deren reicher Ex-Gatte das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter zugesprochen bekam, treibt ein wenig hilflos in der Handlung herum, reagiert nur, agiert wenig, zu wenig um überzeugend rüberzukommen.
Zwar hat die Autorin in Hinsicht auf die Vorgehensweise der Polizei bei Mordentwicklungen sorgfältig recherchiert, doch ein Miträtseln, wer denn nun als Täter in Frage kommt, ist mangels entsprechender Hinweise für den Leser nicht möglich. Erst zum enttäuschenden Finale hin bekommen wir die Indizien mitgeteilt.
Die gebürtige Schwäbin bemüht sich, Lokalkolorit einzustreuen. Allerdings verwirren die simple Nennung von Straßen und Ortsnamen den die Hansestadt nicht Kennenden eher, als dass sie ihn in die Stadt an der Elster entführen.
Alles in Allem muss ich leider sagen, dass mich der Vampir-Krimi enttäuscht hat. Nirgends gelang es der Autorin, ihre eigene Stimme zu erheben, dem Vampirkanon etwas Neues hinzuzufügen, sich von den Konkurrenten abzuheben.
Die Handlung bleibt blass und letztlich, im wesentlichen durch die stereotypen Personen langweilig.
hinzugefügt: March 24th 2008 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Lyx Hits: 2770 Sprache: german
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