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Goingback, Owl: Dunkler als die Nacht (Buch)
Owl Goingback
Dunkler als die Nacht
(Darker Than Night)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Krug
Titelbild: Claudia Flor
Otherworld, 2008, Taschenbuch, 352 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-902607-03-4
Von Carsten Kuhr
Hudson Country, Missouri, ein kleines Kaff, in dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Ausgerechnet hierher zieht es den Horror-Bestsellerautor Michael Anthony und seine Familie. Als Michaels exzentrische Großmutter, bei der er aufwuchs, stirbt und ihm ihr altes Holzhaus hinterlässt, heißt es Koffer packen. Raus aus dem Moloch New York City mit der schlechten Luft und der hohen Kriminalitätsrate, raus auf Land, wo die Welt noch in Ordnung ist.
Nun ja, das Haus ist renovierungsbedürftig, die alte Dame konnte sich von nichts trennen, so dass als erstes die Anforderung eines großen Müllcontainers auf dem Plan steht. Dann geht es ans Ausmisten, Handwerker verlegen neue Böden und streichen die dunkelgrün getünchten Wände.
Doch so richtig willkommen fühlen sich die Anthonys nicht. Die alteingesessenen Bewohner grenzen sie aus. Die Verwandten der verrückten Alten, ein Mann der Teufelsromane schreibt und darin ihr Dorf als Blaupause für seine Handlungsorte wählt, das ist kein Umgang für sie. Selbst in der Kirche wird der Ehefrau des Autors vom Pfarrer unmissverständlich klargemacht, dass sie im Gotteshaus nicht erwünscht ist.
Kurz danach meint Michael, in seinem Haus einen Eindringling gesehen zu haben. Als er sich mit einem Messer bewaffnet auf die Suche macht, findet er allerdings niemanden. Stattdessen tauchen auf dem frisch verlegten Boden Gesichter auf, Fratzen, die sich nicht erklären lassen, Grimassen die nichts Menschliches an sich haben. In den Wänden öffnen sich Spalten, irgendetwas geht hier vor, man hat den Eindruck, etwas Böses will durchbrechen.
Als Michael im Keller seine ermordete Katze findet und immer wieder rätselhafte Schatten durchs Haus huschen, ahnt er, dass hinter dem Getuschel der Leute mehr steckt, als ursprünglich vermutet ...
Nach seinem preisgekrönten „Crota“ endlich ein weiterer Roman des Indianers bei Otherworld. Und erneut, um dies vorweg zu nehmen, legt Goingback ein überzeugendes Werk vor. Nicht nur, dass er einen Horror-Autor, in dem wir unschwer unseren Verfasser selbst wiedererkennen können, ins Zentrum der Handlung stellt, erneut spielen indianische Mythen und Überlieferungen eine wesentliche Rolle.
Wieder stellt er ganz normale Menschen, dieses Mal eine Familie, in den Mittelpunkt eines phantastischen Geschehens. Sie, die eigentlich dem Großstadtrummel, der Hektik und dem Stress entfliehen wollten, Schutz in der heilen Welt der ländlichen Gemeinschaft suchten, werden mit Geschehnissen konfrontiert, die sie weder begreifen können, noch wissen, wie sie damit umzugehen haben. Dennoch nehmen sie die Auseinandersetzung an, flüchten nicht blindlings, sondern stellen sich den Erscheinungen und bekämpfen sie gemeinsam. Dieses behutsame Vortasten des Übernatürlichen in ihre zu Beginn so heile kleine Welt trägt viel zu der Faszination bei, die der Text ausstrahlt.
Goingback konzentriert sich ganz bewusst auf seine vierköpfige Familie. Daneben bleiben die meisten auftretenden Personen in ihrer Ausgestaltung eher karg. Umso mehr bestimmen die inner-familiären Gefühle, die Liebe zueinander, der Rückhalt den sie einander zu geben vermögen ihr Wesen. Fast schon behutsam lüftet der Autor das Geheimnis um das alte Haus, wird der Schrecken deutlicher, nimmt die Spannung immer mehr zu. Dass den Leser kein Happy End gewohnter Prägung erwartet ist hier nur folgerichtig.
Insgesamt gesehen wiederum ein Roman, der aus dem für uns Europäer ungewohnten kulturellen Background des Indianers Goingback schöpft und dem altbekannten Thema des Spukhauses einige neue Seiten abgewinnen kann.
hinzugefügt: April 1st 2008 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Otherworld Hits: 3002 Sprache: german
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