|
Shadowrun 80: Für eine Handvoll Daten, Stephen Dedman (Buch)
Shadowrun 80
Für eine Handvoll Daten
Stephen Dedman
(A Fistfull of Data, 2007)
Aus dem Amerikanischen von Dorothee Danzmann
Titelillustration von Mark Sasso
Fantasy Productions, 2007, Taschenbuch, 380 Seiten, 9,00 EUR, ISBN 978-3-89064-571-1
Von Christel Scheja
„Shadowrun” ist eines der Rollenspiele, die auch heute noch zeitlos wirken. Zwar hat es ein paar Anpassungen und Veränderungen gegeben, die aktuelle Entwicklungen berücksichtigen, alles in allem ist das Spiel aber so geblieben, wie es vor mehr als zwanzig Jahren begann - eine wilde Mischung aus Magie und Technik, Fantasy und Cyberpunk. Schon die zweite Generation lässt sich davon begeistern, zumal der Stil durch Filme wie „Matrix” heute zu einem festen Bestandteil der Popkultur geworden ist.
Der besondere Reiz an „Shadowrun” ist zudem, dass das System und die groben Vorgaben für die Hintergrundwelt zwar aus Amerika stammen, die Mutterfirma es aber den Lizenznehmern überlassen hat, Abenteuer und Hintergrundbände selbst zu gestalten.
Dementsprechend selten wagt man heuten doch einen Blick über den großen Teich. So stellt „Für eine Handvoll Daten” eine Ausnahme in der seit einigen Jahren von deutschen Autoren dominierten „Shadowrun”-Reihe von FanPro dar, ist das Buch doch eine Übersetzung aus Amerika und kein Originalroman.
In welcher amerikanischen Stadt die Geschichte spielt, lässt der Autor weitestgehend offen. Das scheint auch nicht so wichtig zu sein, konzentriert sich das Geschehen doch auf einige wenige Schauplätze, die überall angesiedelt werden könnten.
Der freche Einbruch in die Pyramide des Aztec-Konzerns und Diebstahl einiger wichtiger Daten und Artefakte machen einen hochrangigen Angestellten aufmerksam, der im Allgemeinen unter dem Decknamen ‚Hutmacher’ operiert. Zusammen mit seinem Freund, dem hochbegabten und ebenso skrupellosen ‚Märzhasen’, verfolgt er die Spur der raffinierten Runner, die offensichtlich zu den Besten ihres Faches zählen.
Doch als sie deren Identität kennen und wissen, wo sie sich aufhalten, wird etwas anderes viel interessanter für die beiden Männer, wittern sie doch die Chance ihres Lebens.. .
Der Decker Ratatosk, die undurchsichtige Magierin Yoko und der Schamane Boanerges ahnen allerdings nichts von dem drohenden Unheil, das sich über ihren Köpfen zusammenbraut.
Sie leben gemeinsam mit vielen anderen Außenseitern der Gesellschaft in der ‚Krypta’. Dort, unter den Ruinen einer alten Fabrik, haben sich Menschen aller Rassen und Bildungsniveaus zurückgezogen und fristen ein eher freudloses und vom Kampf bestimmtes Leben.
Dennoch hat sich eine Art von Zusammenhalt gebildet. Vor allem Boanerges will die magisch begabten Jugendlichen schulen und in ihren Fähigkeiten ausbilden, damit sie es später einfacher haben, sich selbst und ihre Freunde zu schützen.
Doch gerade als er zusammen mit Yoko die ersten Schüler unterrichtet, umzingeln skrupellose Söldner die Krypta und töten jeden, der sich ihnen entgegen stellt. Nun bleibt ihnen nichts anderes mehr übrig, als um ihr Überleben zu kämpfen und gleichzeitig herauszufinden, wer sie da eigentlich angreift und warum.
Man merkt schon den Unterschied zu den vielen anderen Romanen, die in der letzten Zeit erschienen sind. „Für eine Handvoll Daten” ist wesentlich glatter und routinierter geschrieben, die Charaktere entsprechen voll und ganz den Archetypen, die man im Spiel findet, und haben keine wirklichen Ecken und Kanten. Vor allem treten im Lauf der Geschichte zu viele Figuren auf, die nur kurz angerissen und nicht tiefer gehend beschrieben werden.
Die Handlung ist an sich spannend aufgebaut und wird immer wieder durch dramatische Actionszenen aufgelockert, die die Gefahr für die Helden noch ein wenig vertiefen, ehe es zum Showdown kommt. Sie besitzt keine Logikfehler und kaum Brüche, trotzdem wird man nicht so warm mit der Geschichte.
Das liegt vermutlich vor allem an der allzu schwammig und uninteressant geschilderten Umgebung, die auch noch in einem Land liegt, das kaum einer persönlich kennt. Die Charaktere bleiben ebenfalls oberflächlich, man kann weder zu den Helden Sympathien noch zu den Bösen wirkliche Abneigung aufbauen. Die Distanz verhindert, dass man richtig bereit ist mitzufiebern.
Wer ein spannendes Action-Abenteuer sucht, wird mit „Für eine Handvoll Daten” nicht enttäuscht. Allerdings hinterlässt der Roman im Gegensatz zu vielen deutschen Werken absolut keinen bleibenden Eindruck, weil ihm etwas fehlt: der Spaß des Autors an seiner Geschichte und seinen Figuren.
hinzugefügt: April 8th 2008 Tester: Christel Scheja Punkte: zugehöriger Link: FanPro Hits: 2433 Sprache:
[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ] |
|