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Das schwarze Auge 98: In den Nebeln Havenas, Daniel Jödemann (Buch)
Das schwarze Auge 98
Daniel Jödemann
In den Nebeln Havenas
Titelbild von Ian Mullen
Karte von Ralph Hlawatsch
Fantasy Productions, 2007, Taschenbuch, 320 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-3-89064-496-7
Von Christel Scheja
In den Romanen aus Aventurien, der Welt des Rollenspiels „Das Schwarze Auge“, geht es nicht um epische Schlachten und Kämpfe des Guten gegen das Böse, in denen sich ganze Zeitalter verändern, sondern mehr darum, einer Epoche, einer Region oder sogar nur einer Figur Leben und Glaubwürdigkeit durch atmosphärische Schilderungen zu verleihen. Die Geschichten spielen oft fernab oder nur am Rande der großen und welterschütternden Ereignisse, die das Thema der großen Spiel-Kampagnen sind.
In Havena, der Hauptstadt Albernias, merkt man nicht viel von dem Feenzauber, der sonst über der Region liegt. Dafür verbergen sich in der Metropole im Mündungsdelta des Großen Flusses ganz andere Geheimnisse und Mächte, die nur darauf lauern, eines Tages wieder ans Licht des Tages zu treten. Schon einmal fuhr der Zorn der Götter auf die Stadt nieder und ließ ein Drittel im sumpfigen Wasser versinken.
Das haben die Bewohner nicht vergessen - und deshalb ist Zauberei in den Mauern der alten Siedlung noch immer verpönt und gefürchtet. Trotzdem kehrt Cairbre Arnstätter nach ihrer Ausbildung zur Magierin nach Hause zurück. Sie will sich mit ihrer Familie aussöhnen, weil sie noch immer darunter leidet, was sie ihrer Schwester Lyn angetan hat.
In ihrer Begleitung befindet sich der junge Leibeigene Alrikas, der in Havena ein neues Leben in Freiheit beginnen will.
Zur gleichen Zeit legt ein Schiff im Hafen an. An Bord ist der junge Efferdgeweihte Mero, der von tiefen Zweifeln über seine Berufung erfüllt ist und hier einen neuen Anfang machen möchte. Auf der Fahrt hat er sich mit der Matrosin Gylda angefreundet.
Und nicht zuletzt muss die Kauffrau Vilai ni Vecushimar mit ansehen, wie durch die Intrigen eines anderen Patriziers ihre Handelsbeziehungen zusammenbrechen. Allerdings hat sie noch eine Trumpfkarte im Ärmel, die sie im geeigneten Moment auszuspielen gedenkt.
All diese Personen ahnen noch nicht, dass ihr Schicksal bald enger miteinander verknüpft sein wird, als sie sich vorstellen können. Doch zunächst verunsichern die warnenden Worte eines Irren die Magierin und ihren Begleiter nur, und der junge Efferdgeweihte sieht die freundliche Matrosin ein paar Tage später als entsetzlich entstellte Wasserleiche wieder. Haben die Gerüchte von unheiligen Kulten, die in der versunkenen Altstadt von Havena ihr Unwesen treiben, wirklich einen wahren Hintergrund? Oder sind sie nur ein Hirngespinst der abergläubischen Stadtbewohner?
„In den Nebeln Havenas“ lässt sich fast schon zu viel Zeit, um die Figuren einzuführen, bis sie zufällig aufeinander treffen. Cairbre hat eine ganze Weile mit den Dämonen ihrer eigenen Vergangenheit und der Feindseligkeit ihrer Familie zu kämpfen, die von Magie immer noch nicht viel und sie eher für einen Fluch als für einen Segen hält, während sich Mero bloß langsam an sein neues Leben gewöhnt und immer wieder beunruhigende Entdeckungen macht.
Die interessanteste Figur ist wohl noch die Kaufherrin Vilai ni Vecushimar. Hier gelingt es Daniel Jödemann, sie zunächst wie ein hilfloses Opfer wirken zu lassen, was sich jedoch relativ schnell ändert. Das ist noch die interessanteste Wendung in der Geschichte, die ansonsten eher gemächlich dahin plätschert und erst zum Ende hin an Fahrt gewinnt.
Man merkt, dass sich der Autor, der auch an Quellen und Abenteuerbänden mitarbeitet, gut in der Stadt auskennt und das entsprechende Ambiente zu entfesseln weiß; bei der Gestaltung der Handlung hapert es jedoch noch ein wenig.
Vielleicht ändert sich das bei einer möglichen Fortsetzung, denn auch wenn die Geschichte in sich geschlossen ist, könnte das Abenteuer jederzeit weiter gesponnen werden und die Helden und Schurken noch einmal zusammen führen.
Dennoch ist der Roman nicht schlecht. Er besitzt Stimmung, ein gewisses Maß an Spannung und sympathische Figuren, so dass man sich gut unterhalten lassen kann. Nur eine ausgefeilte Handlung mit tieferem Hintergrund sollte man nicht erwarten.
hinzugefügt: April 8th 2008 Tester: Christel Scheja Punkte: zugehöriger Link: FanPro Hits: 2703 Sprache: german
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