Brennender Tod
GB 1967, Regie: Terence Fisher, mit Christopher Lee, Peter Cushing, Patrick Allen u.a.
Von Thomas Harbach
„Brennender Tod” ist die letzte Zusammenarbeit zwischen Terence Fisher und seinen Stars Peter Cushing und Christopher Lee gewesen. Obwohl Terence Fisher als Stammregisseur des Hammer Studios gilt, war die Zusammenarbeit nicht immer unumstritten. Nach den Erfolgen von „The Curse of Frankenstein“ (1957) und „Dracula“ (1958) scheiterte Fisher mit seiner opulenten „Phantom of the Opera“-Verfilmung. Nicht zuletzt aus diesem Grund drehte er nicht die erste Fortsetzung „Dracula and his Brides“. Zu diesem Zeitpunkt ist er kurzzeitig zum deutlich finanzschwächeren Planet Pictures Studio gewechselt, um dort zwei Science Fiction-Filme zu drehen. „The Earth Dies Screaming“ (1964) und „Island of Terror“ (1966) waren nicht Fishers erste Arbeiten im utopischen Genre, zu Beginn seiner Karriere hat er unter anderem den auch noch heute empfehlenswerten „The Four-Sided Triangle“ gedreht. Der dritte Film für Planet Pictures, „Night of the Big Heat“, ist jetzt von E-M-S unter dem Titel „Brennender Tod“ auf DVD aufgelegt worden.
Alle drei Science Fiction-Filme für die Planet Studios haben ein gemeinsames Grundthema. Eine kleine Gruppe von Menschen kommen an einem isolierten Platz – in diesem Fall eine Insel – zusammen, um zu Beginn unbewusst, dann entschlossen die Invasion von Aliens abzuwehren. Während sich die Gruselfilme von Hammer an eine Neuinterpretation der Universal-Monsterfilme aus den dreißiger Jahren machten, adaptierten die Drehbuchautoren für Terence Fishers Filme nur gängige Themen des amerikanischen B-Kinos. Während allerdings die Amerikaner oft die außerirdische Invasion mit der Angst vor dem Kommunismus gleichsetzen und insbesondere paranoide Ängste wie „lieber tot als rot“ geschürt worden sind, fehlt Fishers Filmen dieses Element. Im Vergleich zu seinen atmosphärisch dichten Hammer-Horrorfilmen fehlt Fisher teilweise das Gespür und wahrscheinlich auch das Budget, um die entsprechende paranoide Atmosphäre und nihilistische Stimmung aufzubauen. Dabei gelingen ihm allerdings einige sehr schöne, stimmungsvolle Naturaufnahmen, welche die Einsamkeit auf der Insel sehr gut und pointiert unterstreichen. Leider bricht er diese guten Ansätze abrupt immer wieder ab und konzentriert sich auf einige spannungstechnisch ausgelaugte Szenen. So greift er zu oft auf die fremdartigen sirrenden Geräusche zurück, anstatt die Bedrohung durch die zu Beginn des Streifens noch unsichtbaren Außerirdischen auch mit anderen Mitteln auszudrücken.
Die erste Hälfte des Streifens „Brennender Tod“ besteht aus einem klassischen Mystery-Feeling. England leidet unter einem kalten, harten Winter. Nur eine kleine Insel verzeichnet unerklärlicherweise hochsommerliche Temperaturen. Die Hitze nimmt weiter zu. Die Einwohner der Insel wollen dem Geheimnis auf den Grund gehen und stoßen schließlich auf die außerirdischen Invasoren, welche hohe Temperaturen zum Überleben benötigen. In der ersten Hälfte des Films bemüht sich Fisher, das Geheimnis der Insel vor den Charakteren, aber auch den Zuschauern, zu verbergen. Einzige Hinweise sind seltsame Geräusche. Die Bedrohung impliziert er in den erst skeptischen, dann vor Grauen verzerrten Gesichtern seiner Charaktere. Sicherlich auch aus budgettechnischen Gründen zeigt Fisher nicht die Invasoren, sondern blendet im spannendsten Moment der Bedrohung zu einer neuen Szene über.
In der Mitte des Films macht das Drehbuch einen unentschuldbaren Fehler. Christopher Lee spekuliert, dass die plötzlich als außerirdische Invasoren erkannten Aggressoren höhere Körpertemperaturen haben als alles, was auf der Erde produziert werden könnte. Dabei wird insbesondere die Nuklearfusion außer acht gelassen. Hätte Christopher Lee recht, würden wahrscheinlich die Außerirdischen durch das britische Gestein schnell in einem China-Syndrom-Fiasko sich zum Erdmittelpunkt durchschmelzen.
Unabhängig von dieser unlogischen Prämisse wirkt seine Stegreifrede im bisherigen Kontext des Films für den Zuschauer nicht nachvollziehbar. In den ersten 45 Minuten des Streifens hat sich dieser ausschließlich auf Augenhöhe der einzelnen Charaktere bewegt, plötzlich sind diese Durchschnittsmenschen dem Zuschauer um mindestens eine Wissenslänge voraus. Auch wenn Christopher Lee seine Vermutungen mit der von ihm bekannten Eleganz und ernsthafter Überzeugung hervorbringt, braucht der Film einige Zeit, um sich von diesem handlungstechnischen Bruch zu erholen. Die zweite Hälfte des Streifens leidet übrigens wie alle drei SF-Filme von Fisher unter einem unglaubwürdigen Schluss. Im Gegensatz zu den fast zeitgleich entstandenen „Professor Quartermass“-Fernsehmehrteilern werden die meisten Inselbewohner mit einem Trick gerettet, den man als Zuschauer nur als frech und vor allem unglaubwürdig bezeichnen muss.
Das Make Up der Aliens ist nicht überzeugend und negiert die zu Beginn des Streifens aufkommende Spannung in Bezug auf das unheimliche Naturphänomen.
Kontinuitätsprobleme beim Dreh führen dazu, dass einige der Charaktere im hellsten Tageslicht – auch wenn sie in der Dunkelheit losgegangen sind, um ein Phänomen auf der kleinen Insel zu untersuchen – angegriffen werden. Das führt zu einigen lächerlich gestalteten Szenen, welche im Schutz der Dunkelheit auf einer einsamen Insel deutlich besser hätten inszeniert werden können. Es ist erstaunlich, dass ein routinierter Regisseur wie Terence Fisher auf diese Kleinigkeiten nicht geachtet hat. Wenige Jahre später hat er die besten, weil nuancierten Teile seiner „Frankenstein“-Saga mit einer erstaunlichen technischen Souveränität für Hammer gedreht.
Wie allerdings in den „Frankenstein“-Filmen gehören im Gegensatz zu den Außerirdischen die menschlichen Charaktere zu den interessanteren Protagonisten des Films. Christopher Lee spielt in seiner typischen, arrogant wirkenden Art einen charismatischen Anführer, der allerdings unter dem eher unscheinbaren Hauptdarsteller Patrick Allen leidet. Dieser erinnert auf keinen Fall an einen Schriftsteller, sondern eher an den Kneipier der Insel.
Vorsichtshalber hat das Drehbuch diese ungewöhnliche und unglaubwürdige Berufskombination mit einigen Hinweisen vorweggenommen.
Peter Cushing spielt einen Arzt, welcher den ganzen Tag im Pub sitzt und einige kluge - oder besser: altkluge - Bemerkungen zum Geschehen beisteuert. Sowohl Christopher Lee, als auch Peter Cushing, sind eher wegen ihrer damals in Großbritannien populären Namen und dem Versuch, den Streifen in die Nähe der Hammer-Produktionen zu rücken, für kleine Rollen engagiert worden. Jane Marrow spielt die Geliebte Patrick Allens. Sie lockt und verführt in einer Reihe von Szenen die Männer und ihr Verhalten – insbesondere mit einem Eiswürfel im Ausschnitt – spiegelt die Hitze, welche die Aliens verursachen, sehr gut wider.
Wie im letzten „Frankenstein“-Film von Terence Fisher gibt es auch im „Brennender Tod“ eine Vergewaltigungsszene. Im Vergleich allerdings zu Peter Cushings uncharakteristischen Verhaltens greift Patrick Allen rechtzeitig nach der Prämisse, die Hitze macht alle Menschen wahnsinnig, ein, und schlägt den Täter nach einer kurzen Verfolgungsjagd nieder. Wie unentschlossen das Drehbuch allerdings geschrieben worden ist, zeigt die nächste Szene, in welcher Allen vom Täter hinterrücks niedergeschlagen wird. Einige Schwächen stammen allerdings auch aus der literarischen Vorlage John Limingtons, die sich – wie Terence Fisher auch in den besten Szenen des Films – auf gewöhnliche Menschen auf einer isolierten Insel in einer außergewöhnlichen Situation konzentrierten. Was für den Film trotz aller Schwächen und der leider unterdurchschnittlichen außerirdischen Masken spricht, ist Fishers Fähigkeit, aus dem Nichts heraus eine bedrohliche Atmosphäre zu schaffen. In der ersten Hälfte des Streifens überzieht der Regisseur zwar und dehnt viele Szenen zu lange aus, aber mit seinen soliden Schauspielern gelingen ihm einige sehr schöne Momente. Die Ähnlichkeit zum vorher produzierten „Island of Terror“ ist allerdings frappierend und lässt den Film im direkten Vergleich billiger erscheinen, als er in Wirklichkeit gewesen ist. Zusätzlich ist die Idee des Terraforming durch die Invasoren insbesondere für das Science Fiction-Kino neu. Leider fehlte Terence Fisher offensichtlich das Budget, um diese originelle Idee in der zweiten Hälfte des Films adäquat umzusetzen und dem Drehbuch die Originalität, die gut beginnende Geschichte zu einem überzeugenden Ende zu führen. So bleibt in erster Linie der Beginn des Films mit seinem stimmungsvollen Auftakt – die erste Szene wird später im Film noch einmal an einer wichtigen Stelle wiederholt -, welcher das Ansehen lohnt. Und natürlich die beiden in kleineren Rollen eingesetzten charismatischen Schauspieler Christopher Lee und Peter Cushing, die von einem solide, aber nicht inspiriert arbeitenden Terence Fisher angeleitet werden.
Während „Island of Terror“ in einer wunderschönen Fassung in den USA auf DVD erschienen ist, lief „Night of the Big Heat“ in der Trash-Reihe auf Arte vor wenigen Monaten. Die Bildqualität der Fernsehausstrahlung war ein bisschen besser, die Tonspuren ein wenig dunkler als bei der vorliegenden DVD aus dem Haus E-M-S. Dem Bild sieht man deutlich sein Alter an, die Farben sind teilweise ein wenig verwaschen und die Kontrast nicht immer scharf. Der deutsche Ton mit seiner nur teilweise gelungenen Synchronisation hört sich ein wenig blechern an, es empfiehlt sich, auf die deutlich bessere englische Tonspur zurückzugreifen, zumal insbesondere Christopher Lee mit seiner ausdrucksstarken Stimme im Original ein empfehlenswertes Hörvergnügen darstellt. Zu den Extras gehören ein Trailer und eine Bildergalerie. Ein kleines Booklet soll der mit einem Aufkleber markierten Sonderedition beigelegt worden sein.
DVD-Facts:
Bild: 1,85:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 1.0 Mono, englisch Dolby Digital 1.0 Mono
Untertitel: deutsch
DVD-Extras:
Bildergalerie Trailer