Star Wars Sonderband 42
Legacy 3: Die Klauen des Drachen
Jan Duursema, John Ostrander u. a.
(Star Wars-Legacy 14 - 19, 2007)
Aus dem Amerikanischen von Michael Nagula
Titelbild von Travis Charest
Panini, 2008, Paperback, 148 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-86607-551-1
Von Christel Scheja
Neben den Romanen gehören mittlerweile auch die Comics von Dark Horse zum offiziellen Kanon des „Star Wars“-Universums. Denn auch wenn die Saga in filmischer Hinsicht abgeschlossen ist, wird die Geschichte immer noch fort gesponnen, um die Fans auch weiterhin zu binden.
Dabei hat man auch einen großen Schritt nach vorne gemacht, denn die Serie „Legacy” spielt bereits 140 Jahre nach der Schlacht von Yavin.
Nachdem die Yuuzhan Yong das Antlitz der bekannten Welten grundlegend veränderten, sind diese ins Chaos gestürzt. Neue Machtblöcke und Gefahren konnten heranreifen. So sind auch die Sith nicht Vergangenheit, sondern stattdessen zu neuer Macht und einem großen Orden herangereift. Die Jedi-Ritter hingegen haben längst nicht mehr die Achtung und Bedeutung wie in früheren Zeiten. Das zeigt sich, als Imperator Roan Fel, nur wenige Jahre vor seinem Sturz, die Zerstörung der Jedi-Akademie auf Ossus veranlasst. Seitdem sind die überlebenden Jedi-Ritter erneut zu Flüchtlingen geworden, hinter denen ein wahres Heer an Kopfgeldjägern her ist.
Das Geschlecht der Skywalker scheint ausgelöscht worden zu sein, doch einer hat das Massaker überlebt. Cade Skywalker ist allerdings weit davon entfernt, sein Schicksal als Erneuerer des Gleichgewichts der Kräfte annehmen zu können. Stattdessen hat er sich Kopfgeldjägern und Schmugglern angeschlossen.
Doch nun hat ihn seine Vergangenheit überraschend eingeholt. Im Kampf für die Prinzessin Marasia Fel musste er seine wahre Abstammung enthüllen. Da nun auch die Sith von ihm wissen, beschließt er, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und sich ihnen zu stellen. Er lässt all die zurück, die ihm etwas bedeutet und wagt sich in die Höhle des Löwen. Er will den ersten Schritt machen und Darth Krayt herausfordern, ehe dieser ihn in die Enge treibt.
Doch der neue Imperator der Galaxis und Herr der Sith ist ein äußerst gefährlicher und listenreicher Gegner, den Cade nur all zu leicht unterschätzt. Und ist er wirklich stark genug, um gegen die Dunkelheit bestehen zu können? Oder wird er den Weg gehen, den auch schon Anakin Skywalker einschlug und zum größten Feind der guten Seite werden?
Wieder muss sich ein Skywalker seiner Bestimmung stellen und zum Zünglein an der Waage werden. Allerdings ist Cade Skywalker kein naiver Bauernbursche oder hochmütiger Jüngling. Er hat in seinem Leben zu viele Schatten gesehen, um wirklich idealistisch zu sein, und das ist wohl der größte Unterschied zu seinen Vorgängern.
So abgebrüht und zynisch er sich auch geben mag, so wenig kann er verleugnen, dass trotzdem das Herz eines Helden in seiner Brust schlägt und bereit ist, sich für das, was wichtig ist, einzusetzen, auch wenn er sich dabei selbst opfert. Das merkt man, als der Imperator seine Freunde als Druckmittel gegen ihn einsetzt.
Es mag sein, dass die Handlung und Charakterisierung in ihren Grundzügen nicht gerade innovativ klingt, aber sie wird interessant, spannend und auf einem hohen Niveau präsentiert.
Cade Skywalker ist ein moderner Held, seelisch gebrochen und ambivalent, aber vielleicht gerade deswegen besser vorbereitet auf die chaotischen Zeiten, in denen er lebt, als ein anderer. Wie auch seine Gegner muss er immer wieder überraschen und täuschen, falsch spielen und auf unerwartete Veränderungen gefasst sein.
Derweil spinnen auch die imperialen Speichellecker ihre eigenen Intrigen fernab der Sith, um daraus mehr Macht zu schöpfen, und sind ebenfalls für kleine Überraschungen gut. Nur die wahre Identität von Darth Krayt ist etwas enttäuschend. Nach all den Andeutungen hat man jemand ganz anderen erwartet, um die Spannung noch zu erhöhen.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass die „Star Wars“-Reihen von Dark Horse qualitativ weit über dem Durchschnitt der üblichen Comic-Serien liegen, aber mit Geschichte wie „Legacy” zeigen sie, was das Medium wirklich kann. Nicht nur die Zeichnungen sind herausragend, auch der Inhalt überzeugt durch eine actionreiche, ausgefeilte Handlung und hintergründige Figuren. Was kann man mehr von einem guten Sci-Fi-Abenteuer erwarten?