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Wolf, Arthur Gordon: Schwarze Sterne - Katzendämmerung 1 (Buch)
Arthur Gordon Wolf
Schwarze Sterne
Katzendämmerung
Eloy, 2008, Paperback, 458 Seiten, 15,00 EUR
Von Carsten Kuhr
Das bislang umfangreichste Buch aus dem engagierten Verlag für unheimliche Phantastik, Eloy Edictions, präsentiert uns einen Autor, der dem Leser bislang hauptsächlich durch seine Kurzgeschichten und Rezensionen ein Begriff ist.
Als Andreas Wolf veröffentlicht der Lehrer seine kürzeren Texte und Besprechungen, mit seiner „Katzendämmerung“-Trilogie legt er meines Wissens erstmals eine Romanveröffentlichung vor.
Eloy Edictions hat, und das ist mehr als ungewöhnlich, die ersten beiden Bände der Trilogie in vorliegendem Buch zusammengefasst. Warum man allerdings den dritten Teil nicht beigegeben hat, bleibt ein Rätsel.
Die äußere Gestaltung des Paperbacks macht neugierig. Wir sehen die figürliche Darstellung einer Katze vor einem altägyptischem Pergament und den Schatten einer Frau.
Die Handlung beginnt im Jahr 1906. Während San Francisco von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht wird, brechen immer wieder Feuer aus. Nicht immer aber sind geborstene Gasleitungen oder offene Feuerstellen dafür verantwortlich.
Ein perverser Kinderschänder nutzt die Gunst der Stunde, um ein junges Mädchen einzufangen und in seinen Folter-Keller zu bringen. Doch dann erweist sich sein vermeintlich hilfloses Opfer, die „flammende Jenny“, als ganz besondere Pyromanin. Feuer umspielt ihre Haut, Feuer, das nicht verbrennt - sie zumindest nicht ...
1990 kehren wir mit dem Autor in die Bay Gegend zurück. Thomas Trait arbeitet als erfolgreicher Modefotograf. Ein Auftrag führt ihn zu den Raubtiergehegen im örtlichen Zoo. Eine Frau in der Zuschauermenge sticht ihm dabei ins Auge. Schöne Körper, beeindruckende Gesichter, das ist er bei seinem Beruf gewöhnt, doch derartig ausdrucksstarke Augen hat auch er noch nie gesehen. Am Gehege eines Ligers, eine Kreuzung zwischen Tiger und Löwe beginnt eine Romanze, die sein Leben und sein Weltbild auf den Kopf stellen wird.
Die nächsten Wochen, Monate und Jahre stehen ganz im Bann ihrer gewalttätigen Libido. In der Wohnung der faszinierenden Frau, die mehr einem Museum für altägyptische Kunst kombiniert mit einer Sammlung uralter Katzenstatuen gleicht, fallen die beiden wild und zügellos übereinander her. Was als erotische Tour-de-Force beginnt, das entwickelt immer tiefere, emotionale Züge. Doch dann bleibt Natascha immer öfter über Nacht weg. Als Thom sie verfolgt, findet er seine große Liebe im sodomitischen Akt mit dem Liger wieder. Sein Entsetzensschrei stört das einträchtige Liebesspiel, Natascha findet unter den Klauen des Ligers ihr blutiges Ende.
Kurz danach schließt sich Thomas eine schwarze Katze, Tascha genannt, an. In ihren Augen glaubt er, den Blick seiner verflossenen Liebe wieder zu erkennen. Ist es nur dem festen Griff des Gin erlegen, oder steckt mehr hinter seinem Wahn?
Bastet selbst, die ägyptische Katzengöttin, wandelt auf seinen Wegen und versucht, ihren Geist, ihm zuliebe, wieder in einen menschlichen Körper zu versetzen. Ein Plan, der nicht nur uralte Magie und die Hilfe längst vergessener Götter benötigt, sondern auch ein Opfer, denn merke: der Tod ist nicht das Ende, doch selten meint es das Schicksalsrad wirklich gut mit den Sterblichen ...
Arthur Gorden Wolf, um beim Pseudonym zu bleiben, hat zwei jeweils faszinierende Geschichten vorgelegt.
Bevor ich näher auf diese eingehe bleibt mir aber die Frage, was diese auskunftsgemäß Bestandteile einer Trilogie überhaupt miteinander zu tun haben. Auf den ersten Blick, auch beim zweiten ändert sich nichts, verbindet die beiden Erzählungen mit Ausnahme des groben Handlungsortes nichts. Vielleicht lüftet der dritte, in Vorbereitung befindliche, Band das Rätsel.
Der erste Band, eigentlich umfangmäßig eher eine Novelle als ein Roman, spielt sehr geschickt mit der Erwartungshaltung des Rezipienten. Das Motiv der vom Erdbeben heimgesuchten Pazifikstadt ist uns aus Filmen und Büchern nur allzu bekannt. Dass sich in der Stadt Gewalt und Verzweiflung ausbreitet, damit rechnet man. Dass aber ein perverser Kinderschänder die „Gunst der Stunde“ dazu nutzt, um auf Beutezug zu gehen, das fordert vom Leser schon Einiges an Bereitschaft. Dennoch passt die Handlungsweise zu unserem Pädophilen, muss der Leser geschockt mit ansehen, wie dieser das schon von Elend, Angst und Verlust geplagte Opfer noch zusätzlich bedroht. Umso überraschender für mich, dass der Autor hier darauf verzichtet uns in die Rolle des Kindes zu versetzen, sondern konsequent seinen Blick auf den Täter richtet. Dass sich das scheinbar ohnmächtige Opfer dann sehr wohl seiner Haut zu wehren weiß; wurde vorab angedeutet, bleibt aber letztlich eine genauere Erklärung der Umstände - noch - schuldig.
Im zweiten Teil geht der Autor wesentlich direkter an seine Charaktere heran.
Mit Thomas haben wir eine Identifikationsfigur, die zwar nicht übertrieben sympathisch dargestellt wird, die aber Ecken und Kanten hat, die schwierig ist, aber auch interessant. Seine Obsession - denn ewig lockt das Weib - treibt ihn dazu; sich selbst aufzugeben, sich ganz dem Hier und Jetzt zu öffnen. Dieser Rauschzustand wurde von Wolf sehr gut herausgearbeitet.
Immer wieder nimmt die Handlung überraschende Wendungen, werden neue Elemente in die Handlung eingebaut. Bei all der Konzentration auf unsere beiden Hauptpersonen bleiben deren Umgebung und die Nebendarsteller ziemlich unscharf. Auffallend auch, dass die ansonsten stilistisch solide Ausführung des Textes in den Passagen, die der Beschwörung vorausgehen; insbesondere in den Dialogen; ein wenig holpern. Hier wollte Wolf wohl unbedingt schnell zum Finale mit einem wirklich nervenzerfetzenden Cliffhanger kommen.
Insgesamt stellt sich hier ein Autor dem Publikum vor, der auch im längeren Text zu faszinieren weiß, der geschickt alte Mythen mit einer modernen Handlung vermischt und dessen Text seinen ganz eigenen; morbiden Charme ausstrahlt.
hinzugefügt: April 28th 2008 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Eloy Hits: 4166 Sprache:
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