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Stein, Jeanne C.: Lockruf des Blutes (Buch)
Jeanne C. Stein
Lockruf des Blutes
(Blood Drive)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Katharina Volk
Knaur, 2008, Taschenbuch, 382 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-426-63853-8
Von Carsten Kuhr
Anna Strongs Familie hat so einige Nackenschläge einstecken müssen. Vor 14 Jahren wurde Annas Bruder von einem Betrunkenen überfahren und starb an den Folgen des Unfalls.
Dass Anna daraufhin ihr Lehramt niederlegt, um künftig als Kopfgeldjägerin ihre Brötchen zu verdienen, hat ihrer Mutter, die als Rektorin der örtlichen High-School vorsteht, einen weiteren, herben Schlag versetzt.
Kein Wunder, dass Anna versucht ihren Eltern weiteren Unbill zu ersparen. Als sich die ehemalige Freundin von Annas verstorbenen Bruder meldet, und der überraschten Familie mitteilt, dass sie Großeltern eines 14-jährigen Mädchens seien, kann Anna das nicht glauben. Dass ihre Nichte dazu noch drogenabhängig und von zu Hause weggelaufen sei, das weckt erst recht ihren Argwohn. Sie beschließt, sich die Sache näher anzuschauen, und kommt einem Kinder-Pornoring auf die Spur. Die eigene Mutter hat das Kind den Verbrechern zugeführt, die Videos geistern im Netz umher.
Auf der Suche nach ihrer geflüchteten Nichte kommt es Anna zupass, dass sie als Vampir über mächtige Kräfte verfügt. Unbekannte wollen das Beweismaterial, das das Mädchen bei ihrer Flucht mitgenommen hat, zurück, koste es was wolle. Und so macht Anna sich auf, den skrupellosen Kinderschändern dass Fürchten zu lehren. Doch neben einem undurchsichtigen Ermittlerpaar in Diensten des FBI, und einem charismatischen Vertrauenslehrer kommt ihr auch ihre noch ungewohnten Vampirerbe ins Gehege, denn angesichts ihrer Gegner kann sie ihre selbstzerstörerische Wut kaum zügeln ...
Neben den ausgezeichneten Romanen von Jim Butcher um den übernatürlichen Detektiv Harry Dresden hat sich der Knaur Verlag im Bereich der boomenden Urban Fantasy Welle mit Jeanne C. Steins „Anna Strong“-Serie positioniert.
In den USA sind bislang vier Romane erschienen, die sich dort allesamt recht ansehnlich auf den Bestsellerlisten schlagen.
Ich muss zugeben, dass mich der Auftaktband nicht eben vom Hocker riss. Zu stereotyp entwickelte sich die Handlung, zu austauschbar erschien mit der Aufzug, zu uninteressant präsentierte sich die Protagonistin.
Vorliegend konzentriert sich die Autorin zunächst fast gänzlich auf die Handlung rund um das missbrauchte Kind. Voller Elan macht sich Anna auf die Suche nach ihrer Nichte, verfolgt die Spuren mit detektivischem Gespür und entbrennt in gleißender Wut angesichts der perversen Verbrechen, denen sie auf die Spur kommt. Das ist nachvollziehbar, das entwickelt im Verlauf der Handlung eine gehörige Portion Dynamik und besticht durch einen temporeichen Handlungsbogen.
Allerdings bleibt die Beschreibung der Personen doch recht oberflächlich, die Chance, Anna angesichts der Hiobsbotschaften mit mehr Tiefe und Facetten auszugestalten, wird ein wenig verschenkt.
Interessant wird es dann wieder, als die Autorin beginnt, ihre neu gewandelte Vampirin und deren Kräfte näher zu beleuchten. Als unerfahrene, aber mit großen Gaben ausgestattete Bluttrinkerin muss Anna zunächst ihre neuen Kräfte kennen lernen. Dabei stößt sie immer wieder an ihre Grenzen, lehnt aber Hilfsangebote kategorisch ab. Dieser Dickkopf macht uns die Person Anna sympathisch, erfüllt sie mit Leben. Dabei gelingt es Stein, uns nach und nach ihre übernatürlichen Wesen und deren Subkultur vorzustellen. Wir lernen Gestaltwandler kennen, begegnen einem geheimen Staat im Staate.
Hier hat die Serie Potential, und ich bin gespannt, ob und wie die Autorin dieses in den Folgebänden zu nutzen weiß.
Ansätze - gute Ansätze - für eine wirklich eigenständige Schöpfung liegen vor, eine Steigerung gegenüber dem Debütroman ist ersichtlich, so dass ich auf den dritten Teil gespannt bin.
hinzugefügt: May 8th 2008 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Knaur Hits: 2245 Sprache:
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