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Tillmanns, Andrea: Erik im Land der Drachen (Buch)

Andrea Tillmanns
Erik im Land der Drachen
Titelillustration von Christel Scheja
Iatros, 2008, Taschenbuch, 156 Seiten, 10,00 EUR, ISBN 978-3-937439-55-6

Von Irene Salzmann

Der zehnjährige Erik leidet an einer Hautkrankheit, die ihn in seiner neuen Klasse zum Außenseiter macht. Der einzige Lichtblick ist seine Freundschaft mit René, der jedoch seit diesem Jahr eine andere Schule besucht. Die Treffen nehmen ein jähes Ende, als René, der nicht wegen Erik gehänselt werden will, diesen im Stich lässt. Nach der bitteren Erfahrung kostet es Erik einige Überwindung, sich seiner Mitschülerin Sara zu öffnen.
Als er auf dem Dachboden seiner Großmutter ein altes Buch entdeckt, das von ‚der Quelle der Hoffnung’ erzählt, die ein Mädchen mit einem ähnlichen Ausschlag heilte, wünscht sich Erik auch ein solches Wunder. Nacht für Nacht träumt er von der Quelle, in die er schließlich hinein fällt – und plötzlich findet er sich in einer märchenhaften Welt wieder.
Auf der Suche nach dem Heimweg wird Erik von einem Zwerg gefangen genommen, aus dessen Behausung er mit einiger Not entkommen kann. Das nächste Unglück verhindert ein sprechender Ameisenbär, der sich Aldan nennt, und wenig später stößt die Waldelfe Bermi zu den beiden. Nach und nach erzählen sie Erik, was im Land Tamlia vor sich geht:
Malin hat jedem das Lachen verboten, und wer sich nicht an das Gesetz hält, wird als Rebell verhaftet. Viele Menschen und sprechende Tiere sind bereits im Gefängnis gelandet. Auch Erik und seine neuen Freunde werden schon bald gejagt. Doch der böse Herrscher hat noch Schlimmeres vor. Mit Magie ruft er einen Furcht erregenden Drachen herbei…


Gegenwärtig erfreuen sich phantastische Kinder- und Jugendbücher großer Beliebtheit. Die Verlage antworten mit den Werken bekannter und weniger bekannter Autoren auf das Interesse der Leserschaft, das durch Titel wie „Harry Potter“, „His Dark Materials“, „Bartimäus“ oder „Die Spiderwick-Geheimnisse“ geweckt wurde.
Andrea Tillmanns’ „Erik im Land der Drachen“ ist ein Fantasy-Roman, der sich an Mädchen und Jungen im Alter von 8 – 12 Jahren wendet.

Die Rahmenhandlung stellt Erik als einen ganz normalen Schüler vor, der darunter leidet, dass er wegen seiner Hauterkrankung gemobbt wird. Ein Märchenbuch lässt Hoffnung auf Heilung in ihm keimen und erweist sich schließlich als der Weg in ein fremdartiges Land, in dem Menschen, sprechende Tiere und viele Fabel-Wesen leben. Nicht alle sind Erik freundlich gesonnen, aber er findet treue Gefährten, die ihm beistehen. Immer wieder muss sich der Junge bewähren und über sich hinaus wachsen, wenn ihm oder einem seiner Freunde Gefahr droht. Er beweist Ideenreichtum und einen Mut, den er früher nicht an sich kannte. So wird schließlich auch Malin auf ihn aufmerksam und will ihn töten lassen. Da nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick hin scheint, kommt die Rettung ganz überraschend und durch jemanden, von dem man es nicht erwartet hätte.
Erfahrene Leser kennen das Motiv, das eine Person der Gegenwart in ein phantastisches Land oder ein heroisches Zeitalter versetzt wird, dort lernen muss, sich zurechtzufinden und schließlich für sich selber und die dortigen Bewohner eine Wende zum Besseren bringt. Obwohl der Protagonist meist gegen seinen Willen aus der vertrauten Umgebung gerissen wird und nur selten über spezielle Kenntnisse verfügt, die ihm dann von Nutzen sind, passt er sich vor allem Dank der Hilfe von neuen Freunden rasch an, sieht nun viele Dinge aus einem anderen Blickwinkel und entwickelt Fähigkeiten, durch die sich auch sein reales Leben verändert. In Eriks Fall sind das Selbstbewusstsein und Hoffnung.
Die Autorin bedient sich zwar gängiger Archetypen – der Außenseiter, die Gefährten und Helfer, der Bösewicht und seine Schergen - und eines vorhersehbaren Handlungsverlaufs, aber nur so weit, wie dies für eine funktionierende Geschichte notwendig ist. Wo es sich anbietet, werden die Basismotive variiert, und überraschende Wendungen sorgen für Spannung.
Positiv fällt auf, dass die Handlung einer klaren Linie folgt und sich nicht in Nebensächlichkeiten verliert. Dadurch gibt es auch keinerlei Längen. Obwohl die kleine Gruppe um Erik hingerichtet werden soll, wird auf unnötige Gewalt und Beschreibungen, die ängstlichen Kindern zusetzen könnten, verzichtet. Selbst die Bösen sind nicht durch und durch negativ, sondern fähig, sich zu ändern.
Natürlich geht die Geschichte gut aus - so wie man es sich wünscht. Ein unrealistisches, vielleicht sogar kitschiges Ende wird vermieden. Erik hat Hoffnung und Selbstvertrauen, und das genügt ihm für die Zukunft. Diese Lösung überzeugt auch das reifere Publikum.
Andrea Tillmanns schreibt routiniert und flüssig. Kinder, die gern lesen, ziehen ohnehin die – auch sprachlich - etwas anspruchsvolleren Lektüren vor. Dieses Bedürfnis wird bestens erfüllt, ohne dass Syntax und Semantik gleich wieder zu kompliziert für die Zielgruppe wären.

Alles in allem ist „Erik im Land der Drachen“ ein wirklich gelungenes, kindgerechtes Buch für junge Leser und Leserinnen, die phantastische, nicht zu gruselige Abenteuer mögen.
Zu erwähnen sei noch die stimmungsvolle Titelillustration von Christel Scheja, die vielen erwachsenen Lesern von phantastischen Büchern als Autorin und Grafikerin bekannt sein dürfte.

hinzugefügt: May 19th 2008
Tester: Irene Salzmann
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