Philipp Bobrowski
Das Lächeln der Kriegerin
Titelillustration unter Verwendung eines Bildes von Silke Hameister
Hinstorff, 2008, Hardcover, 224 Seiten, 16,90 EUR
Von Christel Scheja
Bisher hat der 1970 geborene Autor Philipp Bobrowski nur Kurzgeschichten veröffentlicht, wobei er sich nicht auf ein Genre festlegen ließ. Dass er die Fantasy aber besonders schätzt, merkt man an seinem Romandebüt „Das Lächeln der Kriegerin”.
Noch ist alles in Ordnung, als Lothiel mit ihren Eltern die Grenzfeste besucht, um Waren abzuliefern und Einkäufe zu machen. Sie besucht ihren Freund Gilborn, der dort in die Lehre gegangen ist, und bewundert die trutzige Burg, die in den Himmel ragt und von prächtig gekleideten Wachen bewacht wird.
Doch schon wenige Tage später findet sie einen Verwundeten im Wald, der schreckliche Dinge erzählt: Ein Heer ist aus dem Nichts erschienen und hat Burg und Stadt eingenommen. Er ist einer der wenigen, die entkommen konnten, um die Kunde weiter zu tragen, doch nun zu verletzt, um die Reise fortsetzen zu können.
Es braucht nicht viel für Lothiel, um ihre Eltern zu überreden, gehen zu dürfen. Sie will in die Königsstadt reiten, um den Grafen und die Königin zu warnen. Schon bald bricht sie auf und bekommt das Heer mit eigenen Augen zu sehen. Mehrfach gerät sie in Gefahr und kann erst spät auf die große Oststraße zurückkehren. Dabei erzählt sie aber allen, denen sie vertrauen kann, von der großen Gefahr, die auf sie zukommt.
Und so weiß man schon, als welchem Grund sie an den Hof will, als sie schließlich das Schloss erreicht. Die Königin ist dankbar für die Nachrichten und verspricht, den bedrohten Provinzen zur Hilfe zu eilen.
Lothiel ist allerdings etwas anderes wichtig. Sie will so schnell wie möglich zu ihren Eltern zurück, um zu sehen, ob sie den Eindringlingen entkommen konnten. Doch noch ahnt sie nicht, welch hohen Preis sie bezahlen muss und was sie in den Wirren des herauf ziehenden Krieges alles erwartet.
Viele Kritiker behaupten, das es nicht möglich sei, in der Fantasy tiefgründig zu schreiben und den Figuren Charakterentwicklungen zu ermöglichen, doch es gibt immer wieder Autoren, die das Gegenteil beweisen. Philip Bobrowski gehört dazu.
Auch wenn die Geschichte recht einfach gestrickt ist und sehr geradlinig verläuft, so steckt doch noch einiges mehr dahinter. Immer wieder wird die junge Heldin mit Problemen konfrontiert, denen sie sich alleine zu stellen hat. Manchmal trifft sie Entscheidungen, die nicht ganz so günstig verlaufen, und muss lernen, mit den Folgen zu leben.
Sie wird immer tiefer in den Krieg verwickelt, doch anstatt zu einer strahlenden Heldin zu werden, die nach Ruhm sucht, erkennt sie, wie sehr Hass, Rachegelüste und Wut einen Menschen zerstören können und zieht ihre Lehren daraus. Sie findet heraus, was im Leben wirklich wichtig ist und klammert sich daran, um nicht genau so zu werden wie ihre Feinde.
Am Ende ist sie um einiges erwachsener geworden, hat sich aber dennoch einen Teil ihrer Kindheit bewahrt und damit auch die Fähigkeit, fröhlich in die Zukunft zu schauen und einen Neuanfang zu wagen.
Zwar macht es sich der Autor stellenweise etwas zu einfach und geht nicht immer so in die Tiefe, wie man es sich wünschen würde, aber gerade das macht das Buch auch schon für jüngere Leser interessant.
Folglich zählt „Das Lächeln der Kriegerin” zur waschechten All Age-Fantasy, in der sich nicht nur ganz junge sondern auch erwachsene Leser wieder finden werden. Für alle gibt es einen spannenden Aspekt der Geschichte.