Brodie’s Law 1
Projekt Jameson
Daley Osiyeni, David Burcham & Alan Grant
(Brodie‘s Law 1 - 6, 2004)
Aus dem Englischen von Christian Langenhagen
Titelbild und Innenillustrationen von David Bircham
Cross Cult, 2008, Hardcover, 164 Seiten, 19,80 EUR, ISBN 978-3-936480-87-0
Von Christel Scheja
Egal welches Genre man nimmt, man erkennt sofort, ob man einen britischen oder amerikanischen Comic vor sich hat. Denn die Europäer wagen mehr als ihre Cousins über dem großen Teich. Sie können härter und kompromissloser in der Darstellung von Gewalt sein, schrecken vor Erotik nicht zurück und durchsetzen ihren Humor durchweg mit Sarkasmus, wenn nicht sogar zynischen Untertönen.
Das kann man auch gut bei „Brodie’s Law“ erkennen, der das Milieu der Halbwelt mit einer knallharten Action-Story und einem Hauch Science Fiction verbindet.
Jack Brodie ist in den richtigen Kreisen bekannt wie ein bunter Hund. Schnell und kompromisslos erledigt er seine Aufträge, gleich, ob es nun um die Beschaffung heißer Ware oder die Liquidierung von unliebsamen Gefolgsleuten, Verrätern oder Konkurrenten geht. Bisher ist er so gut wie unbeschadet aus jedem Auftrag gekommen, aber diesmal bricht ihm seine einzige große Schwäche fast das Genick.
Als er sich seine Frau Marla aus der Gewalt eines Gangsterbosses zurück holt, beginnt eine Verfolgungsjagd, die seinesgleichen sucht, denn nicht nur dessen Schergen sondern auch die Polizei haben es auf ihn abgesehen, wenn nicht sogar noch mehr Leute.
Schnell findet Jack Brodie heraus, dass jemand hinter ihm her ist, der sich nicht scheut, über Leichen zu gehen. Sie töten Marla und entführen seinen Sohn, nur weil er noch immer eine Disc in seinem Besitz hat, die er aus den Büros einer Firma entwendete. Welche Geheimnisse birgt der Datenträger, dass Menschen bereit sind, so weit zu gehen?
Als Brodie eine japanische Wissenschaftlerin namens Tomokai entführt, eröffnen sich für ihn ungeahnte Möglichkeiten, denn die auf der Disc gespeicherten Formeln könnten ihm ermöglichen, jederzeit in die Gestalt eines anderen zu schlüpfen, ohne seinen eigenen Körper verlassen zu müssen.
Was sich zunächst wie ein klassischer Thriller im Gangstermilieu liest - der Killer, der sich nicht länger nur benutzen lassen will, dreht den Spieß um - wandelt sich schon bald in eine Geschichte mit mehr Zündstoff. Denn nichts ist so, wie es scheint, und auch nachdem Brodie die Gentherapie hat über sich ergehen lassen, die es ihm ermöglicht in die Gestalt von anderen Menschen - auch Frauen - zu schlüpfen, nimmt die Spannung nicht ab. Immer wieder nimmt die Handlung eine unerwartete Wendung, es treten Nebenwirkungen und Schwächen auf. Es ist seine eigene Haut, die ihn mehrfach verrät, und schon bald spürt er den Preis, den er zahlen muss. Und nicht zuletzt bleibt offen, ob er wirklich aus freiem Willen diesen gewagten Schritt gegangen ist oder aber auch nur wieder manipuliert wurde.
Immer wenn man glaubt, dass man jetzt wüsste, was Sache ist, geschieht etwas anderes und wirft die Wahrheiten wieder um.
Das wird bis zum Äußersten ausgereizt, macht aber die Spannung des Comics aus, auch wenn die eine oder andere Finte durchschaubar ist, und manches sich beim genauen Lesen und Hinsehen früh erschließt.
Die Handlung lässt dem Leser allerdings nicht viel Zeit, um darüber nachzudenken, denn sie wartet nicht nur mit einem Höchstmaß an Action sondern auch mit sehr dynamischen Zeichnungen auf.
Trotzdem sind - wenn man solch düstere und böse Geschichten vor einem Halbwelt-Hintergrund mag - spannende Lesestunden garantiert, da die Story mehr Ebenen bietet als man zunächst erwartet.