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Sternenfaust 9: Raumkapitän Sun-Tarin, Alfred Bekker (Buch)
Sternenfaust 9
Alfred Bekker
Raumkapitän Sun-Tarin
Zaubermond, 2008, Hardcover, 256 Seiten, 14,95 EUR
Von Carsten Kuhr
Tau Ceti III, auch Second Earth genannt, steht diesmal im Mittelpunkt der Erzählung. Eine der ersten Kolonien, die die Menschen je errichtet haben. Mit unterlichtschnellen Schiffen erreichten die ersten Siedler den erdähnlichen Planeten, und machten sich ihre zweite Erde untertan.
Riesige Laufvögel - nach ihrem Erforscher Beltran genannt - dienten als hauptsächlicher Nahrungslieferant, die Ansiedlung unter dem charismatischen, aber auch despotisch regierenden Präsidenten Arthur Jennings I prosperierte.
Erst nach Jahren entdeckte Beltram, dass der erste Eindruck, bei den Riesenvögeln handele es sich nur um Tiere, falsch war. Die Beltram sind eine intelligente Gattung, der Mensch auf Tau Ceti III ernährt sich offensichtlich von einer anderen, intelligenten Spezies. Seine Entdeckung wird lange Zeit unterdrückt, später, nach Aufnahme der Kolonie in die Solaren Welten, sträubte sich die Regierung zunächst erfolgreich gegen die Durchsetzung des Artenschutzes.
Jahre später, während des ersten Kridanisch-Menschlichen Krieges, hat die Sternenfaust das System zwecks Überholung ihrer Maschinen angeflogen. Am Raumfort angedockt wird die Besatzung Zeuge eines heimtückischen Angriffs der Kridan. Unbemannte Drohnen, die mit Splitterbomben ausgestattet sind, zerstören einen Großteil der im System befindlichen Raumschiffe. Sun-Tarin, der später als Austausch-Offizier auf der Sternenfaust seinen Dienst ableisten wird, wurde ausgesandt, das System tief im Inneren der menschlichen Hegemonie anzugreifen, und einen Brückenkopf aufzubauen...
Alfred Bekkers „Sternenfaust“-Romane innerhalb des Zaubermond Verlages präsentieren immer wieder glaubwürdige, weil differenziert ausgestaltete Portraits von Alien-Gesellschaften.
So hat es mich wenig gewundert, dass das Buch zunächst aus Sicht eines Kridan die Geschichte eines Angriffs im Krieg zwischen den Vogelähnlichen und den Menschen erzählt. So gelingt es dem Autor, durch diesen ungewöhnlichen Sichtwinkel seiner Handlung zusätzliche Tiefe und Faszination zu verleihen.
Wie ganz wenige seiner Kollegen versteht Bekker es, mit scheinbar nebenbei eingestreuten Details das Bild einer fremden Kultur und ihrer Besonderheiten zu portraitieren. Gerade die in die Beschreibung aufgenommenen Alltäglichkeiten im Leben der Fremdvölker sind es, die für eine innere Überzeugungskraft der Fremdvölker sorgen.
Im Mittelpunkt steht dieses Mal nicht etwa aber, wie man annehmen könnte, der Anschlag der Kridan auf Tau Ceti III, sondern die Geschichte der Kolonie.
Einfühlsam, aber in sich spannend und kurzweilig berichtet uns der Autor von der Besiedelung der Welt, von den späten Erkenntnissen in Hinsicht auf die Fauna und deren Unterdrückung - eine Tragödie, wie es Miles Jennings, einer der Nachfahren des Anführers der Siedler, zu Recht nennt.
Es werden Themata wie die moralische Rechtfertigung von einer modifizierten Form des Kannibalismus durch den Verzehr intelligenter Wesen angesprochen, die man sonst in derartigen Romanen vergebens sucht. Ist es ein Verbrechen, wenn der Verzehrte seinen Tod und das anschließende Mahl nicht nur duldet sondern regelrecht fordert - Fragen, die sicherlich nachdenkenswert sind.
hinzugefügt: June 3rd 2008 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Zaubermond Hits: 2338 Sprache: german
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