Douglass, Sara: DAS VERMÄCHNTIS DER STERNENBRAUT (Buch)

Sara Douglass: Das Vermächtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 5 ( Starman - Book Three of the Axis Trilogy) Veröffentlicht bei Harper Collins, Sydney, übersetzt aus dem australischen Englisch von Marcel Bieger, Piper Hardcover 2004, ISBN 3-492-70005-5,493 Seiten, Titelillustration von Zero Euro 19.90

Von Carsten Kuhr

Über's Jahr verteilt lese ich eine ganze Menge Bücher. Ein Grossteil der Titel kommt dabei aus dem Subgenre des modernen Fantasy Romans. Lässt man die diesbezüglichen Publikationen der deutschsprachigen Verlage einmal Revue passieren, so fällt einem auf, dass die Handlung der meisten Fantasy Epen sich an dem grossen Vorbild des „Herrn der Ringe“ aus Tolkien 'scher Feder orientieren. Meist offerieren uns die Autoren einen jugendlichen Helden, der vom Schicksal ausgewählt und mit einem magischen Hilfsmittel ausgestattet an seiner Aufgabe wächst. Begleitet von der scheinbar unabänderlichen Schar Helfer, wobei weder ein trinkfreudiger Zwerg noch ein bogenschiessender Elf fehlen darf, geleitet durch die gütige Weisheit eines alten Zauberers macht sich unser Protagonist auf, seine Welt in letzter Sekunde vor dem drohenden Übel zu retten.

Diese Uniformität ist angesichts des grossen Erfolges des Buches aber auch der Verfilmung der Trilogie verständlich, führt beim Leser aber zu gewissen Ermüdungserscheinungen. Ich möchte schlichtweg nicht immer die gleiche Geschichte mit geringen Abweichungen von der Norm lesen, und ständig mit denselben phantastischen Wesen konfrontiert werden. Ich suche Abwechslung, neue Blickwinkel und Handlungsabläufe. Um so dankbarer bin ich daher, wenn ein Werk sich einmal ein wenig abseits der ausgetretenen Pfade bewegt, wenn der Inhalt und die auftretenden Personen mich überraschen.
Sara Douglass' Trilogie, die für ihre deutsche Ausgabe des Umfangs wegen auf insgesamt sechs Bücher aufgeteilt wurde, bot in dieser Hinsicht bislang sehr unterschiedliche Kost. Überzeugten mich die ersten beiden Bände aufgrund eines zunächst vorhersehbar scheinenden Plots wenig, so überraschten mich die beiden im Herbst 2003 publizierten Bücher positiv.
Viele der bisherigen Widersacher ereilte im Mittelband der Trilogie ihr verdientes Schicksal. Die Handlung kam voran, und die Figuren gewannen deutlich an Tiefe und damit an Überzeugung. Rekapitulieren wir kurz, Axis, unser Held, ist von der Prophezeiung dazu ausgewählt die seit Jahrhunderten getrennten drei Völker zu einen, und gegen den gemeinsamen dunklen Feind ins Feld zu führen. Dabei wird er von den Hütern der Prophezeiung, geringen Göttern gleich, begleitet, findet Freunde und Verbündete in den unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten und Rassen. Geflügelte Menschen unterstützen ihn ebenso, wie seine Frau Ashure, eine mächtige Zauberin. Auch die Baumfreundin Faraday, eine ehemalige Geliebte Axis' spielt eine wesentliche aber noch nicht klar erkennbare Rolle. Alles treibt auf die finale Auseinandersetzung mit dem Halbbruder Axis' Gorgrael und seinen finsteren Horden zu. Deren Überlegenheit scheint so übermächtig, dass der Kampf beinahe schon im Vornhinein verloren ist. So erleidet Axis schwerste Wunden, bleibt nach dem Einsatz all seiner magischen Kräfte zur Abwendung der Vernichtung seines Heeres als wandelnder Leichnam zurück. Auch die wieder auf die Welt zurückgekehrten Götter vermögen kaum in das Geschehen einzugreifen, steht doch ihre eigene Existenz auf dem Spiel.

Nun, so gross anders, als die altvertrauten Themata kommt uns die Handlung nicht entgegen. Statt der Zwerge und Elfen haben wir, der Phantasie der Autorin sei Lob und Dank, geflügelte Krieger und wilde Steppenvölker, doch magische Objekte sind ebenso vertreten, wie die drohende Gefahr, dass die Welt vom Bösen überrannt wird. Auf Erden wandelnde, und sich einmischende Götter, verschollene Rassen, geheime magische Wege und Prophezeiungen sind ebenfalls nicht unbedingt überraschende Einfälle. Solche Handlungsschemata kennen wir zudem aus den Romanen David Eddings auch zuhauf, so dass die Novitäten sich in Grenzen halten. Überhaupt erinnert mich die Handlung doch in so manchen Aspekten an die erfolgreichen Zyklen, die David Edding´s über die Jahre vorgelegt hat.
Dennoch hat Sara Douglass durchaus etwas Eigenständiges geschaffen. Wie bereits in den vorhergehenden Bänden darf man bei der Beurteilung des Buches nicht vergessen, dass dies erst der halbe Roman ist. Insoweit bricht nicht nur die Handlung abrupt ab, auch die Charakterisierung und der Spannungsbogen werden jäh unterbrochen.
In diesem Buch wird die Grundlage für das Finale geschaffen. Alles läuft auf die finale Auseinandersetzung der beiden so ungleichen Halbbrüder hinaus. Dass das Gute zum Schluss triumphiert dürfte unausweichlich sein. Interessant daran eher, auf welche Art und Weise Axis und Ashure ihren Sieg erringen werden, wie die Rätsel sich auflösen und wie es unseren Helden in Zukunft wohl ergehen wird. Hier wird erst nach Erscheinen des Abschlussbandes im Herbst 2004 endgültig geurteilt werden können.
Dieser Teil-Roman las sich recht kurzweilig, ohne mich allerdings wirklich gefangenzunehmen. Zu bedächtig kommt die Handlung in Gang, als dann Tempo aufgenommen wurde kam die Zäsur in Form der Teilung in zwei deutsche Bücher. Zu Beginn der Handlung in diesem Teil muss die Autorin, nachdem sie in ihrem vorhergehenden Buch die Bösewichte zu einem Grossteil abgehandelt hat, wieder neue Widerparts aufbauen, und dies kostet sie Zeit und damit auch Platz, der sonst für die weitere Spannungselemente zur Verfügung gestanden hätte. Hier kam der Plot gemächlich, für meinen Geschmack zu bedächtig in Gang. Erst ab der Mittel des Teilromans wurde es dann wieder interessanter und fesselnder. Neue Geheimnisse wurde benannt, andere Mysterien belüftet und erste Anzeichen in welche Richtung es gehen könnte offenbarten sich. Warten wir, ob und wie es der Autorin am abschliessenden Teil gelingt, alle losen Enden zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzuführen.

Sara Douglass wurde 1957 in Südaustralien geboren. Nach einem Studium der historischen Wissenschaften arbeitete sie als Universitäts-Dozentin für die Geschichte des Mittelalters. Mittlerweile lebt sie als Vollzeitautorin in einem viktorianischen Cottage in Bendigo.

hinzugefügt: July 29th 2004
Tester: Carsten Kuhr
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