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Barnes, Jonathan: Das Albtraumreich des Edward Moon (Buch)

Jonathan Barnes
Das Albtraumreich des Edward Moon
(The Somnambulist, 2007)
Aus dem Englischen von Biggy Winter
Piper, 2008, Hardcover, 400 Seiten 19,90 EUR, ISBN 978-3-492-70157-0

Von Thomas Folgmann

Edward Moon war einst ein großer Detektiv, doch seit er einen Fall nicht zu einem sauberen Ende führen konnte, ist sein Ansehen gesunken. Auch seine Variete-Vorstellungen sind im London des Jahres 1901 nicht mehr das, was sie einmal waren. Einzig sein Freund, der Schlafwandler, zieht den einen oder anderen neuen Besucher an.
Als sich ihm die Gelegenheit bietet, einige Mordfälle zu untersuchen, greift Moon zu. Durch die Lösung des Falles hofft er, wieder die Person, die Persönlichkeit zu werden, die er früher war.
Das geheimnisvolle Direktorium, eine Organisation außerhalb jeglicher Gerichtsbarkeit, wittert hinter den Morden eine Verschwörung und wendet sich ebenfalls an Moon.


Auf dem Umschlag des Buches ist folgender Absatz zu finden: „Dieser Roman ist ein grässliches Konvolut von Unsinnigkeiten, bevölkert von wenig überzeugenden Charakteren, geschrieben in öder Prosa, oft genug lächerlich und durchweg bizarr. Sie werden kein Wort glauben, und doch ist alles wahr!“
Es gibt tatsächlich diverse bizarre Gestalten in dem Roman: der schweigende Schlafwandler, der unverletzbar scheint und eine Vorliebe für Milch hegt, ein Mann der davon überzeugt ist rückwärts durch die Zeit zu reisen, ein Fliegenmensch, ein Dichter... Zwei untote (dämonische?) Mörder, die zum Schluss hin auftreten, erinnern sehr stark an Neil Gaimans „Neverwhere“, wie auch das ganze Umfeld bei Barnes, eine Vorgeschichte zu „Neverwhere“ bilden könnte. Ohne allerdings Gaimans Roman auch nur annähernd zu erreichen.
Die anfängliche Kriminalgeschichte verliert sich nach einiger Zeit in einem Wust von Verschwörungstheorien, mysteriösen Anspielungen und unzähligen Charakteren, die kurz auftauchen, um dann keine weitere Rolle mehr zu spielen. Moon löst auch keinen Fall mehr, sondern verliert sich im viktorianischen London in seinen und den Marotten der anderen. Seien diese anderen nun Gegenspieler oder ehemalige Weggefährten.
Zum Teil mag das in der Absicht des Erzählers liegen, um eben auch die Lethargie Moons, die ihn immer wieder überfällt, herauszustellen, insgesamt im Buch dann aber eben doch nur als eine Ansammlung von Szenen und Gestalten erscheint - teilweise recht blutrünstige Szenen und im Großen und Ganzen Gestalten, die aus einer Freashow stammen könnten. Es fehlt das tiefer gehende Verständnis für die diversen Figuren, eine genauere Zeichnung, die dem Leser einen Zugang in diese Albtraumwelt und zu seinen Bewohnern gestattet hätte.
Eine Beschränkung auf einige wenige Charaktere, und diese dann besser beschrieben, hätte dem Roman nicht geschadet. Die Stimmung des alten London, das Bild der Stadt, in der Reich und Arm nebeneinander leben, wird ordentlich transportiert, und bei allen oben genannten Schwächen bleibt das Ganze ein durchaus lesenswertes Buch.

Die zu Beginn geschürten Hoffnungen auf einen hervorragenden Mystery-Thriller oder dann doch wenigstens eine gute Kriminalgeschichte erfüllen sich leider nicht. Aber für ein paar Stunden gute Unterhaltung genügen der Stil der Erzählung, die bizarren Gestalten und das Stimmungsbild des viktorianisch-düsteren London allemal.

hinzugefügt: June 17th 2008
Tester: Thomas Folgmann
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