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Herrmann, Hans: Im Garten der Hesperiden (Buch)

Hans Herrmann
Im Garten der Hesperiden
Titelbild: Timo Kümmel
Atlantis, 2008, Paperback, 168 Seiten, 11,90 EUR, ISBN 978-3-936742-96-1

Von Irene Salzmann

Heinrich von Lohnsfeld, ein junger Ritter des Deutschen Ordens, wird 1415 auf eine gefährliche Reise gesandt: Angeblich soll er den Seeweg nach Indien finden, doch schon nach wenigen Tagen auf See merken er und die Matrosen, dass Kapitän Jan Kilpert nach Westen segeln lässt – zum Rand der bekannten Welt.
Dem raubeinigen Alten gelingt es, die drohende Meuterei im Keim zu ersticken, und als die Windsbraut schließlich auf Land stößt, sind die Ängste und jeglicher Widerstand vergessen, denn wertvolle Beute lockt. Die Eingeborenen nehmen die Seefahrer freundlich auf und lassen sie an ihrem Leben teilhaben. Nach einem befremdlichen Ritual erfahren die Männer von einem grausamen Gott, der Menschenopfer verlangt. Ist das die Spur, nach der sie suchen?
Und tatsächlich stoßen die Seeleute auf einer der Nachbarinseln auf die Überreste einer vergessenen Kultur, die ungeahnte Schrecken birgt…


Zunächst hat man den Eindruck, einen historischen Roman, der im Zeitalter der großen Entdeckungen angesiedelt ist, in Händen zu halten. Das Abenteuer wird mit einem unverbrauchten Hintergrund verknüpft, der Geschichte des Deutschen Ordens, der bis zu seinem Niedergang im Mittelalter das Baltikum beherrschte. Die Bestrebungen, dem Orden wieder zu seiner einstigen Macht zu verhelfen, liefern den Anlass, die Protagonisten auf eine weite, gefahrvolle Reise zu schicken.
Das Ziel ist ein vergessenes Land im Westen, von dem die alten Schriften der Wikinger berichten. Dieses möchte der Deutsche Orden wieder entdecken und mit seinen Schätzen für sich beanspruchen. Die Überfahrt gelingt Dank eines erfahrenen, skrupellosen Kapitäns, dem eine Vergangenheit mit den Vitalienbrüdern nachgesagt wird. Schließlich knüpfen die Seeleute freundschaftliche Kontakte zu den Eingeborenen, die ihnen wertvolle Hinweise liefern, wo nach dem zu suchen ist, was sie eigentlich nach Antilia führte.
Ab diesem Punkt ändert sich das Genre, und der Roman wird als Fantasy-Erzählung fortgesetzt. Bekannte Mythen werden in die bislang realistische Handlung eingeflochten: Atlantis, die Templer, der Stein der Weisen. Allerdings beschränkt sich das phantastische Element weiterhin auf ein Minimum, so dass es keinen Bruch gibt.
Der Schweizer Autor Hans Herrmann liegt damit im Trend der beliebten Abenteuer-Romane, die in der näheren oder weiter zurückliegenden Vergangenheit spielen, sich mit ungeklärten Rätseln befassen und mit einem Hauch Mystery garniert sind. Dadurch spricht er nicht nur die Fantasy-Fans sondern auch die Freunde des historischen Abenteuers an.
Die Charaktere werden glaubwürdig dargestellt. Es gibt keine überlegene Hauptfigur; selbst Heinrich von Lohnsfeld, der Ich-Erzähler, ist im Prinzip nur ein Mitglied der Besatzung und ein Beobachter, der entgegen seiner offiziellen Rolle nicht alles weiß und erst nach und nach zu ahnen beginnt, was wirklich gespielt wird.
Als erfahrener Leser mag man manche Entwicklung vorhersehen, doch bleiben noch genügend Wendungen, die für Spannung sorgen. Am reizvollsten sind jedoch die historischen Details, die bildlichen Beschreibungen und die überzeugenden Protagonisten, die das 15. Jahrhundert lebendig werden lassen. Man merkt, dass der Autor im Vorfeld gründliche Recherchen betrieben hat und dass er sein Wissen nutzte, um ein atmosphärisch dichtes Gefüge zu schaffen, in dem einfach alles stimmt.

„Im Garten der Hesperiden“ ist keine Action-Fantasy, sondern ein eher stiller und sorgfältig aufgebauter Roman, der einen wenig strapazierten Hintergrund mit bekannten Mythen verknüpft und auf diese Weise die Bedürfnisse des Publikums nach frischen Themen einerseits und Vertrautem auf der anderen Seite befriedigt.
Das Buch ist routiniert geschrieben und weiß von der ersten bis zur letzten Seite zu unterhalten; der Reißer zu Beginn wäre gar nicht notwendig gewesen.
Möchte man etwas anderes als die weitgehend standardisierte Fantasy lesen, wird man von diesem Titel wirklich sehr angenehm überrascht.

hinzugefügt: June 17th 2008
Tester: Irene Salzmann
Punkte:
zugehöriger Link: Atlantis
Hits: 2870
Sprache:

  

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