Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels
George Lucas, Jeff Nathanson, David Koepp, John Jackson Miller
(Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull 1 & 2, 2008)
Titelbild von Drew Struzan
Zeichnungen von Luke Ross, Cliff Richards, Fabio Laguna, Eber Ferreira, Dan Jackson, Pamela Rambo
Aus dem Amerikanischen von Claudia Kern
Panini, 2008, Paperback, 100 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86607-573-3
Von Christel Scheja
In den 1980er Jahren feierte Indiana Jones mit seinen drei Abenteuern im Schatten des heraufdämmernden 2. Weltkriegs große Erfolge und ist bis heute unvergessen. Wie kein anderer steht er für den Inbegriff des Abenteuerhelden, der gleichzeitig Kämpfer und Gelehrter ist, Wissenssucher und Schatzgräber. Manchmal am Rande der Legalität agierend gelingt es ihm doch immer wieder, dem Bösen Einhalt zu gebieten und so die Welt vor machtgierigen Einzelpersonen und dem Wahnsinn der Nazis zu retten. Die Abenteuer lehnen sich eng an die Geschichten der Pulp-Romane und Serials an und übertragen sie auf die große Leinwand. Gerade die bunte Mischung aus wilden Stunts, phantasievollen Spezialeffekten und munter mit Mythen und Klischees spielenden Geschichten faszinierte die Leute.
Zwar deutete das Ende des dritten Filmes darauf hin, dass mit der Serie Schluss sein sollte, aber Gerüchte um einen vierten Film und mögliche weitere Fortsetzungen reizten auch die drei Hauptverantwortlichen - George Lucas, Steven Spielberg und Harrison Ford - noch ein viertes Abenteuer zu schaffen. Bis zu dessen Umsetzung dauerte es allerdings achtzehn Jahre.
Und deshalb versetzte man auch die Handlung in das Jahr 1957. Feinde sind nicht mehr die Faschisten sondern die Russen. Der kalte Krieg ist in vollem Gange, und jede Nation versucht sich gegenüber der anderen Vorteile zu verschaffen und sei es durch den Einsatz der Atombombe. Paranoia macht sich breit, was in den Hetzjagden des konservativen Senators McCarthy gipfelt.
Indiana Jones wird unversehens ein Teil des Machtkampfs, als Unbekannte ihn und seinen Freund Mac entführen und in eine abgelegene Halle in Nevada bringen. Es sind Russen unter der Führung der kämpferischen Elitewissenschaftlerin Irina. Der Archäologe soll in dem Lager für sie ein altes Artefakt aufspüren, das er einst selbst ins Land gebracht hat. Er erfüllt zwar den Wunsch, beginnt sich dann aber zu wehren und kann entkommen. Da er sich in Sperrgebiet aufgehalten hat, wird er allerdings verhaftet und strengen Verhören unterzogen. Der Verdacht, mit den Kommunisten gemeinsame Sache zu machen, kostet ihm seine Professur.
Doch ehe er genauer darüber nachdenken kann, tritt der junge Mutt Williams in sein Leben. Weil nun auch andere gute Freunde und nicht zuletzt Marion Ravenwood, seine ehemalige Geliebte, in Gefahr sind, beschließt er, Hut und Peitsche zu ergreifen und den Kampf gegen die Russen aufzunehmen. Auf der Reise in den südamerikanischen Dschungel und dem Kampf um ein uraltes Vermächtnis erlebt er so manche – und nicht nur von den Russen verursachte - Überraschung.
Comic-Adaptionen haben es an sich, besonders kritisch betrachtet zu werden. Auch wenn der Film und das graphische Medium sich sehr nahe stehen, was die Bildsprache angeht, so muss doch der Comic immer wieder Abstriche machen, da er nur Standbilder wiedergeben kann und die Figuren durch die Vereinfachung nicht immer ganz so aussehen können wie die Schauspieler. Das ist auch bei „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels” der Fall. Die Umsetzung ist handwerklich zwar sauber, aber man findet nicht viel Eigenständiges. Die Geschichte wirkt ebenfalls sehr episodenhaft - man hat immer wieder das Gefühl, dass einzelne Szenen oder auch nur Bilder und Dialoge fehlen, selbst wenn die Handlung im Großen und Ganzen ordentlich umgesetzt wurde.
Auch hier merkt man sehr deutlich, dass der Comic nur in Zusammenhang mit dem Film funktionieren kann. Die Geschichte steht nicht für sich allein, wie man es sonst von Comics kennt. Die Sorgfalt der Autoren und Künstler richtet sich eher darauf, den Film genau wiederzugeben.
Das macht die Graphic Novel zwar zu einer interessanten Ergänzung zum Film, aber darüber hinaus nicht unbedingt zu einem Comic, den man kennen muss.