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Masters of Horror: Right to Die (DVD)

Masters of Horror
Right to Die
USA 2007, Regie: Rob Schmidt, mit Martin Donovan, Julia Anderson, Robin Sydney u.a.

Von Thomas Harbach

Während die erste Staffel der „Masters of Horror” in Joe Dantes „Homecoming“ ihren inhaltlichen wie auch politischen Höhepunkt gefunden hat, wendet sich Produzent Mike Garris eher vordergründig zwei gesellschaftlich-sozialen Brennpunkten zu. Dem Recht oder Unrecht einer Abtreibung in John Carpenters „Pro Life“ und in der vorliegenden Folge „Right to Die“ von Rob Schmidt dem Thema Sterbehilfe.
Während John Carpenters Geschichte schließlich in einer eher grotesken als wirklich moralisch überdenkenswerten Monsterjagd endete, legt Regisseur Rob Schmidt den Fokus auf die Moral und schlägt entschlossen den Bogen zu den EC-Comics der 60er Jahre.
Menschen/Wesen, denen Unrecht angetan worden ist, suchen mittels übernatürlicher Hilfsmittel ihre Rache und die Verbrecher werden drastisch brutal angesichts der Schwere ihrer Verbrechen bestraft. Die „Auge um Auge, Zahn um Zahn“-Mentalität hat allerdings in den letzten vierzig Jahren seit dem Erscheinen der Comics sehr viel an Faszination eingebüßt und die gegenwärtige Zuschauer erwarten mehr, als eine einfach gestrickte, stringent erzählte Geschichte. Joe Dante hat gezeigt, wie man mit effektiven Mitteln und vor allem einem ungemein nuanciert geschriebenen Drehbuch dem Genre neues Leben einhauchen kann. Auch Rob Schmidt hat mit seinem bislang einzigen Kino-Horrorbeitrag – „Wrong Turn“ - gezeigt, dass es noch erzählenswerte Geschichten im Slasher-Subgenre gibt. Warum die Mischung dann in der vorliegenden Episode nur fast, aber nicht ganz überzeugend funktioniert, lässt sich schwer erklären.
Wie fast alle Episoden der zweiten Season leidet „Right to Die“ in wichtigen Punkten unter der Unentschlossenheit der Produzenten, über den expliziert hohen Gore-Inhalt hinaus den Zuschauern wirklich effektiv geschriebene Drehbücher zu präsentieren. Im vorliegenden Fall greifen sie auf altbekannte Plot-Elemente zurück, die „liebevoll“ für die Gegenwart restauriert worden sind.
In einigen Fällen können diese Schwächen dank guter schauspielerischer Leistungen ausgeglichen werden, andere, wie die vorliegende Episode, flüchten sich in schwarzen Humor. Die Folgen, in denen beide Komponente nicht greifen, präsentieren zumindest sehr gute blutige Tricksequenzen. In „Right to Die“ fügen sich alle drei Punkte zu einer zumindest ansehenswerten Episode zusammen.

Wie viele gute Horrorfilme und Horrorbücher beginnt der Film mit einer im Kern alltäglichen Situation. „Right to Die“ basiert sehr lose in seinen realen Passagen auf dem Schicksal eines schwer verletzten Koma-Patienten in den USA.
So beginnt „Right to Die“ auch weniger wie ein Horrorfilm, sondern eine Familiengeschichte. Cliff - eine solide, wenn auch stellenweise zu zurückhaltende Darstellung von Martin Donovan - und Abby - auch durch die ganzen Verbände und unter dem schweren Make Up in der zweiten Hälfte der Folge gelingt es Julia Anderson, als auch ihrem Bodydouble Xantha Randley ungemein eindringlich, die Schwächen und Stärken ihres Charakters in erster Linie mit subtilen Gesten auszudrücken - sind auf dem Weg nach Hause. Sie beginnen sich während der Fahrt zu streiten. Eine Unachtsamkeit führt zu einem schweren Unfall. Cliff verlässt den Wagen kaum verletzt, während seine Frau in dem brennenden Auto schwerste Verbrennungen erleidet. Cliff wird plötzlich mit der Entscheidung konfrontiert, die Lebens erhaltenden Geräte abzustellen.

Es empfiehlt sich, „Right to Die“ von Beginn an sehr intensiv anzuschauen. Auch wenn der Plot dem Zuschauer aus unzähligen, oft rührseligen, Dramen bekannt vorkommt. Erst mit den Erkenntnissen, welche sowohl Cliff als auch der Zuschauer im Verlaufe der Folge gewinnen, bekommt der Anfang einen besseren, subversiveren Sinn.
Die Dialoge greifen auf Ereignisse zurück, welche der Zuschauer zu diesem Zeitpunkt noch nicht kennt. Diese Vorgehensweise ist von Rob Schmidt sehr effektiv umgesetzt worden, beinhaltet allerdings auch das Risiko, das sich der außenstehende Betrachter ausgegrenzt fühlt und der „Masters of Horror“-Folge keine zweite Chance gibt. Dazu wirkt Donovan besonders in den ersten Szenen sowohl vor, als auch nach dem Unfall zu unterkühlt, als wäre alles Absicht gewesen.

In diese Richtung legt Rob Schmidt zusammen mit seinem Drehbuchautor John Esposito allerdings keine Spuren. Nach dem ruhigen Beginn - trotz des Unfalls - und der Konzentration auf die Frage, ob Cliff die Maschinen abschalten lassen soll oder nicht, ändert sich eher urplötzlich als schleichend der Fokus der Episode. Es beginnt erst mit den unangenehmen Untersuchungen und Operationen. Hier gelingt es den Trickexperten, unangenehm überzeugend einen Menschen darzustellen, dessen Körperhaut überwiegend verbrannt ist. Dass Cliff in verschiedenen Alpträumen mit der gesunden wie auch verbrannten Abby das schlechte Gewissen plagt, dient als Übergang zum Ehedrama. Das Opfer Abby wird zum einzigen Sympathieträger der Episode, obwohl sie aufgrund ihres Komas und vor allem ihrer Verletzungen zumindest nicht vordergründig in die Handlung eingreifen kann.
Der Zuschauer beginnt sich unwillkürlich auf ihre Seite zu stellen und für sich die Frage zu erörtern, ob ein „Täter“ wie Cliff überhaupt den Stab brechen darf.
Kaum hat man diese Ebene gedanklich angerissen, wechselt der Spannungsbogen ein weiteres Mal. Aus dem Ehepaar wird eine Dreieckesgeschichte und Cliff vermutet, das Abby irgendwo Geld versteckt hat.

Mehr und mehr entzieht Rob Schmidt im Verlaufe der nächsten Minuten seinem auf den ersten Blick bürgerlich durchschnittlichen Protagonisten den Boden unter den Füßen. Abby hat kurz vor dem Unfall von Cliffs Affäre erfahren. Vielleicht versucht jetzt ihr Geist, Rache für ihr Schicksal zu nehmen?

Was für „Right to Die“ spricht, ist die Entschlossenheit Schmidts, seinen Fokus nicht mehr zu ändern. Obwohl der Zuschauer ahnt, dass Abbys Geist Rache an allen aus ihrer Versicherung Begünstigten bzw. später ihrem Noch-Ehemann zu nehmen versucht, hat der Regisseur direkt nach dem Unfall ihre Position so stark etabliert, dass der Zuschauer in seinen Sympathiebekundungen fast gefangen ist. Eine derartig intensive Identifikation mit den einzelnen Protagonisten ist Rob Schmidt auch in seinem Kinodebüt gelungen. Es gibt nur wenige Horrorfilme der näheren Gegenwart (ab den achtziger Jahren aufwärts), die über weite Strecken fast ausschließlich von ihren Charakteren überzeugend getragen werden. Mit etwas mehr Mienenspiel auf Donovans Seite wäre der Film allerdings noch intensiver geworden. In seiner Leistung zeigt sich Rob Schmidts Unerfahrenheit, Schauspieler noch besser durch ihre Rolle zu geleiten.

Im Vergleich allerdings zu dem mehr und mehr dominierenden J- Horror - siehe stellvertretend die wenig erbauliche Folge „Dream Cruise“ der „Masters of Horror“-Reihe - greift Rob Schmidt jetzt auf die Splatter-Traumsequenzen insbesondere aus Tony Randels unterschätztem „Hellbound“ zurück. Auch handlungstechnisch finden sich unnötigerweise einige Ähnlichkeiten. Während die Charaktere in „Hellbound“ sich schließlich in einem dunklen Labyrinth verlieren, kehrt Rob Schmidt mit dem Dreh am Ende der Folge wieder in das anfängliche schon angesprochen EC-Comicreich zurück. Wie allerdings „Hellbound“ - und dieser Tradition folgend zu wenige „Masters of Horror“-Episoden - geht es Rob Schmidt weniger bis gar nicht darum, seine Zuschauer klassisch profan zu erschrecken. Der einfache simple Schrecken aus den Splatter-Filmen wird zu Gunsten einer immer intensiver werdenden Atmosphäre einer sich stetig steigernden, aber nicht greifbaren Bedrohung aufgelöst.

Nach einem rasanten eher intellektuellen Spurt in der Mitte des Films nimmt sich Rob Schmidt erstaunlicherweise aufgrund der kurzen Laufzeit der Folge wieder die Zeit, den blutigen, aber in seiner Konsequenz unvermeidlichen Showdown vorzubereiten. Im Vergleich allerdings zum Auftakt der Folge leidet das Ende nicht nur unter einer gewissen Vorhersehbarkeit, die Trickeffekte sind deutlich schwächer als die Make Up Szenen. Es spricht für die Experten, dass ausgerechnet die Szenen, in denen der Zuschauer zusammen mit Cliff mit Abbys Verletzungen konfrontiert wird, dem Zuschauer eher im Gedächtnis bleiben. Sie wirken intensiver, dringen tiefer unter die Haut - ein vielleicht nicht unbedingt passender Wortspiel - als die später übertriebenen Splatter-Effekte.
Am Ende der Folge versucht Rob Schmidt größtenteils erfolgreich, diese Schwächen wieder auszugleichen.

Die Frage, ob man allerdings einen Koma-Patienten von den Maschinen abschalten soll oder nicht, bleibt unbeantwortet. Und damit reiht sich „Right to Die“ ambivalent in die gleiche Reihe wie „Pro Life“ ein. Beide Folgen sind der Ansicht, es reicht, die Frage in den Raum zu werfen, die Antworten kann und will eine Horror-Episode nicht geben. Die fehlende Schärfe, die Angst, eine Position zu beziehen, negiert einige sehr gute Elemente dieser Folge und hinterlässt am Ende ein Gefühl der Leere. Im Vergleich allerdings zu John Carpenters sehr schwacher Episode, kann sich Rob Schmidt auf ein solide geschriebenes, mit pointierten Dialogen und gut platziertem schwarzen Humor gespicktes Drehbuch verlassen.
Schon in „Wrong Turn“ hat Rob Schmidt bewiesen, dass er aus bekannten Material zumindest handlungstechnisch einen packenden, gut inszenierten Film schaffen kann. Dieses Kunststück gelingt ihm mit dem im Vergleich zu seinem Kinodebüt besser geschriebenen, aber schwächer charakterisierten „Right to Die“ ein zweites Mal.
In der insgesamt durchschnittlichen zweiten Staffel gehört die Folge zu den besseren Episoden, die sich den Wurzeln insbesondere im psychologisch-blutigen Horrorfilm der achtziger Jahre durchaus ehrenhaft bewusst ist.

Splendid hat dieser Folge den interessanten Audiokommentar von Rob Schmidt hinzugefügt. Sehr gewissenhaft gibt er den Zuhörern einen Eindruck von seiner Vorgehensweise, seiner Zusammenarbeit mit den Schauspielern und hebt besonders die Make Up Effekte hervor. Neben dem informativen und weniger auf Werbung ausgerichteten Making Of hat Splendid das Feature über die Trickeffekte in drei Segmente aufgeteilt. Alleine die Titel „Die zweite Haut“, „Der heiße Fuß“ und „Liebesspiel - The Abby Thing?“ geben dem Zuschauer einen Hinweis auf die Themen, die hier wirklich ausführlich behandelt werden. Das Bildformat 1.78:1 ist überzeugend, die Farben sind kräftig, die Kontraste scharf und stimmig. Es gibt wieder zwei Tonspuren, beide in Dolby Digital 5.1. Die Synchronisation ist zufriedenstellend, es empfiehlt sich allerdings, den Film im Originalton anzuschauen. Die Toneffekte zwischen den Dialogen und in Kombination mit dem Soundtrack von Joey Santiago überzeugen.

DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital Stereo 2.0 (Kommentar)
Untertitel: deutsch (Audiokommentar)

DVD-Extras:
Audiokommentar, Making of, Feature

hinzugefügt: June 24th 2008
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Splendid
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Sprache:

  

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