Luuna 3
Auf den Spuren von Oh-Mah-Ah
Didier Crisse, Nicolas Keramidas & Bruno Garcia
(Luuna: Dans les traces d’Oh-Mah-Ah, 2004)
Aus dem Französischen von Monja Reichert
Splitter, 2008, Hardcover, 48 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-939823-82-7
Von Irene Salzmann
Die Paumanoks sind gewissermaßen das Bindeglied zwischen der Welt der Götter und der der Menschen, denn sie können mit Tieren sprechen und Naturgeister sehen. Auch Luuna verfügt über diese Gabe – und mehr: Nachdem der Dämon Unkui sie verfluchte, indem er ihr ein gutes und ein böses Totem sandte, verwandelt sie sich in Vollmondnächten in eine blutrünstige Kreatur. Angeblich sollen die Stämme im Süden über große Magie verfügen und wissen, wie der Fluch aufgehoben werden kann. Um Hilfe zu finden, begibt sich Luuna auf die weite und gefahrvolle Wanderung.
Als sie wieder Tod und Zerstörung über unschuldige Wesen bringt, verlangen die Shinakas Wiedergutmachung. Luuna, die ihr dunkles Ich nicht kontrollieren kann, bereut aufrichtig und folgt ihrem Führer in eine tiefe Höhle, wo sie auf Oh-Mah-Ah trifft, die Geschichte seines Volkes erfährt und eine Aufgabe genannt bekommt. Das böse Totem jedoch sorgt für neues Unheil…
In Frankreich sind bisher fünf und in Deutschland drei Bände der Serie „Luuna“ erschienen, die ihre Motive ebenso wie die Reihe „Canari“ (Didier Crisse & Carlos Meglia) aus der indianischen Mythologie bezieht. Auch hier steht eine junge Frau im Mittelpunkt, die durch das Einwirken höherer Mächte aus ihrem vertrauten Alltag gerissen wird und viele Abenteuer überstehen muss, bevor sie – vielleicht - eine Lösung für ihre Probleme findet.
Kennt man die vorherigen Bände nicht, so kann man nur erraten, was Luuna zugestoßen ist. Der Klappentext und die Dialoge liefern so manche Hinweise, dank derer man sich in einer laufenden Handlung, in die man gleich auf der ersten Seite hinein gestoßen wird, einigermaßen zurechtfindet. Ebenso abrupt endet die Episode mit einem Cliffhanger, der Schlimmes für die gebeutelten Protagonisten befürchten lässt. Zweifellos beraubt man sich eines Teils des Lesevergnügens, wenn man nicht bei Band 1 die Lektüre von „Luuna“ beginnt.
Die sympathische Titelheldin ist mit einigen schrulligen Begleitern, den beiden Totems und drei Naturgeistern, unterwegs, die die meiste Zeit für mehr Chaos sorgen, als dass sie wirklich von Nutzen sind. Aus den Dialogen und der Situationskomik, die von den Bildern eingefangen wird, bezieht die Geschichte ihren nicht zu aufgedrehten Humor, der die düsteren Ereignisse immer wieder etwas auflockert. Umso dramatischer wirken nach Momenten der Ruhe oder des Spaßes dann auch die Veränderungen, die Luuna durchmacht. Diese werden durch die Kolorierung noch verdeutlicht. Dominieren sonst warme, erdige Brauntöne, so betonen kalte Blau- und Grünnuancen das Unheimliche und die Gefahr.
Die Illustrationen sind comichaft und wirken durchaus putzig. Nicolas Keramidas’ Stil ist eigenständig und lässt sich vielleicht am ehesten noch mit dem der Zeichner von Reihen wie „Ythaq“, „Slhoka“ oder „Ganarah“ vergleichen.
Mag man hübsch gezeichnete Fantasy-Comics mit einem eher ungewöhnlichen, frischen Setting und Lektüren wie „Canari“, „Ishanti“ oder „Marlysa“, dann sollte man einen Blick in „Luuna“ werfen.