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Steer, Dugald A. & Wood, A. J.: Das große Buch der Drachologie (Buch)

Dugald A. Steer & A. J. Wood
Das große Buch der Drachologie
(A Field Guide to Dragons, 2007)
Aus dem Englischen Ute Löwenberg
Titel- und Innenillustrationen von Douglas Carrel
12 3-D-Drachenmodelle aus Pappe zum Zusammenbauen
Ars Edition, 2008, Hardcover, 40 Seiten, 29,90 EUR, ISBN 978-3-7607-3267-1

Von Christel Scheja

Drachen sind die beliebtesten Fabelwesen. Das drückt sich nicht nur in unzähligen Bildern und Romanen aus, auf und in denen sie eine Hauptrolle spielen, sei es nun als gefährliches Monster, halb intelligenter Pferdeersatz, lustiger Sidekick, weiser Freund oder uraltes mächtiges Wesen von großer Macht, sondern auch in einer kaum noch schätzbaren Anzahl von Logos, Schmuck, Figuren und Spielzeugen.
Schon Kinder sind von den Drachen fasziniert, die ihnen in Film und Fernsehen mal als Fantasy-Wesen, mal als halber Dinosaurier begegnen.

Deshalb ist vermutlich auch die „Drachen“-Reihe des Verlages Ars Edition so erfolgreich. Zu keinem anderen Thema sind dort bisher mehr Werke erschienen. Alles begann mit der „Expedition in die Geheime Welt der Drachen“. Die jungen Leser konnten dort die gesammelten Werke des Professor Dr. Ernest Drake studieren, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, junge Menschen mit den phantastischen Wesen vertraut zu machen, um ihnen später sein Vermächtnis zu übergeben.
Das ganze wurde durch „ Das geheime Handbuch der Drachenkunde“ und „Drachologie – Ein Kurs für Drachenforscher: Aufspüren und Zähmen“ intensiviert. In „Das magische Drachenauge“ erweckte der Autor Dugald A. Steer den kauzigen Wissenschaftler und seine Schüler sogar in einer spannenden Romanhandlung zu Leben, die in die letzten Jahre des viktorianischen Zeitalters entführte. Dazu passt der Charme der Illustrationen, die in Gestaltung und Aufbau an John Tenniels Bilder zu „Alice im Wunderland“ erinnern. Wie auch schon die Sachbücher, so ist auch der Roman reich mit Zeichnungen versehen.

Nun ist mit „Das große Buch der Drachologie – ein Bestimmungsbuch“ ein weiterer Band der Reihe erschienen. Bereits ein Aufkleber auf dem Buchdeckel kündigt es an: Herzstück des Bandes sind zwölf farbige 3-D Modelle verschiedener Drachen, die nur zusammengesteckt werden müssen, und dem Leser zur Orientierung dienen sollen. Sie ergänzen das vierzigseitige Bestimmungsbuch, in dem nicht nur die gängigsten der noch lebenden Drachenrassen vorgestellt werden sondern auch bereits ausgestorbene Arten bis hin zu den Urformen, die sich aus den Dinosauriern entwickelt haben könnten. Sogar spekulative Rassen, deren Existenz nicht bewiesen und recht zweifelhaft ist, sind zu finden.
Eine Einführung erklärt, wie der junge Sucher mit dem Buch umzugehen oder was es mit der Drachenwanderung auf sich hat und welche Lebensräume die Geschöpfe bevorzugen. Welche Ausrüstung ist dabei notwendig, und was muss man sonst noch an Vorsichtsmaßnahmen einplanen? Wie auch schon in den anderen Bänden sind hier kleine Büchlein und Zettel eingeklebt, die man erst offenen muss, um hinter ihre Geheimnisse zu kommen.
Weiter erklärt das Buch, wie die Drachenrassen entstanden sind, warum bereits so viele Arten ausgestorben und welche gefährdet sind, und wie man den weiteren Schwund aufhalten oder zumindest das Aussterben verlangsamen kann. Auf jeweils ein bis zwei Seiten werden die sechzehn wichtigsten noch lebenden Rassen beschrieben, wie etwa der Gargouille, der Knucker oder der Lindwurm. Auch Wywern und Hydra werden dazu gerechnet.
Neben dem Aussehen der unterschiedlichen Arten spielen auch noch Lebensraum, Vorkommen und Nahrungsgewohnheiten eine Rolle, selbst zu Angriffstechniken und Fortpflanzung werden ein paar Worte verloren. Hin und wieder gibt es Praxistipps, wenn man bestimmte Dinge beachten muss.
Pseudodrachenarten sind hingegen der Cocaktrix, Phönix oder gar der Komodo-Waran. Interessant sind hier die Begründungen, die sogar halbwegs plausibel wirken.

„Das große Buch der Drachologie – Ein Bestimmungsbuch“ besticht vor allem durch seine schöne Aufmachung. Die Modelle sind im Stil alter Illustrationen und Figuren aus Papier gehalten, so wie man sie im 19. und frühen 20. Jahrhundert den Kindern zum Spielen gab: Sie wirken detailreich und pseudorealistisch, aber doch irgendwie verspielt.
Das gleiche trifft auf die feinen Feder- und Bleistiftzeichnungen zu. Sie illustrieren – teilweise koloriert - den auf bräunlich marmoriertes Papier gedruckten Text. Dieser ist bewusst in einem pseudowissenschaftlichen, aber nicht all zu schwer verständlichen Stil gehalten. So hat man insgesamt das Gefühl, sich mehr mit einem kryptozoologischen Werk als nur mit einem Phantasieprodukt zu beschäftigen.
Das Buch nimmt seine Leser bewusst ernst. Die eigentlich fiktiven Beschreibungen sind gut durchdacht. Selbst ältere Leser, die ein bisschen mehr Ahnung in Biologie haben, werden die Angaben als nachvollziehbar und durchaus in ihrem Kosmos glaubwürdig anerkennen. Trotzdem wahrt das Buch durch die Verlagerung seiner Entstehung in die Anfänge des letzten Jahrhunderts eine gewisse Distanz zu der Gegenwart und beschwört eine unwirkliche, aber faszinierend magische Atmosphäre herauf.
Das Buch mag zwar in erster Linie auf Kinder ausgerichtet sein, kann aber auch Erwachsene durch die schöne Aufmachung und den informativen Inhalt problemlos in den Bann schlagen. Hier stimmt einfach alles: die liebevollen Beschreibungen, die interessante Darstellung der Drachen, die all die Erkenntnisse und Theorien mit einfließen lässt, die man in den letzten Jahrzehnten gesammelt hat. Immer wieder werden Brücken zur Kryptozoologie geschlagen – der Wissenschaft, die sich mit Tieren beschäftigt, von denen zwar Legenden und Sagen erzählen, deren Existenz aber bis heute noch nicht nachgewiesen ist.

„Das große Buch der Drachologie – Ein Bestimmungsbuch“ ist zwar recht teuer, aber durchaus jeden Cent wert, wenn man die majestätischen Geschöpfe liebt. Das Buch lässt das Herz eines jeden Drachenfans – egal wie alt - höher schlagen und macht Lust auf mehr. So kann man nur hoffen, dass es in Zukunft noch weitere erbauliche Erkenntnisse aus der geheimen Welt der Drachen geben wird.

hinzugefügt: July 6th 2008
Tester: Christel Scheja
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