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ReGenesis - Season 2 Box (DVD)

ReGenesis – Season 2 Box
Kanada 2005, mit Peter Outerbridge, Mayko Nguyen, Conrad Pla, Dmitry Chepovetsky u.a.

Von Thomas Harbach

Wieder in der mit rotem Kunstblut auffällig gestalteten Hülle legt Red Planet die zweite Staffel der kanadischen Science Fact-Serie „ReGenesis“ vor. In Deutschland sind die dreizehn Folgen auf Arte ausgestrahlt worden.

Auch wenn wieder verschiedene Themen wie Bioterrorismus, Seuchen, mutierende einfachste Bakterien, die Profitgier der Konzerne bei der Unterdrückung wichtiger Medikamente und Forschung über die einzelnen Episoden hinaus zu interessanten Spannungsbögen verbunden worden sind, stehen noch mehr als in der eher technisch- distanzierten ersten Staffel die einzelnen Schicksale der NORBAC-Mitarbeiter im Mittelpunkt der Handlung.
Dabei macht die Serie nicht den Fehler vieler anderer Fernsehepisoden, die Figuren kontinuierlich vor neue Herausforderungen sowohl in beruflicher als auch privater Hinsicht zu stellen, sondern insbesondere für David Sandstroem mit dem Tod seiner Mutter und einer neuen, alten Liebe stellt die Stabilisierung des Status Quo die größte private Herausforderung dar.
Es empfiehlt sich nicht, mit der zweiten Staffel zu beginnen. Viele wichtiger Hintergrundgrundinformationen werden nur unzureichend in den Teasern erwähnt, und die Betonung liegt eher auf Action als Charakteren.

So nimmt die erste Folge („China“) der zweiten Staffel ein wichtiges Element aus der ersten Season wieder auf.
Sandstroem fühlt sich für einen Ausbruch der Spanischen Grippe in den USA verantwortlich. Er hat das Virus bei einem im Eis eingefrorenen Menschen geborgen, ein alter „Freund“ hat es schließlich missbräuchlich eingesetzt. In seinem Frust verlässt er einem Impuls folgend die USA und streift durch China. Hier greift ihn die Volksarmee auf, da eine Epidemie im Binnenland inzwischen neunzehn Menschen getötet hat. Sandstroem soll mithelfen, die Seuche zu bekämpfen. Chinas Militär hat diese natürlich unter den Teppich gekehrt. In einer eher unglaubwürdigen Zuspitzung der Ereignisse gelingt eine indirekte Hilfe dank des kanadischen NORBAC-Teams. Nach diesen Erfahrungen kehrt der frustrierte Sandstroem auf seinen alten Arbeitsplatz zurück. Seine Kündigung ist niemals rechtswirksam angenommen worden.

Mit „HIV positiv“ – fortgesetzt in „Coktail fürs Leben“ - beginnt der erste richtige episodenübergreifende Handlungsbogen.
Die schwangere Vertreterin der amerikanischen Pharmaindustrie und eine der Förderinnen des Instituts wird von einem aus Afrika zurückgekehrten Arzt mit einem bislang unbekannten AIDS-Stamm verseucht. Mit dieser Verzweifelungsaktion wollte er auf die verzweifelte Situation der Menschen auf dem schwarzen Kontinent hinweisen.
Das Drehbuch zeigt mit offensichtlichem Zynismus, dass die Pharmaindustrie für einen der ihren bereit ist, Räder in Bewegung zu setzen, die tausende - wenn nicht zehntausende - von Menschen in Afrika das Leben retten könnten. Sandstroem entschließt sich zu „faulen“, aber gerechten Kompromiss. Die Ergebnisse ihrer Forschung werden unter der Hand an die Ärzte in Afrika weitergegeben.
An dieser Doppelfolge zeigen sich die Stärken, aber auch Schwächen der Serie. Die Charaktere in ihrer Verzweifelung, Wut, aber auch Hoffnung sind überzeugend gezeichnet, ihre Handlungen für einen wissenschaftlichen Laien mit Einschränkungen nachvollziehbar und die Kritik an den globalen Konzernen auf der einen Seite und den Bürokraten auf der anderen Seite offen und direkt. Zu den Schwächen gehört insbesondere bei dieser Doppelfolge die fast kitschige Konstruktion mit einigen unnötig rührseligen Szenen und vor allem nicht immer wirklich konsequenten Reaktionen der Leiterin NORBACs, welche der Pharmavertreterin zu viel Respekt entgegen bringt. Die Lösung wird viel zu schnell gefunden und die kritische Note am Ende mit einer vordergründigen „Ende Gut, Alles Gut“ Mentalität weichgespült.

Musste sich NORBAC in der ersten Staffel noch überwiegend mit die nationale Sicherheit bedrohenden Viren und Seuchen sowie Sandstroems Exzentrik auseinandersetzen, wird die Forschungskapazität vor allem auch in der folgenden Episode („Im Bauch von New York“) mehr und mehr für humanistische, aber aus privaten Motiven begonnenen Projekte ge- und benutzt. Sandstroem wird zusammen mit Bob zu einer Konferenz eingeladen und lernt die Obdachlosen in den U-Bahn-Schächten New Yorks kennen. Diese leiden unter einer seltsamen Infektion. Natürlich hilft ihnen Sandstroem, und natürlich finden die NORBAC-Leute zumindest eine mögliche Erklärung. Es kommt nicht mehr darauf an, welche Drogen man raucht, anbauen reicht schon.
Diese Doppelepisode gehört zu den bislang schwächsten, da die menschlichen Komponenten zu aufgebauscht worden sind. Die Dialoge wirken teilweise unnatürlich überzeichnet. Bobs Begegnung mit der Hure mit dem Herzen aus Gold gehört zu den unglaubwürdigsten Szenen. Es ist die zweite Handlungsebene – Jill findet ein Heilmittel gegen Typ 1 Diabetes -, welche die Episode mit sich zieht. Da Jill unerlaubterweise koreanische Stammzellen benutzt hat, welche auch noch unerkannterweise verseucht worden sind, kommt es zu einer politischen Krise.

Diese beeinflusst die Spannungsbögen bis zum Cliffhanger am Ende der zweiten Staffel. Das Spektrum reicht vom möglichen Bioterrorismus in Havanna – gegen einen der Förderer der Invasion in der Schweinebucht – bis zu einer Selbstmordwelle unter Jugendlichen. Nur ein Bakterium, das in der Folge „Tödlicher Dunst“ wieder Stromausfälle verursacht, ist ein Rückfall auf Ideen der ersten Staffel. Zumindest gelingt es allerdings dem Drehbuch, die haarsträubende Prämisse mit ernstem Gesicht und vielen glaubwürdig präsentierten Theorien zu erzählen.

Es sind aber die privaten Ebenen, welche die zweite Staffel von „ReGenesis“ dominieren. Fast wie bei einer mathematischen Gleichung werden allerdings Gewinn und Verlust gegenüber gestellt. So dringt eine alte Liebe wieder in Sandstroems Leben ein, und seine Mutter stirbt. Er muss sich mit seinem offensichtlich an Demenz leidenden Vater auseinandersetzen. Die Leiterin NORBACS kümmert sich um ihren in einem Koma liegenden Neffen. Ihre Schwester ist vor kurzem gestorben. Bon unterstützt sie rührend und einen Moment sieht es so aus, als könne er in das Bewusstsein des Kranken vordringen. Kurz vor seinem möglichen Durchbruch verstirbt der Neffe. Es ist sicherlich ein mutiger Schritt der Produzenten, das Privatleben der einzelnen Charaktere – soweit man aufgrund der verschiedenen Liebeleien zwischen Kollegen noch von einem reinen Privatleben sprechen kann – so stark in die Serie einfließen zu lassen. Dabei wird von Beginn an auf jegliches Soap-Opera-Element verzichtet. Die Distanz zwischen den biowissenschaftlichen „Genies“ und dem Zuschauer wird dank dieser Vorgehensweise über weite Strecken der Serie aufgehoben. Auch wenn es manchmal für einen Laien schwierig ist, den einzelnen Gedankengängen, Theorien und Formeln zu folgen, bleiben die Figuren dank ihrer individuellen Stärken aber auch Schwächen menschlich.
Vor allem wird die in der ersten Staffel dominierende Figur des Dr. David Sandstroems – weiterhin eine solide Leistung Peter Outerbridges, der sehr gut mit seinem Charakter umgehen kann – etwas mehr in den Hintergrund gedrängt. Er ist nicht mehr nur David, der Boss, der im entscheidenden Moment entweder einen exzentrischen Einfall hat – die Schwäche einer anderen interessanten Serie („Numbers“), sondern über weite Strecken ein Teamplayer, der seine Leute benötigt, um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen. An Tiefe gewinnt vor allem Bob. Sein erstes Date in New York wird noch übertrieben dargestellt, doch in dem Moment, in welchem er sich um den im Koma liegenden Glenn kümmert, wirkt sein Charakter dreidimensional. Ihm gelingt es, die Mischung aus Verletzlichkeit und Ehrgeiz, einem Menschen in Not zu helfen, überzeugend zu präsentieren. Meiko verliebt sich in einen verheiraten Swinger und versucht mit ihren sehr unterschiedlichen Emotionen umzugehen. Im Verlaufe der zweiten Staffel gerät sie nach einigen sehr guten, überzeugenden Auftritten wieder in den Hintergrund. Die Forscherin Jill beginnt wieder eine Affäre mit David Sandstroem, in welcher sie sich als der stärkere Partner erweist.
Die zweite Staffel betont die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in einem derartig fordernden Beruf, und nicht selten gelingt es den weiblichen Figuren besser, mit den verschiedenen Krisen umzugehen. Auch wenn David Sandstroem es sich zu Beginn ihrer erneuten Affäre nicht eingestehen will, verliebt er sich in Jill. Das schwierige Verhältnis zwischen Privatleben und berufliche Koexistenz kann sie im Gegensatz zu Sandstroem besser handhaben. Zu den ebenfalls interessanten Figuren der Serie gesellt sich jetzt auch die Leiterin Caroline. Die Fürsorge, mit welcher sie sich um ihren im Koma liegenden Neffen kümmert, gibt ihr menschliche Züge. Auf der anderen Seite ist sie politische Opportunisten, deren Ziel die Erhaltung des Labors ist. Dabei ist sie darauf angewiesen, den größten Geldgeber – die amerikanische Regierung – nicht zu verärgern. Ein schwieriger Balanceakt, der sie zu einem direkten Konfrontationskurs mit David Sandstroem zwingt. In der ersten Folge ist impliziert worden, dass Sandstroem mit allen drei weiblichen Hauptpersonen der Serie zumindest eine Affäre gehabt hat. Während Jill wieder seinem Charme erliegt, können sich Meiko und Caroline mehr und mehr aus seinem charismatischen Schatten befreien und eigene Persönlichkeiten entwickeln. Die Schauspieler liefern in den sicherlich nicht einfachen Rollen solide bis sehr gute Leistungen ab. Sie entwickeln ihre einzelnen Figuren auch dank der fundamental gut geschriebenen Drehbücher sehr konsequent weiter.

Als Staffel wirkt die Season 2 von „ReGenesis“ nicht mehr so dunkel, die teilweise erdrückende Paranoia-Haltung der ersten Staffel weicht einer spannenden Actionserie mit einem fundiert entwickelnden Hintergrund. Erst die zweite Hälfte der insgesamt nur dreizehn Folgen wird von den politischen Ränkespielen dominiert. Aber im Vergleich zu der allgegenwärtigen Bedrohung durch einen Killervirus, das ein Baby auf dem Arm seiner Mutter durch das Land transportiert, sind die Plots goutierbarer. Sehr viel besser handhaben die Autoren die Staffelstabübergabe zwischen den einzelnen Folgen. Oft erkennt der Zuschauer nicht auf den ersten Blick, wie eine Handlungsebene in weitere, später aufgebaute Spannungsbögen einfließt. So wirken die dreizehn Folgen wie ein langer Spielfilm, der nicht unter der intensiven Zeitvorgabe ähnlicher Serien wie „24“ leidet und die Protagonisten zu unlogischen Handlungen zwingt.
Der Sarkasmus der einzelnen Figuren macht einige der erschreckenden Ideen erträglich. Im Gegensatz allerdings zu ersten Staffel – und das ist ein großes Manko – fehlt für den Zuschauer die griffige Verbildlichung der einzelnen Thesen. Insbesondere Sandstroem war nicht selten der Mittler, der mittels Früchten oder anderen greifbaren Gegenständen dem uninformierten Laien zumindest eine kleine Nachhilfestunde in Biogenetik gegeben hat. Nicht selten werfen die Protagonisten zu sorglos mit Fachbegriffen um sich. Im Gegensatz zur berühmten „Star Trek“-Sprache sind die medizinischen Fachbegriffe nachschlagbar, aber in dieser geballten Form vergällen sie das Sehvergnügen.
Wurde diese Erklärungsmethode in der ersten Staffel fast zu oft eingesetzt, macht sich ihr Fehlen besonders in den ersten Folgen extrem bemerkbar.
Die Drehbücher schwanken oft zwischen Anfällen von „Akte X“ – die starke Steigerung der Intelligenz von Kindern, die verseuchte Eier gegessen haben, bevor sie frühzeitig und schnell sterben – und menschlichen Dramen. Oft wirken die vordergründig als Zweiteiler komponierten Folgen in ihrer ersten Hälfte ein wenig zu verkrampft und konstruiert. Die im Hintergrund spielende zweite oder teilweise dritte Handlungsebene lenkt der Zuschauer von diesen Schwächen bei der Inszenierung nicht immer ab. In der zweiten Hälfte, mit einem deutlich stringenteren Plot, werden diese Schwächen dank einer verblüffenden Lösungsansätze überwiegend ausgeglichen, aber in ihrer Gesamtheit wirken einzelne Abschnitte – die Geburt und Versorgung des mit dem HIV-Virus infizierten Babys und die Obdachlosen von New York – im Vergleich zu ersten Staffel etwas schwächer.

Wie kaum eine andere Serie auch dank des interaktiven Portals nutzt „Regensis“ moderne Informationsmedien. Visuell oft dank des Splitscreenverfahrens für den Zuschauer gut erkennbar. Es ist eine globale Welt, in welcher sich die Protagonisten bewegen. Global, was die Informationsbeschaffung angeht. Global, was die Bedrohungen angeht. Bakterien und Viren kennen keine Grenze und können selten zwischen Freund und Feind unterscheiden.

„ReGenesis“ lädt seine Zuschauer ein, an dieser leider realen, aber erschreckenden Welt aktiv teilzunehmen. Aber auch wenn man sich nicht diesen Herausforderungen stellen möchte, gehört die Serie zu den wenigen neorealistischen Fernsehdramen, dessen Keime in „Hill Street Blues“ oder „Emergency Room“ gesät worden sind. In Bezug auf die Dramatik, die einzelnen Ideen und vor allem die sehr überzeugende Kombination aus menschlichen Charakteren in einer realistischen Umwelt steht auch die zweite Staffel diesen legendären Fernsehserien in nichts nach.

Red Planet präsentiert die zweite Staffel in einer empfehlenswerten Qualität. Das Bild ist gestochen scharf, die Farben sind naturalistisch und insbesondere die unter Kunstlicht aufgenommenen Laborszenen überzeugen durch ihre Kontraste. Die Tonspuren sind in Dolby Digital 2.0. Die Synchronisation ist sehr gut gelungen, die Dialoge klar und gut verständlich. Aufgrund der vielen medizinischen Fachbegriffe empfiehlt es sich nur für Profis, auf die originale Spur zurückzugreifen. Die Abstimmung zwischen Hintergrundgeräuschen und vordergründigen Gesprächen ist überzeugend.

DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsche Dolby Digital 2.0 Stereo, englisch Dolby Digital Stereo 2.0

hinzugefügt: July 13th 2008
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
Hits: 2917
Sprache:

  

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