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Gordon, Roderick & Williams, Brian: Tunnel: Das Licht der Finsternis (Hörbuch)
Roderick Gordon & Brian Williams
Tunnel: Das Licht der Finsternis
(Tunnels, 2007)
Gekürzte Lesung nach dem gleichnamigen Jugendbuch „Tunnel – Das Licht der Finsternis“, Arena, 2008
Aus dem Englischen von Franka Fritz und Heinrich Koop, Lesefassung von Ursula Honisch
Gelesen von Andreas Fröhlich
Titelbild von David Wyatt
Foto von Finepic/Henkensielken und Colin McPherson/Corbis
8-seitiges Booklet
Hörverlag, 2008, 8 CDs in aufklappbarer Papp-Box, Spieldauer: ca. 571 Minuten, 29,95 EUR EUR, ISBN 978-3-86717-285-1
Von Irene Salzmann
Eigentlich sind alle Mitglieder der Familie Burrows auf die eine oder andere Weise Außenseiter. Der Vater, ein Forscher, bekommt immer nur Handlanger-Jobs, statt an einer renommierten Universität oder angesehenen Museen arbeiten zu dürfen. Den Ruhm ernten stets andere. Die Mutter hat sich in sich selber zurückgezogen und kümmert sich kaum um Mann und Kinder. Will, der wie sein Vater ein begeisterter Schatzjäger ist, fällt durch sein albinotisches Aussehen auf und fand darum nur in seinem Mitschüler Chester, der an Neurodermitis leidet, einen Freund. Rebecca, die sich akribisch um den Haushalt und ihre persönlichen Angelegenheiten kümmert, wirkt noch am normalsten und erwachsener als die anderen.
Eines Tages stößt Dr. Burrows bei seinen Grabungen unter der Stadt London auf etwas Erstaunliches. Wenn es das ist, was er glaubt, kann die Öffentlichkeit ihm die Anerkennung nicht länger verweigern. Selbst Will verrät er nichts Näheres. Und dann ist er eines Tages spurlos verschwunden. Die Polizei tappt im Dunkeln, die Mutter interessiert sich nicht weiter für den Verbleib ihres Mannes und blüht regelrecht auf, Rebecca bleibt im Hintergrund, und nur Will beginnt voller Sorge zusammen mit Chester, Nachforschungen anzustellen.
Tatsächlich stoßen die Jungen auf einige Hinweise, doch bevor sie diesen nachgehen können, bemerken sie, dass sie von vermummten Männern beobachtet werden. Knapp schaffen sie es, den Verfolgern zu entkommen. Ob die Fremden dafür verantwortlich sind, dass Wills Vater unauffindbar bleibt? Umso emsiger setzen die beiden die Grabungen fort und stoßen auf einen Durchgang in eine bizarre, unterirdische Welt. Allerdings sind die Menschen dort überhaupt nicht freundlich zu den Besuchern von oben. Will und Chester werden gefangen genommen und peinlichen Verhören unterzogen. Ob sie jemals fliehen oder gar Wills Vater aufspüren können?
Seit dem großen Erfolg von „Harry Potter“, der Jung und Alt begeistern konnte, setzen die Verlage zunehmend auf abenteuerlich-phantastische (Hör-) Bücher, die an ein All Age-Publikum adressiert sind. „Der goldene Kompass“, „Der König von Narnia“ und jetzt „Tunnel“ sind einige weitere Beispiele für Romane, die auf ein breites Interesse stießen, als Hörbuch umgesetzt und teilweise auch schon verfilmt wurden.
„Tunnel“ bemüht sich, keine „Harry Potter“-Nacherzählung zu sein. So ist die Handlung im London der Gegenwart angesiedelt und greift realitätsnahe Themen auf. Wills Vater ist ein Schatzjäger mit Leib und Seele, und der Junge tritt freudig in seine Fußstapfen. Ihre Ausgrabungen katapultieren sie und Wills Freund Chester sogleich in ein aufregendes Abenteuer. Die Theorie von der ‚hohlen Erde’, in deren Inneren sich eine ganz eigene Welt entwickelt hat, wurde dabei berücksichtigt.
Allerdings erweist sich die verborgene Kolonie unter den Fundamenten Londons als überaus gefährlich. Wer das Geheimnis kennt, darf nie wieder hinaus. Will wird von Chester getrennt und erfährt viele Dinge, die sein Leben von Grund auf verändern sollen. Jemand, dem er stets vertraute, entpuppt sich als Verräter, und auch einige andere Personen sind nicht das, wofür sie jeder gehalten hat. Trotz allem lässt Will Chester nicht im Stich und gibt auch nicht die Suche nach seinem Vater auf. Hilfe bekommt er von den wenigen mutigen Menschen, die gegen die Tyrannei der Styx und ihrer Handlanger aufbegehren.
Die Geschichte hat zwar ein relativ befriedigendes Ende, aber es bleiben sehr viele Fragen offen, die deutlich machen, dass eine Fortsetzung folgen wird. Wer nicht warten möchte, bis der nächste Band bei Arena bzw. beim Hörverlag als Hörbuch vorliegt, kann bereits die englische Fassung erwerben.
Erfahrene Leser und Genre-Fans kennen natürlich so manches Versatzstück, das hier verwendet wurde und können auch die eine oder andere Entwicklung vorhersehen. Dennoch ist die Story spannend, phantasievoll und unterhaltsam, die Charaktere sind individuell aufgebaut, überzeugend und sympathisch. Es macht Spaß, die Abenteuer der beiden Jungen zu verfolgen, die stellenweise doch eine Menge erdulden müssen, so dass das Lese-/Höralter 12 gewiss nicht zu hoch angesetzt ist.
Auch die Lesung von Andreas Fröhlich trägt ihren Teil dazu bei, dass man von „Tunnel“ eingefangen wird. Der Schauspieler und Synchronsprecher lässt seine langjährigen Erfahrungen einfließen und reißt seine Zuhörer mit. Die Stimme lieh er beispielsweise Damien in „Omen 1“, Ethan Hawke in „Club der toten Dichter“ und Gollum/Smeagol in „Der Herr der Ringe“.
„Tunnel“ bietet gute Unterhaltung all jenen, die ungern lesen oder sich beim Arbeiten etwas vorlesen lassen wollen. Etwas Aufmerksamkeit sollte man aber mitbringen, damit einem nicht viele wichtige Details entgehen. Gerade zu Beginn, bis man mit den Figuren warm wird und sich in die Handlung hinein findet, sollte man sich nicht zu sehr durch anderes vom Hören ablenken lassen.
Wer junge Helden, traditionelle Abenteuer und Mystery mag, wird von „Tunnel“ nicht enttäuscht.
hinzugefügt: July 25th 2008 Tester: Irene Salzmann Punkte: zugehöriger Link: der hörverlag Hits: 3223 Sprache:
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