Chaco Abeno
Chrome Breaker 1
Aus dem Japanischen von Costa Caspary
EMA, 2008, Taschenbuch, 194 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-7704-6921-5
Von Irene Salzmann
Akira Nagisa verliert bei einem Brand ihre Eltern. In einem Kloster findet die Waise Aufnahme. Wegen eines kreuzförmigen Stigmas wird sie als die Reinkarnation Marias betrachtet und bekommt mit Seishiro Amakusa einen treuen Beschützer zur Seite gestellt. Besondere Fähigkeiten offenbart Akira allerdings nicht.
Schließlich tauchen seltsame Wesen auf, die hinter Akira her sind. Seishiro erkennt schnell, dass es sich bei seinen Gegnern um keine normalen Menschen handelt. Er tut sein Bestes, erleidet jedoch eine peinliche Niederlage und kann nicht verhindern, dass einer der Eindringlinge Akira in die Tiefe stößt.
Ein fremder Junge greift im letzten Moment ein und verhindert Schlimmstes. Chrome Takagi, Codename Testarossa, gehört zu einer Geheimtruppe des Vatikans, die Dämonen bekämpft. Er soll Akiras neuer Wächter sein, sehr zu Seishiros Verdruss, vor allem da sich Akira scheinbar nicht nur aus Dankbarkeit für den Neuankömmling interessiert.
Die beiden Dämonen waren jedoch bloß die Vorhut, denn Cyus, der mächtige Vorstand der Tiamat-Gruppe, will persönlich mit zwei seiner Schergen Akira in seine Gewalt bringen. Chrome und Seishiro müssen notgedrungen zusammenarbeiten, um das Mädchen zu beschützen. Dabei erweist sich Cyus als ein ganz anderes Kaliber als seine Helfer und offenbart seine gemeinsame Vergangenheit mit Chrome…
Längst ist die „Sakrileg“-Welle auch nach Asien geschwappt. Den Vatikan als Schauplatz von so manch spannender Geschichte mit wehrhaften Kirchenmännern und –frauen als Akteuren und eine eigenwillige Nutzung christlich-jüdischer Motive findet man in zahlreichen Mangas und Manhwas, mutet diese Kulisse dort ebenso exotisch an wie in westlichen Augen Elemente aus der japanischen, chinesischen oder koreanischen Mythologie. Als Beispiele zu nennen sind „Trinity Blood“, „Rebirth“, „Angel Sanctuary“, „Bastard!!“, „Priest“ usw.
„Chrome Breaker“ bedient sich ebenfalls dieses Hintergrunds, in dem wieder einmal der Kampf von Gut gegen Böse - Kirche gegen Dämonen - ausgetragen wird. Auslöser für den gegenwärtigen Konflikt ist das Auftauchen eines Mädchens, das die wiedergeborene Maria sein soll. Der Vatikan lässt sie von zwei Jungen, die kaum älter als Akira sind, beschützen. Während Seishiro ein gewöhnlicher Mensch zu sein scheint, der den Mut und das Geschick aufbringt, es mit überlegenen Wesen aufzunehmen, ist Chrome etwas völlig anderes. Aus diesem Grund wahrt er Distanz zu Akira, doch als sein Geheimnis enthüllt wird, zeigt auch sie, dass sie die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllen kann.
Im Auftaktband wird noch nicht klar, welche Ziele die antagonistischen Parteien verfolgen. Die Protagonisten werden eingeführt und die Weichen für die nächsten Kämpfe gestellt. Man erfährt einige Details, vermag aber nicht das Gesamtbild zu erfassen. Zu Gunsten der Auseinandersetzungen, auflockernder Einlagen und kryptischer Andeutungen werden Charakterentwicklung und Erläuterungen hinten angestellt. Man muss schon ein oder zwei weitere Bände abwarten, um entscheiden zu können, ob die Geschichte fesseln kann oder ob man mit einem anderen Titel besser beraten ist.
Die Illustrationen sind aufwändig und dynamisch, bringen aber auch Unruhe in die Handlung. Sie wirken etwas cartoonhaft und lassen die Figuren sehr kindlich aussehen, was durch den Gothic-Lolita-Look Akiras noch verstärkt wird. Man fühlt sich dadurch an Serien wie „Jing – King of Bandits“, „Mr. Zipangu“, „Reborn“ oder „D.Gray-Man“ erinnert, die an erster Linie an Jungen adressiert sind, die videoclipartig Action und/oder Klamauk mögen.
Man sollte ein wenig in „Chrome Breaker“ blättern, um herauszufinden, ob Stil und Thema gefallen, eventuell ein, zwei weitere Bände abwarten, bevor man sich für bzw. gegen den Kauf entscheidet. Wer realistischere Zeichnungen und reifere Charaktere bevorzugt, dürfte mit anderen Reihen glücklicher sein.