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Midnighter: Killing Machine 1 (Comic)

Midnighter: Killing Machine 1
Killing Machine 1 - 5 Blumen für die Sonne
Garth Ennis, Chris Sprouse, Joe Phililips, Peter Snejbjerg, Glenn Fabry u. a.
(The Midnighter 1 – 6, 2007)
Aus dem Amerikanischen von Bernd Kronsbein
Titelillustration von Chris Sprouse, Karl Story & Randy Mayor
Panini, 2008, Paperback, 148 Seiten, 16,95 EUR

Von Irene Salzmann

The Midnighter alias Lucas Trent hatte seine ersten Auftritte in der Wildstorm-Serie „Stormwatch” und wurde dann zu einem Mitglied der Superheldengruppe Authority, die auf harte, mitunter fragwürdige Weise für eine bessere Welt eintritt. Es folgten eine fortlaufende Reihe „Midnighter“ und eine Mini-Serie „Grifter & Midnighter“.
In gewisser Weise ähnelt Midnighter dem DC-Charakter Batman, ob gewollt oder zufällig, sei dahingestellt. Anders als dieser legt Midnighter sein Kostüm fast nie ab, um ein Privatleben zu führen, er verfügt über besondere Fähigkeiten und tötet seine Opfer. Ein pikantes Detail ist Midnighters Homosexualität. Er ist mit seinem Team-Gefährten Apollo liiert. Beide sind wegen ihrer Beziehung immer wieder Repressalien ausgesetzt.

Panini Comics präsentiert nun die ersten sechs Teile der „Midnighter“-Serie als Sammelband. Erfreulicherweise beinhaltet dieser einen abgeschlossenen Story-Arc und einen Oneshot, so dass die Freunde harter Erwachsenen-Comics, die nicht mit „Stormwatch“ oder „Authority“ vertraut sind, problemlos in die Handlung einsteigen können und sogar ein rundes Ende vorfinden. So sollten Sammelbände sein!


Der Midnighter ist ein rastloser Killer, der sich von den Menschen seines Umfelds distanziert. Seine Missionen wählt er selbst. Nachdem er in Afghanistan gegen eine Gruppe Männer vorging, die Kriegsgerät an Aufständische verkauften, wird er von einem gewissen Paulus gekidnappt. Dieser lässt Midnighters zweites Herz durch eine Bombe ersetzen. Paulus droht, sie zu zünden, wenn sein Gefangener nicht in die Vergangenheit reist und Adolf Hitler tötet. Durch diesen Eingriff in die Zeit will Paulus den Mord an seinen Eltern in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs ungeschehen machen.
Notgedrungen fügt sich Midnighter und wird in die Zeit des Ersten Weltkriegs gesandt. Es gelingt ihm jedoch nicht, einen bestimmten Gefreiten zu töten, denn eine Truppe Zeitpolizisten aus dem 95. Jahrhundert taucht auf und nimmt Midnighter gefangen. Er kann sich befreien und die Zeitmaschine der Polizisten im Jahr 1945 zum Anhalten bringen. Und wieder schafft Midnighter es nicht, sein Opfer zu ermorden, wenn auch andere Gründe diesmal sein Handeln leiten.
Aber wie kommt er nun in seine eigene Zeit zurück? Wie kann er seinen eigenen Tod verhindern und Paulus unschädlich machen?

Der Oneshot „Blumen für die Sonne“ verlagert die Handlung ins mittelalterliche Japan. Midnighter ist hier der gefürchtete Leibwächter des Shoguns. Als ein Reisender – Apollo – von Einheimischen attackiert wird und sie niederstreckt, greift Midnighter ein. Statt dass sie sich gegenseitig töten, erkennen sie einander als Seelengefährten und werden zu Liebenden. Einer der Minister, der um seine Position fürchtet und den beiden ihr Glück neidet, hetzt gedungene Mörder auf das Paar…


Obwohl Midnighter ein skrupelloser, extrem brutaler Charakter ist, der ob seiner Taten zunächst wenig sympathisch erscheint, ist er doch eine tragische Figur. Was ihm oder den Menschen, die ihm etwas bedeuten, angetan wird, gibt er mehrfach zurück. Zwar ist er ein Killer, doch hat er auch ein Motiv: Er will eine bessere Welt schaffen, und alle, die diesem Ziel im Weg stehen, werden eliminiert. Die Mittel, die er dabei anwendet, sind genauso erschreckend wie die der Verbrecher. Man bemitleidet seine Opfer jedoch nicht, da sie sich an Unschuldigen vergreifen und großes Unheil herauf beschwören; sie bekommen einfach das, was sie verdienen.
Dynamische Action-Szenen, die mitunter schon Splatter-Qualität haben, dominieren den Comic. Über Midnighters Hintergrund erfährt man bloß wenig, so dass er eine mysteriöse, schattenhafte Figur bleibt. Er folgt unerschütterlich seiner Linie und erledigt die Drecksarbeit. Was dabei in ihm wirklich vor sich geht, verbirgt er hinter seinem Zynismus. Tatsächlich hat er aber auch Prinzipien, z. B. tötet er keine Kinder. Oder doch? Darüber, wie weit er gehen würde, um sein Ziel zu erreichen, darf spekuliert werden.
Leider wird auch hier das abgedroschene, Klischee beladene Nazi-Bild (mit für die deutsche Ausgabe retuschierten Symbolen) ins Spiel gebracht, das immer wieder an der Phantasie der Comic-Autoren zweifeln lässt. Mit Sicherheit hätte man auch eine andere Ära und aktuelle Feindbilder wählen können - dass es nicht nur ‚böse Deutsche’ gibt, sondern Amerika noch mehr Feinde um sich herum sieht, bringt schließlich die Rahmenhandlung an Bord des Carriers zum Ausdruck - oder besser gleich etwas völlig Neues inszeniert.
Die Illustrationen sind realistisch, düster und passen zu den tragischen Geschichten.

Wer harte Adult-Titel wie „The Boys“, „Hitman“, „Punisher“ usw. schätzt, dürfte auch von „Midnighter“ nicht enttäuscht werden. Die ansprechende Gestaltung des Paperbacks – hochwertiges Glanzpapier, sauberer Druck, zwei abgeschlossene Storys – können überzeugen.

hinzugefügt: August 7th 2008
Tester: Irene Salzmann
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