Welcome to Phantastik-News
 
 

  Inhalt

· Home
· Archiv
· Impressum
· Kino- & DVD-Vorschau
· News melden
· Newsletter abonnieren
· Rezensionen
· Suche
· Zum Forum!
 

  Newsletter

Newsletter-Abo
 

 
 

Die Munsters Gespensterparty (DVD)

Die Munsters Gespensterparty
USA 1966, Regie: Earl Bellamy, mit Fred Gwynne, Yvonne De Carlo, Al Lewis u.a.

Von Thomas Harbach

Im Keller des englischen Schlosses Munster Hall entdecken Grandpa und Herman das Geheimnis der britischen Verwandten. Enthusiastisch ruft Herman im Original:
„Call the Police! Call the FBI! Get Scotland Yard! Phone Batman! Car 54, where are you?” In der deutschen Fassung wird nach einer gewissen Anna 54 und nach James Bond gerufen. An der oben zitierten kleinen Zeilen lässt sich die Problematik am ehesten ablesen, unter welcher der einzige Kinofilm der populären „The Munsters“-Fernsehserie leidet. In „Car 54“ spielt Fred Gwynne zusammen mit Al Lewis. Und die grellbunte comicartige „Batman“-Serie hat sowohl „The Munsters“, als auch der intellektuellen Addams Family das Wasser abgegraben und eine neue Zuschauerkultur entwickelt. Wahrscheinlich ist es aus diesem Grund auch keine sonderliche Überraschung, dass der ursprünglich als Abschluss der zweiten Staffel geplante Film mehr mit „Batman“ und seinem überdrehten Slapstickhumor, als der in schwarzweiß gedrehten Fernsehserie zu tun hat.

Gegen Ende der zweiten Staffel zeichnete sich schon ab, dass diese zweite Staffel die letzte von „The Munsters“ in der bekannten Form sein würde. Die Schauspieler waren nach einem förmlichen Marathon von siebzig Folgen in zwei Jahren einfach müde. Weiterhin trieb das produzierende Studio seine Stars durch das Land. Immer wieder mussten sie für ihre Auftritte umständlich das Make Up und die Kostüme anlegen. Das Studio entschloss sich, die am 12. Mai 1966 zum letzten Mal ausgestrahlte Serie nicht sang und klanglos sterben zu lassen. Schon in einem nicht verwandten Pilot hatten die Produzenten mit der Idee einer Farbserie gespielt und diese Gott sei Dank zu Gunsten des inzwischen charakteristischen „The Munsters“-Look fallengelassen. Jetzt wollte man dem Publikum nicht nur eine im Grunde Vierer-Folge schenken, sondern zur Farbe zurückkehren. Nachdem die Idee eines Fernsehspecials fallengelassen wurde, entschied man sich für einen ersten Kinofilm, der innerhalb von vier Woche direkt nach Abschluss der Dreharbeiten der zweiten Staffel inszeniert werden sollte. Zu den Fernsehspecials kehrten die Produzenten erfolglos erst Jahrzehnte später zurück. Die beiden Stammdrehbuchautoren und Produzenten Joe Connelly und Bob Mosher standen zur Verfügung. Für die Regie war Gene Reynolds vorgesehen, der bislang nur zwei Folgen gedreht hat. Die Ansprüche einer Kinoproduktion überstiegen seinen Erfahrungsschatz und schnell wurde er durch den erfahrenen Earl Bellamy ersetzt. Auch wenn „The Munsters“ im Gegensatz zu den intellektuellen Addams eher als Arbeiterfamilie erschienen sind und hier auch ihren größten Erfolg als ganz gewöhnliche und doch ungewöhnlich aussehende Nachbarn erzielt haben, wollten die Produzenten die Kombination aus pointierten spritzigen Dialogen und visuellen Einfällen nicht eins zu eins in Kino übertragen. Die Serie musste für die große Leinwand griffiger, für ein jüngeres Teenagerpublikum identifizierbar gemacht werden. Aus diesem Grund strichen die Produzenten Pat Priest. In der Rolle der hübschen Marylin wurde sie durch die erst siebzehnjährige Debbie Watson ersetzt. Obwohl es verschiedene Anspielungen auf ihre bislang sehr unglücklichen Beziehungen im Verlauf des Films gibt – diese sind direkte Hinweise, unter anderem auch auf die Eingangsszene des nicht verwandten Pilotfilms, dessen Inhalt sich in Folge drei oder vier wiederfand – ist es ein Unterschied, ob die Produzenten eine Parodie des All American Girl anstreben, oder das doch turbulente emotionale und überaus empfindliche Wesen in den Mittelpunkt der Handlung stellen.

Zu Beginn des Streifens greift das Drehbuch noch einmal – wie schon angesprochen – auf den Running Gag mit dem hässlichen Entlein der Familie zurück, das alle potentiellen Ehegatten vergrault. Im Verlaufe des Kinofilms konzentriert sich das Drehbuch auf die Liebesgeschichte mit allen aus heutiger Sicht oft antiquiert wirkenden Elementen der Slapstickkomödie und der Hoffnung auf ein mögliches Happy End.
Konzentrierte sich die Fernsehserie neben der kontinuierlichen Hommage an die alten Universal-Monster in der Nachbarschaft auf die qualvollen Liebeserlebnisse einer jungen, aber reifen Frau, veränderte sich der Fokus durch diese erste Teenagerliebe. Die Identifikation mit dem Publikum sollte nicht nur durch die Verschiebung dieser Perspektive erreicht werden. Eine Luftveränderung und ein umfangreicherer Plot, der allerdings zum Teil der Fernsehserie wie das Autorennen entnommen worden ist, bildeten das Gerüst des Kinostreifens.

Herman Munster kommt zur Beginn des Streifens von seiner Arbeit beim Bestattungsunternehmen zurück nach Hause. Seine Familie erwartet ihn. Es liegt ein versiegeltes Testament auf dem Tisch, das Herman zu Erben eines Schlosses in England macht. Nach Drehbeginn haben die beiden Autoren wahrscheinlich gemerkt, dass ihnen ein kapitaler Fehler unterlaufen ist. In der Serie wird nämlich Lilys Vater oft „Gandpa Munster“ genannt. Also versuchen sie im Verlaufe des Films, Herman Munster eher bemüht als wirklich überzeugend in den Generationenbaum einer englischen Adelsfamilie zu integrieren. Ursprünglich ist Herman Munster in Deutschland von Doktor Frankenstein erschaffen worden. Nach dessen Tod und der Flucht des Monsters – in der alten Geschichte ins ewige Eis – nach England adoptierte die noble englische Familie Munsters Herman als einen der ihren. Diese Familie trug den adligen Titel der Earls of Shroudshire. So wird im Verlaufe des Films erläutert, warum die Munsters nach Shroudshire mit einem Schiff aufbrechen. Wie in den halbstündigen Fernsehserienfolgen gelingt es den beiden Drehbuchautoren in den ersten Minuten sehr gut, die Ausgangslage des Plots zu säen. Um den Film dann allerdings auf die nötige Länge von knapp über neunzig Minuten zu bringen, reihen sie bei der Überfahrt auf dem Luxusliner ein Klischee nach dem anderen aneinander. Entfernte Verwandte des Verstorbenen haben von den neuen Erben Wind bekommen und versuchen, sie mittels einer Apfelbombe zu töten. Natürlich misslingt dieses Attentat. Herman Munster tönt von seiner Seeerfahrung und wird schon im Hafen seekrank. Marylin verliebt sich gleich in einen jungen, attraktiven Mann, dem sie in England als Sohn der Konkurrenten um den verwaisten Thron wieder begegnet. Eine von Opas Wunderpillen ist vertauscht worden, er wird zum Wolf und schleicht durch die Gänge. In einer der wenigen wirklich lustigen Szenen entdeckt die Crew den Wolf – auf den Armen von Herman Munster!
In England angekommen machen sich die Munsters im Schloss breit. In der ersten Nacht begegnen sie – wie sie fälschlicherweise denken – nicht ihren Verwandten, sondern dem Schlossgespenst, einem tanzenden Skelett und sie hören geheimnisvolle Schreie. Eine Umgebung, in welcher sich Amerikas normalste Familie ohne Probleme wohl fühlen kann. Die Bevölkerung verabscheut und boykottiert sie. Die Verwandte leben mehr oder weniger widerwillig mit dem arroganten Neuadel – Herman kommt in dieser Rolle erstaunlich unsympathisch weg, die oft kindliche Naivität der Fernsehserie wirkt hier fast bösartig -, bis Opa und Herman das Geheimnis des Schlosses entdecken. Die Verwandten sind nicht nur geldgierig und haben verzweifelt versucht, die Amerikaner zu erschrecken und mit britischen Klischees aus dem Schloss zu vertreiben, sie sind auch Verbrecher. Um das Gesicht zu wahren, wird Herman Munster zu einem Autorennen herausgefordert, das er unbedingt mit Grandpas frisiertem Wagen – wo ist der eigentlich hergekommen bzw. woher haben die einfachen Arbeiter das Geld, sich selbst und zwei Fahrzeuge auf einem Luxusliner über den Atlantik schippern zu lassen? – gewinnen will. Es geht ja schließlich in erster Linie auch um die Ehre der amerikanischen Munsters. Und die ist Herman heilig. Was er nicht ahnt sind die finsteren Absichten der Verwandten, die Herman Munster vor hunderten von Zeugen durch einen tragischen Unfall töten wollen, um schließlich nicht nur das Schloss zu erben, sondern auch noch einen weiteren britischen Zweig der Familie im Erbstreit auszuschalten. Warum allerdings ausgerechnet die eher amerikanische Idee des Autorennens und nicht der Fuchsjagd zu Pferde für den Showdown ausgesucht worden ist, wird das Geheimnis der Autoren bleiben. Kritisch gesprochen hat der aufmerksame Zuschauer immer wieder das Gefühl, als könnte der Film bis auf die wenigen wirklich britischen Elemente – die kleine Stadtkulisse, die augenscheinlich aus einem der alten Universal-„Frankenstein“-Streifen stammen könnte und das niemals überzeugend in der Totale gezeigte Schloss – auch in den Staaten spielen. Zu viele handlungstechnische Amerikanismen sind im Drehbuch verblieben.

Bevor auf die Hauptpersonen eingegangen werden soll, ist es wichtig anzumerken, dass zum Beispiel John Carradine – in der Fernsehserie spielt er hervorragend überdreht Hermans Chef – in der Rolle des mit einer roten Perücke sehr entrückt maskierten Butlers verschwendet wird. Seine Auftritte erinnern an Cameos und das Drehbuch macht aus seinen schauspielerischen Fähigkeiten gar nichts.
Sehr viel besser ergeht es dem britischen Antagonisten Terry Thomas. Der erfahrene Komödiant überzeugt als britischer Munsters-Nachkomme mit Mordgelüsten. Im Vergleich allerdings zum ebenfalls vor kurzem auf DVD erschienenen John-Huston-Film „Die Totenliste“, oder natürlich dem berühmten Vorbild aller potentiellen Familienmassenmörder in „Ladykillers“, wirkt Thomas Rolle zu klamaukartig und zu überdreht geschrieben. Wenn er sich verzweifelt auf dem Boden wälzt und seine Misserfolge beweint, wirkt er als Charakter kindisch und lächerlich, aber keine Sekunde wirklich gefährlich. Mit diesen kleinen Schnitzern wird die Bedrohung der Munsters im Grunde komplett negiert.
Fred Gwynne als Herman Munster hat deutlich mehr zu tun als in der Fernsehserie, in welcher er oft Al Lewis verbale Attacken mit stoischen Gesicht und scheinbar belanglosen, aber im Kontext sehr lustigen Bemerkungen konterte. Der Charakter ist deutlich aktiver angelegt. Hier liegen aber auch die Schwächen des Films. Wenn Herman Munster am Ende des Streifens mit Autoreifen um sich wirft bzw. vor lauter Freude auf der Stelle auf und ab springt, erscheint dieses Vorgehen kindisch. Herman Munster fehlt über weite Strecken das naive Gemüt eines Kindes. Vielleicht hätte es dem Film gut getan, wenn nicht Herman, sondern sein junger Sohn Eddie das Schloss geerbt hätte. An seiner Seite, wie auch in der Fernsehserie Al Lewis, dessen Dialoge insbesondere im Original immer noch Funken sprühen. Im Vergleich zum zu kindisch angelegten Herman Munster bleibt sein Charakter weitestgehend erhalten.
Die Kino erfahrene Yvonne de Carlo kann sich als Lily Munster überhaupt nicht entfalten und Eddie Munster leidet unter dem Spot der anderen Kinder. Zumindest haben die beiden eine im Original unterhaltsame Dialogszene, in welcher Lily Eddie die Unterschiede in der Aussprache beim Wort Tomaten erläutert. Das interessiert den Jungen weniger, denn schließlich ist er gerade mit Tomaten beworfen worden.

Die Drehbuchautoren haben sich nicht immer zufrieden stellend der Herausforderung gestellt, einen umfangreicheren und vor allem auf den Prämissen der Fernsehserie aufbauenden Plot für den Kinofilm zu entwickeln. Mit der Entwurzelung der Munsters fühlen sich die beiden Autoren auch nicht mehr ausschließlich ihrer Fernsehserie verbunden und überzeichnen die einzelnen Charaktere zu sehr. Etwas mehr subversiver statt visueller Klamauk hätte dem Film gutgetan. Vor allem wird die Chance verschenkt, die Munsters zu ihren cineastischen Wurzeln zurückzuführen. Sie sind ja aus den großen Horrorfilmerfolgen Universals in den vierziger Jahren entstanden. Der letzte gut anzuschauende Streifen dieser Reihe ist sicherlich „Abbott und Costelle treffen Frankenstein“ gewesen. Was wäre es für ein Film geworden, wenn die Munsters auf einem typisch viktorianisch-gruseligen Set mit einem etwas intelligenterem und vor allem subtiler angelegten als Hommage an die Klassiker angelegten Plot aufgetreten wären?

Die größte Schwäche des Originals und gleichzeitig die größte Stärke der Koch-DVD ist die Farbe. In dem bekannten schwarzweiß der Fernsehserie wirkt insbesondere Fred Gwynnes Make Up deutlich monsterartiger. Das blasse grün kann der Zuschauer nicht ernst nehmen. Bei Yvonne de Carlo erkennt man sehr deutlich, dass nur das Gesicht die einzigartige Munster-Farbe hat, das Dekollete ist nicht geschminkt. Eine Erklärung gibt es dafür nicht. Es sieht auf jeden Fall unecht aus. In schwarzweiß wirkt die Serie besser, der Versuch, die Bonbonfarben der laufenden populären „Batman“-Serie zumindest zu imitieren, ist gescheitert.

Koch Media präsentiert den Streifen dagegen mit einem unglaublich farbigen, sehr gut restaurierten Bild. Es sind keine Verschmutzungen oder Beschädigungen zu erkennen, die Kontraste sind verblüffend scharf und auch die wenigen Nachtszenen wirken überzeugend. Durch die Qualität des Bildes kann der Zuschauer inzwischen ohne Probleme die Backprojektionen erkennen. Die künstlichen Pferde, auf denen Grandpa und Lily Munster reiten, sind ebenfalls überdeutlich zu erkennen.

„Die Munsters Gespensterparty“ bewegt sich inhaltlich auf dem Niveau einer eher durchschnittlichen Jerry Lewis/Dean Martin-Komödie. Der Klamauk ist im Vergleich zur Fernsehserie zu überpointiert und passt nicht zu den sehr liebevoll gezeichneten Figuren. Viele visuelle Witze wie das Autorennen werden zu lange ausgespielt und verlieren dadurch an Reiz. Einzig die Entwurzelung der bekannten und beliebten Familie Munster ins erzkonservative und verbiesterte Großbritannien hält das Interesse der Zuschauer wirklich bei der Stange. Im Vergleich zu der Fernsehserie ist der Streifen der befürchtete Kompromiss zwischen der großen Leinwand und damit der Hoffnung auf ein größeres Publikum sowie dem Charme einer zeitlosen andersartigen Familienserie in einer der in Hinblick auf phantastische Serien produktivsten Zeit des amerikanischen Fernsehens.

Zu den Extras der DVD gehören ein Booklet mit einem informativen Text von Guiskard Oberparleiter und eine Bildergalerie mit Werbematerial und Aushangfotos. Es ist schade, dass Koch Media nicht mehr den Kinotrailer auftreiben konnte.

Über die exzellente Bildqualität ist im Verlaufe der Rezension schon geschrieben worden. Die beiden Tonspuren sind in Dolby Digital 2.0 Mono. Die Originalspur hallt auf dem Computer ein wenig nach, die Dialoge sind aber klar und gut verständlich. Die deutschen Untertitel sind nur adäquat, sie können den verbalen Schlagabtäuschen nur unzureichend folgen. Es empfiehlt sich allerdings, trotz der vernünftigen Synchronisation, welche wie Guiskard Oberparleiter in seinem Text anspricht nicht alle Anspielungen ins Deutsche übertragen konnte, auf die englische Spur auszuweichen.

Von der technischen Seite her ist „Die Munsters Gespensterparty“ – der Originaltitel „Munsters! Go Home“ ist sehr viel schöner – eine ebenso empfehlenswerte Veröffentlichung wie die beiden schon bei Koch Media veröffentlichten DVDs mit allen Fernsehfolgen.

DVD-Facts:
Bild: 1,85:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsche Dolby Digital 2.0 Mono, englisch Dolby Digital 2.0 Mono
Untertitel: deutsch

DVD-Extras:
Bildergalerie, Booklet

hinzugefügt: August 17th 2008
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Koch
Hits: 3343
Sprache:

  

[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ]