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Das Mädchen, das durch die Zeit sprang (DVD)
Das Mädchen, das durch die Zeit sprang
J 2006, Regie: Mamoru Hosoda
Von Christel Scheja
Der 2006 im Studio Madhouse produzierte Anime „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ gehört zu den wenigen Filmen, die auch im westlichen Ausland durch die frühzeitige Aufführung auf verschiedenen Fantasy-Filmfestivals zu einer gewissen Bekanntheit gelangten und innerhalb von kurzer Zeit mit vielen - und nicht nur heimischen - Preisen ausgezeichnet wurden.
Obwohl man kaum Werbung für die gelungene Mischung aus SF und Teeniedrama machte, avancierte der Anime quasi über Nacht zu einem Geheimtipp, der sich sehen lassen kann.
Die 17-jährige Makoto Konno fällt in der High School vor allem durch ihre Unpünktlichkeit, den mangelnden Fleiß und die geringe Aufmerksamkeit in den Unterrichtsstunden oder bei den Hausaufgaben auf. Ihre Leistungen und Schulnoten sind eher unterdurchschnittlich und reichen gerade eben aus, um ohne Probleme durch die Prüfungen zu kommen. Zudem besitzt sie ein wenig mädchenhaftes, sehr stürmisches und burschikoses Wesen, durch das sie immer wieder Chaos verbreitet.
Nur wenige erkennen, dass sie das Herz eigentlich auf dem rechten Fleck hat und mit ihren Gefühlen nicht unbedingt hinter dem Berg hält. So wie Kōsuke und Chiaki, mit denen sie sich im Laufe des Sommers angefreundet hat und die freien Nachmittage verbringt, um Baseball zu spielen.
Eines Tages wird sie nun zu Aufräumarbeiten im Chemielabor verdonnert. Eher lustlos macht sie sich an die Arbeit und erschreckt sich heftig vor einem vermeintlichen Schatten. Dabei kommt sie mit einem geheimnisvollen Gegenstand in Berührung, der sie kurzfristig in eine surreale Umgebung versetzt.
Nach und nach erkennt sie, dass sie dadurch die Gabe verliehen bekommen hat, aus freiem Willen und mit einem Sprung durch die Zeit zu reisen, um so Ereignisse ungeschehen zu machen, in dem sie eine andere Entscheidung trifft.
Makoto beginnt, die Fähigkeit für eigene Zwecke auszunutzen. Plötzlich kommt sie immer pünktlich in die Schule, und auch ihre Noten verändern sich zum Besseren. Allerdings muss sie irgendwann feststellen, dass ihre Manipulationen negative Auswirkungen auf andere Personen haben und geht nicht mehr ganz so leichtfertig mit der Gabe um – oder versucht es zumindest.
Doch dann muss sie noch einmal tätig werden, um ihrem Kameraden Kōsuke ein wenig die Augen zu öffnen, was Liebe und Romantik angeht, nicht ahnend, dass sie damit eine schreckliche Katastrophe auslöst, die unabwendbar scheint und auch für Chiaki und sich selbst entscheidende Weichen für die Zukunft stellt.
„Das Mächen, das durch die Zeit sprang“ ist trotz der unverkennbaren SF-Elemente in erster Linie eine romantische Geschichte um Freundschaft, Liebe und Verantwortung.
Makoto überschreitet durch die Erfahrungen, die sie mit ihrer besonderen Gabe macht, nach und nach die Schwelle zum Erwachsenwerden. Sie lernt, dass eine besondere Gabe auch große Verantwortung mit sich bringt, die sie nicht länger übersehen darf. Und in dem Moment, in dem sie das Schicksal noch einmal aufzuhalten versucht, berührt sie auch selbst die Liebe. Durch ihr stürmisches Wesen sorgt sie – bis es so weit ist – immer wieder für humorvolle Szenen und freche Gags.
Dabei rutscht der Film aber niemals in klischeehafte Albernheiten oder Kitsch ab. Die Gefühle der Jugendlichen sind erfrischend natürlich, glaubwürdig und nachvollziehbar. Man möchte mit Makoto lachen und weinen, da man sie überraschend schnell ins Herz schließt. Auch die bittersüßen Liebeserklärungen am Ende wirken nur sentimental, aber nicht überzeichnet.
Trotz allem bewahrt der Anime eine heitere Note, die es leicht macht, ihm zu folgen die und Zuschauer jeden Alters und Geschlechts anzusprechen weiß. Die überraschenden Wendungen fügen sich sauber und logisch in die Handlung ein. Durch sie wird der Film niemals langweilig und bleibt von Anfang bis Ende kurzweilig. Hat man ihn gesehen, versteht man, warum so viele begeistert von ihm sind.
Bild und Ton sind von erstklassiger Qualität und lassen keine Wünsche offen. Die Figuren bewegen sich fließend und natürlich in den detaillierten Hintergründen; durch den Raumklang bleibt man mitten im Geschehen.
Die Einzel-DVD besitzt keine nennenswerten Extras, dafür sind aber Special-Editions erschienen, die mit besonderem Bonus-Material punkten können.
„Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ überzeugt durch eine gut durchdachte Geschichte und eine liebevoll tiefschichtige Umsetzung. Gerade weil der Anime eher stillere Töne anschlägt, wendet er sich vor allem an die Zuschauer, die etwas anspruchsvolleres Kino wie etwa die Filme aus dem Ghibli-Studios („Prinzessin Mononoke“, „Chihiro“) mögen.
DVD-Facts:
Bild: ? (anamorph / 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, deutsch Dolby Digital 2.0 Stereo, japanisch Dolby Digital 5.1, japanisch Dolby Digital 2.0 Stereo, französisch Dolby Digital 5.1, französisch Dolby Digital 2.0 Stereo, italienisch Dolby Digital 2.0 Stereo
Untertitel: deutsch, französisch, italienisch, niederländisch
hinzugefügt: September 1st 2008 Tester: Christel Scheja Punkte: Hits: 2555 Sprache:
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