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Carlson, Jeff: Nano (Buch)
Jeff Carlson
Nano
(Plague Year, 2007)
Aus dem Amerikanischen von Andreas Decker
Piper, 2008, Taschenbuch, 400 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-492-26676-5
Von Gunther Barnewald
Ein entsetzlich fehlgeschlagenes Experiment, welches dazu dienen sollte, medizinische Nanotechnik zu entwickeln, die wirkungsvoll Krebs bekämpfen sollte, hat die Erde fast entvölkert, als es aus Versehen freigesetzt wurde. Da die Entwickler als „Abschaltmechanismus“ die deutliche Verringerung des Luftdrucks wählten, welches die winzigen Maschinen zerstört, ist jedes höhere tierische und menschliche Leben unterhalb der Höhe von etwas über 3000 Metern über dem Meer ausgestorben (leider spricht die Übersetzung nur von den im Original erwähnten 10000 Feet und lässt so die deutschen Leser etwas im Dunkeln tappen).
Die letzten Überlebenden kauern auf den höchsten Berggipfeln der Welt und auf der Raumstation ISS, und kämpfen mit teilweise brachialen Methoden um das Überleben.
So auch die Gruppe, welcher der junge Cameron Najarro und der mysteriöse Albert Sawyer angehören. Sie hocken auf einem kargen, zugigen und kalten Gipfel in den Rocky Mountains und sichern ihr Überleben durch gelegentlichen Kannibalismus, wenn die Nahrungsmittel knapp werden.
Die Nachricht vom Nachbargipfel, dass es dort mehr zu Essen und sogar eine Funkanlage gibt, motiviert die Gipfelbewohner, in das gefährliche Tal hinab zu steigen und zu versuchen, den anderen Gipfel zu erreichen.
Währenddessen forscht man auf der Erde und der ISS verzweifelt an der Vernichtung der Nanos, ohne zu ahnen, dass einer der Schöpfer der todbringenden Mikromechanismen noch am Leben ist: Denn ausgerechnet Albert Sawyer ist dieser Mann.
Sein Wissen könnte dem Spuk ein Ende bereiten. Doch kann er sich mit dem Forschern in Verbindung setzen und können diese die Nanos wirklich stoppen?
Zumal die Reste der Menschheit gerade mal wieder in einen blutigen Krieg um Lebensraum verstrickt sind und jeder die große Gelegenheit nahen sieht, vielleicht seiner „Rasse“ als einziger die zukünftige, dann wieder bewohnbare Erde zu sichern, denn noch nie war die Gelegenheit so günstig und der Gegnerschaft so wenige...
Jeff Carlson ist mit seinem Erstling ein spannender SF-Thriller gelungen, auch wenn man das Thema Bedrohung der Menschheit durch Nanotechnik sicherlich nicht mehr als ganz „taufrisch“ bezeichnen kann, haben hier bereits Schriftsteller wie Michael Crichton und auch andere Autoren gewildert.
Das vom Autor erschaffene Post-Doomsday-Szenario wird jedoch von Carlton glaubhaft entwickelt, ebenso die Protagonisten.
Etwas ärgerlich ist dagegen der „Anfängerfehler“ des Autors, der offensichtlich glaubt, trotz des packenden Themas mit nervigen Cliffhangern Spannung erzeugen zu müssen. Vor allem die anfängliche Handlung auf der ISS, die nur dazu dient, die Wissenschaftlerin Dr. Ruth Goldman einzuführen und den Stand der Forschung zu illustrieren, wird viel zu lange ausgewalzt.
Auch die sehr zynische Handlung im zweiten Teil der Geschichte, in der die wenigen Überlebenden nur noch daran zu denken scheinen, wie sie sich gegenseitig der Gar ausmachen können, und nur die wenigen „heldenhaften“ Protagonisten für die Vernichtung der tödlichen Nanos kämpfen, ist sicherlich gewöhnungsbedürftig und zwar dem Spannungsgehalt der Handlung zuträglich, nicht jedoch ihrem Niveau.
Gegen Ende verkommt die ansonsten durchaus lesenswerte Geschichte zu einem dumpfen Geballer, bei dem man die „bleihaltige“ Verfilmung durch Hollywood geradezu vor sich sieht.
Schade, dass der Autor sich hier nicht entblödet und der Roman zur stumpfsinnigen Gewaltdarstellung verkommt.
Trotzdem bleibt das Buch insgesamt lesenswert, denn es ist spannend und neben der dichten Atmosphäre gelingt es dem Autor, glaubhafte Protagonisten zu entwerfen, mit denen man sowohl mitfiebern als auch mitleiden kann.
hinzugefügt: September 8th 2008 Tester: Gunther Barnewald Punkte: zugehöriger Link: Piper Hits: 3224 Sprache:
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