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Geisha (Comic)

Andi Watson
Geisha
Modern Tales 9
(The Complete Geisha, 2003)
Aus dem Amerikanischen von Stefan Pannor
Modern Tales/eidalon, 2008, Hardcover mit Schutzumschlag, 160 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-939585-08-4

Von Irene Salzmann

Die Androidin Jomi Sohodo sucht ihren Platz in der Welt der Menschen, die sie nicht als eine der ihren akzeptieren wollen. Nur wenige gute Freunde wissen, dass Jomi Gefühle hat und diese künstlerisch auszudrücken versucht. Ihre Werke werden jedoch von den Kritikern verrissen; sie kann die Bilder nirgends verkaufen.
Geld muss sie trotzdem verdienen, um ihre Wohnung und die Maler-Utensilien bezahlen und ihrem Kätzchen Futter kaufen zu können. Über ihren ‚Vater’ bekommt sie einen Job als Body-Guard vermittelt, nichts Gefährliches, wie er meint, denn die Überwachung eines überspannten Models, das sich einbildet, von einem Stalker verfolgt zu werden, sollte kein Problem sein. Insgeheim hofft er, dass Jomi bald so genervt ist von den Stars, dass sie binnen einer Woche an ihre Staffelei zurückkehrt. Sicherheitshalber lässt er jedoch seine Söhne, die ebenfalls in dem Gewerbe arbeiten, ein Auge auf ‚seine Tochter’ haben.
Der Plan scheint aufzugehen, denn Jomi und Natascha Hostynek finden einander zunächst wenig sympathisch, fangen dann aber noch mal neu an, als ihnen klar wird, dass sie beide Vorurteile haben und eigentlich dasselbe wollen: Anerkennung. Schon bald merkt Jomi, dass an Nataschas Geschichte etwas dran ist. Durch ihr Eingreifen gerät sie selbst in Gefahr, vor allem, als sie sich mit Leuten anlegt, die keine Skrupel kennen und sogar Riesenrobotrüstungen einsetzen…


Andy Watson schuf mit „Geisha“ in seinem harten, kantigen Stil einen gesellschaftskritischen Comic. Triebfeder seiner Protagonisten ist der Wunsch nach Anerkennung und Akzeptanz. Zwar ist Jomi als Androide eine außergewöhnliche Persönlichkeit, doch auch sie kennt Gefühle und ist keineswegs eine Maschine, was deutlich wird, wenn sie sich über die unfairen Kunstkritiker ärgert, sich um ihren Bruder Cherry sorgt und sich um ihre kleine Katze kümmert. Den ‚echten’ Menschen ihres Umfelds ergeht es nicht anders, denn Cherry, Natascha und die anderen teilen dieselben Kümmernisse und Freuden. Nach außen hin haben sie es etwas einfacher, doch tatsächlich werden ihnen genauso viele Steine in den Weg gelegt. Es gibt keinen wirklichen Unterschied zwischen Menschen und Andoiden.
Jomi ist sogar viel menschlicher als viele Personen ihres Umfelds, die sich durch Skrupellosigkeit und Menschenverachtung auszeichnen – als Mensch geboren zu sein, macht noch keinen Menschen aus. Was auch passiert, die ihr eigene Menschlichkeit bewahrt sich Jomi und gibt nicht auf: Sie beschützt Natascha, rettet Cherry vor der Mafia und kann sogar ihrem ärgsten Kritiker eins auswischen. Durch ihre Taten findet sie schließlich die Akzeptanz, nach der sie sich so sehnte; natürlich nicht bei der breiten Masse, aber sie hat Freunde, die nicht (mehr) fragen, was sie ist.
Das Ganze ist eingepackt in Action und Humor. Dabei nimmt Andy Watson so manches bekannte Motiv aus Buch, Comic und Film auf die Schippe – ihm geht es um die Aussage und nicht darum, eine völlig neue Story zu erzählen, was vor allem im phantastischen Genre, das sehr ausgeschöpft ist, immer schwieriger wird. Man findet Anspielungen auf die Roboter-Geschichten von Isaak Asimov, auf die Begeisterung der Japaner an Gigant-Roboterrüstungen, einen Fall von gezielter Kunstfälschung, um einen Kritiker als arroganten Ignoranten zu entlarven u. v. m. Selbst die kleinen Details sind sorgfältig ausgewählt worden.

Schätzt man Comics, ohne jedoch ein Interesse an Superhelden und Mangas entwickelt zu haben, dann stellen die Serien und One-Shots, die Modern Tales veröffentlicht, eine Alternative zu den Francobelgiern dar. Während sich diese weitgehend an ein All Age-Publikum wenden, haben die Publikationen von Modern Tales reifere Leser im Visier, die gehobene Unterhaltung wünschen.

hinzugefügt: September 14th 2008
Tester: Irene Salzmann
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