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Resnick, Mike: Die Meuterer - Wilson Cole 1 (Buch)

Mike Resnick
Wilson Cole - Die Meuterer
(Starship: Mutiny, 2005)
Aus dem Amerikanischen von Thomas Schichtel
Bastei Lübbe, 2008, Taschenbuch, 318 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-404-23326-7

Von Gunther Barnewald

Wilson Cole ist bereits zweimal Raumschiffkommandant gewesen und wurde jeweils degradiert, da er sich entweder an existierende Befehle nicht gehalten hatte oder sie zumindest sehr kreativ ausgelegt hatte. Dass er jeweils mit seinen Entscheidungen recht behielt, vielen Menschenleben im intergalaktischen Krieg mit der Teroni-Föderation rettete und große Siege einfuhr, macht ihn zwar in den Augen der Zivilisten und vieler einfacher Mannschaftsdienstgrade zum großen Helden, den Vorgesetzten ist er jedoch mit seiner Querköpfigkeit längst ein übler Dorn im Auge.
Deshalb wird Cole als 2. Offizier auf die altersschwache „Theodore Roosevelt” versetzt, ein betagtes Kampfschiff, welches einen abgelegenen Randsektor bewacht.
Aber Cole wäre nicht Cole, wenn er hier nicht auch ein feines Gespür für Gefahrensituationen und anstehende Konflikte hätte. Und ehe sich der depressive Kommandant der „Theodore Roosevelt” versieht, ist sein Schiff mitten in einem Konflikt, der nicht nur Coles Leben bedroht...


„Wilson Cole - Die Meuterer“ ist der Auftaktband einer verheißungsvollen Serie, die wie die meisten Werke des begnadeten amerikanischen SF-Schriftstellers Mike Resnick im sogenannten „Birthright-Universum” spielen, einer Zukunftshistorie, die der Autor für seine Werke erschaffen hat. Auch wenn die meisten dieser Geschichten recht unabhängig voneinander gelesen werden können, so bilden sie doch zusammen eine Chronologie der menschlichen Entwicklung in der Zukunft, so wie man dies auch von anderen SF-Autoren (z. B. Alan Dean Foster, Cordwainer Smith, Robert A. Heinlein, Larry Niven und anderen) kennt. Dank eines Anhangs im vorliegenden Buch lässt sich diese Zukunftsgeschichte auch gut nachvollziehen, die einzelnen Werke des Autors lassen sich darin einordnen (leider aber nur im Original, da die Titel deutscher Übersetzungen völlig fehlen; dem soll der Anhang dieser Rezension etwas abhelfen!).


Auch das vorliegende Buch ist Lesevergnügen pur. Nachdem man zu Anfang befürchten muss, einen weiteren schematischen und grenzdebilen Military-SF-Roman vorgesetzt zu bekommen, entpuppt sich der querdenkende Wilson Cole bald als eine Art Cliff Allistair McLane des „Birthright-Universums”, der ähnlich wie der Held aus der deutschen TV-Kult-SF-Serie „Raumpatrouille“ ganz eigene Auffassungen von Effizienz und Pragmatismus hat. Schnell wird klar, dass man einen kreativen und intelligenten Geist wie Cole nicht durch einfache Abschiebung entmündigen kann. Auch auf seiner abgelegenen Stelle macht er den sturen Komissköpfen in der Heimat das Leben sauer und wird erneut zum Helden, und blamiert damit alle Vorgesetzten.
Aber nicht nur der Protagonist und einige andere Besatzungsmitglieder der „Theodore Roosevelt”, allen voran Coles außerirdischer Freund Forrice, sind hoch sympathisch, auch die packende Handlung hält den Leser in Atem. Dazu kommen Resnicks äußerst goutabler Stil und eine glaubhafte Atmosphäre, die den Lesegenuss abrunden.
Schwachpunkt der vorliegenden Geschichte ist, dass der vorliegende Roman definitiv kein Meilenstein der SF ist, man nicht jede manchmal etwas selbstherrlich wirkende Entscheidung des Protagonisten nachempfinden kann und man das Thema in der SF schon vormals, ebenfalls gut ausgearbeitet, gelesen hat (erinnert sei hier vor allem an David Gerrolds Roman „Starhunt“, der unter dem Titel „Sternenjagd“ ebenfalls bei Bastei Lübbe erschienen ist; ebenso an zwei weitere Roman des gleichen Autors, nämlich „Voyage of the Star Wolf“, dt. als „Die Reise der Jona“ und „The Middle of Nowhere“, dt. als „Inmitten der Unendlichkeit“, beide auch bei Bastei Lübbe, die allerdings deutlich düsterer ausfallen), auf weitere Abenteuer der Besatzung der „Theodore Roosevelt” kann man sich aber trotzdem freuen.
Ein dickes Lob an Bastei, nicht nur wegen der Veröffentlichung weiterer Romane von Mike Resnick, sondern auch und vor allem für den umfangreichen und sehr erhellenden Anhang, der die Zukunftschronik des Autors eingängig vorstellt.


Anhang:
Bisher auf Deutsch erschienene Werke des Autors Mike Resnick (lt. Wissen des Rezensenten; keine Gewähr für Vollständigkeit)

Romane:
1) „The Soul Eater“: dt. als „Herr der bösen Wünsche“ (Bastei Lübbe Taschenbuch 23035)
2) „Birthright: The Book of Men“: dt. als „Das Zeitalter der Sterne“ (Knaur Taschenbuch 5793)
3) „Walpurgis III“: dt. als „Walpurgis III“ (Knaur Taschenbuch 5805)
4) „Santiago - A Myth of the Near Future“: dt. als „Santiago“ (Heyne Taschenbuch 5038)
5) „Ivory“: dt. als „Elfenbein“ (Heyne Taschenbuch 5244)
6) „Stalking the Unicorn: A Fable of Tonight“: dt. als „Die Einhornpirsch“ (Heyne Taschenbuch 5897)
7) „Sideshow“: dt. als „Hereinspaziert zur Monsterparty“ (Goldmann Taschenbuch 23470)
8) „The Three-Legged Hootch Dancer“: dt. als „Applaus für die dreibeinige Stripperin“ (Goldmann Taschenbuch 23471)
9) „The Wild Alien Tamer“: dt. als „Manege frei für fremde Bestien“ (Goldmann Taschenbuch 23472)
10) „The Best Rootin´ Tootin´ Shooin´ Gunslinger in the Whole Damned Galaxy“: dt. als „Hände hoch, Bewohner der Galaxis!“ (Goldmann Taschenbuch 23473)

Kurzgeschichten:
1) „The Manamouki“: dt. als „Manamouki“ in „Issac Asimov´s Science Fiction Magazin“, 38. Folge (Heyne Taschenbuch 4855)
2) „Frankie the Spook“: dt. als „Frankie, der Ghostwriter“ in „Hüter der Zeit - The Magazine of Fantasy and Science Fiction“, 85. Folge (Heyne Taschenbuch 4888)
3] „Seven Views of Olduvai Gorge“: dt. als „Sieben Blicke in die Olduvai-Schlucht“ in „Heyne Science Fiction Jahresband 1996“ (Heyne Taschenbuch 5398)
4) „A Little Knowledge“: dt. als „Ein Wenig Wissen“ in „Issac Asimov´s Science Fiction Magazin“, 49. Folge (Heyne Taschenbuch 5666)
5) „Barnaby in Exile“: dt. als „Barnaby im Exil“ in „Issac Asimov´s Science Fiction Magazin“, 52. Folge (Heyne Taschenbuch 5989)
6) „The Roosevelt Dispatches“: dt. als „Die Roosevelt-Depeschen” in „Die Roosevelt-Depeschen - The Magazine of Fantasy and Science Fiction“, 101. Folge (Heyne Taschenbuch 6347)
7) „Bibi“ (zusammen mit Susan Schwartz): dt. als „Bibi“ in „Issac Asimov´s Science Fiction Magazin“, 50. Folge (Heyne Taschenbuch 5921)
8) „The Trials and Tribulations of Myron Blumberg“: dt. als „Die Prüfungen und Plagen des Myron Blumberg, Drache“ in M. Weis (Hrsg.) „Drachenfüttern verboten“ (Bastei Lübbe Taschenbuch 20256)
9) „Monsters of the Midway“: dt. als „Monster“ in B. Pryce (Hrsg.) „Das Beste von Frankenstein“ (Bastei Lübbe Taschenbuch 13443)
10) „The Revolt of the Sugar Plum Fairies“: dt. als „Der Aufstand der Zuckerpflaumenelfen“ in M. H. Greenberg (Hrsg.) „Die Erben des Rings“ (Bastei Lübbe Taschenbuch 13803)

(Es existiert noch mindestens eine „Batman“- und eine „Kampfstern Galactica“-Kurzgeschichte des Autors in deutscher Übersetzung, die aber hier nicht aufgeführt werden) Ich danke Hansi Neumann für die Hilfe bei der Kurzgeschichtenbibliographie.

hinzugefügt: September 19th 2008
Tester: Gunther Barnewald
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zugehöriger Link: Bastei-Lübbe
Hits: 3063
Sprache: german

  

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