Graham P. Taylor
Schattenbeschwörer
(Shadowmancer, 2003)
Szene: Tony Lee
Zeichner: Pedro Delgado, Stephen Jorge Segovia
Farbe: Eva de la Cruz, Kieran Oats, Ian Sharman
Übersetzung: Joachim Stahl
Ehapa, 2007, Hardcover, 240 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3121-2
Von Irene Salzmann
Graham Peter Taylor schuf den Roman „Schattenbeschwörer“ als Antwort auf Kinder- und Jugendbücher wie „Harry Potter“, in denen Magie als etwas Faszinierendes, oft auch Positives beschrieben wird und – seiner Ansicht nach – das Publikum dazu bewegt, sich mit Okkultismus und finsteren Ritualen zu beschäftigen. Ihm selbst wird ein entsprechender Hintergrund zugeschrieben, bis er sich von dem ‚gottlosen’ Dasein lossagte, sich dem Christentum zuwandte und Pfarrer wurde.
Es ist darum keine große Überraschung, dass sein Buch christliche Botschaften transportiert und klar zwischen dem Guten = Gott und dem Bösen = Teufel trennt, selbst wenn er diesen antagonistischen Kräften andere Namen verleiht. Eine finstere, tödliche Magie wird beschrieben, aber Gott ist mit jenen, die sich zu ihm bekennen.
Tony Lee setzte den Roman in Comic-Form um, und die Illustrationen lieferten Pedro Delgado, Stephen Jorge Segovia u. a.
Die Bewohner eines abgelegenen Küstendorfs stehen unter der Knute von Pfarrer Obadiah Demurral. Sein Wort ist Gesetz, und wer zuwider handelt, wird hart bestraft. Diese Erfahrung machte auch der 13-jährige Waisenjunge Thomas, der in einer Hobhöhle haust, seit er sein Heim verloren hat.
Zu seiner Überraschung hat sich in dem Versteck noch jemand niedergelassen: Raphah aus dem Land Kusch ist auf der Suche nach einem wertvollen Artefakt, das seiner Familie gestohlen wurde und sich jetzt im Besitz von Demurral befindet. Wenn der machthungrige Mann, der in Wirklichkeit ein „Schattenbeschwörer“ ist, das Objekt benutzt, kann er sich die gesamte Welt untertan machen.
Raphah bittet Thomas, ihm zu helfen. Ihnen schließt sich auch Thomas’ Freundin Kate an. Obwohl die drei von unheimlichen Kreaturen verfolgt werden, schaffen sie es, Demurral das Artefakt abzujagen, doch dieser hat noch einige Tricks auf Lager…
Lässt man den Missionsgedanken des Autors und die Message seiner Geschichte außer Acht, erhält man einen spannenden Fantasy-Roman bzw. -Comic in der Tradition von Titeln wie „Der König von Narnia“ oder „Der goldene Kompass“.
Wirklich Neues wird allerdings nicht geboten. Das Setting – ein Küstendorf des 18. Jahrhunderts, dessen Bewohner davon leben, dass sie Schiffe plündern, die auf den Riffen auflaufen – kennt man aus diversen Piratenfilmen. Wie üblich gibt der Drahtzieher vor, ein ehrbarer Mann zu sein, doch er kann seine Gier nicht verbergen und hütet noch viel schlimmere Geheimnisse. Er und seine Handlanger repräsentieren das übermächtig erscheinende Böse, dem sich eine kleine Schar jugendlicher Helden mutig entgegen stellt. Selbst wenn sie in Todesgefahr geraten, findet sich immer ein Ausweg, oft durch unerwartet auftauchende Helfer.
Da sehr viele Figuren involviert sind, fällt es nicht leicht, den Überblick zu bewahren, wer auf wessen Seite steht und wieso. Viele Fragen bleiben unbeantwortet - und der Band hat ein offenes Ende. Die Zeichnungen sind cartoonhaft, klar und eher detailarm, doch ergänzen sie gelungen die Story. Obwohl man Zeichner wählte, die sich eines ähnlichen Stils bedienen, fällt der Wechsel auf, stört aber nicht wirklich.
Die Geschichte wird fortgesetzt in „The Shadowmancer’s Return: The Curse of Salamander Street“. Ferner gibt es zwei Sequels, „Wormwood“ und „Tersias“, von denen bisher nur „Wormwood“ unter dem Titel „Der Himmelsdrache“ im Arena Verlag erschienen ist.
Es empfiehlt sich, ein wenig in dem Band zu blättern. Er ist sehr schön gestaltet als Hardcover mit Foliendruck, festem Hochglanzpapier und sauberem Druck, doch die Erzählung und der Zeichenstil sind Geschmackssache – die Message sowieso.
Fantasy-Fans, die traditionelle Motive schätzen und die Botschaft ignorieren können, werden gut unterhalten. Wer ungewöhnliche Motive und spritzige Ideen erwartet, ist vielleicht mit einem anderen Titel besser beraten.