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Halo: Graphic Novel (Comic)

Halo: Graphic Novel
1. Die letzte Reise der Infinite Succor
(Last Voyage of the Infinite Succor)
Lee Hammock, Simon Bisley
2. Rüstungstest
(Armor Testing)
Jay Faerber, Ed Lee, Andrew Robinson
3. Ausbruch aus der Quarantäne
(Breaking Quarantine)
Tsutomu Nihei
4. Zweiter Sonnenaufgang über New Mombasa
(Second Sunrise over New Mombasa)
Brett Lewis, Moebius
Panini, Paperback mit Klappenbroschur, 128 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-480-4

Von Ramona Schroller

Bei „Halo“ handelt es sich um ein recht bekanntes Konsolenspiel aus dem Hause Microsoft. Dass diese Firma gern mal hoch hinaus will, dürfte mittlerweile so ziemlich jeder wissen. Jetzt also wollen sie auch noch den Comic-Markt für sich erobern. Nun denn...
Herausgekommen ist ein Band, der vier Kurzgeschichten aus dem „Halo“-Universum umfasst. Laut Vorwort soll dieser Comic eventuellen Lesern das Spiel, respektive die Spiele, schmackhaft machen. Tatsächlich aber bleibt Laie ziemlich außen vor, und zwar bei allen vier Geschichten. Wer also weder die Spiele noch die dazu ebenfalls erschienen Romane gelesen hat, sollte sich entweder auf die Bilder beschränken oder seine Finger ganz von dieser Graphic Novel lassen.
Aber zunächst einmal die Geschichten im Einzelnen:

Der Band beginnt auch gleich mit der längsten der vier Storys. „Die letzte Reise der Infinite Succor“ stammt aus den Federn von Lee Hommock und Simon Bisley. Erzählt wird die Geschichte eines Raumschiffs, dessen Mannschaft von einem virulenten Organismus assimiliert wird. Eine Kampfgruppe der Allianz soll retten, was noch zu retten ist - das allerdings ist nicht viel.
Etwas interessanter wird die Geschichte dadurch, dass sie offenbar durch ein Volk erzählt wird, das im Spielverlauf als die Feinde der Menschen dargestellt wird. Warum diese eierköpfigen Wesen mit den Fresswerkzeugen eines Krebses allerdings offensichtlich bestens Englisch beherrschen - immerhin ist das Raumschiff „Infinite Succor“ eines der ihrigen -, bleibt ein Rätsel, ebenso wie die Tatsache, dass sich da offensichtlich zwei moralisch gleichwertige Gegner auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen, denn die Allianz verfügt über die gleichen Prinzipien wie man es eigentlich den Menschen nachsagt.
Zeichnerisch lässt dieser Comic auch einiges zu wünschen übrig. Er ist um einiges zu bunt, viele der Bilder wirken überladen, ohne jedoch wirklich ins Detail zu gehen. Statt Mut zu beweisen - immerhin ist dieser Flood-Organismus alles andere als feinfühlig und belebt auch Leichen wieder -, wirken viele Zeichnungen nur als Farbkleckse und buntes Gewusel. Nicht wirklich was Leser sich wünscht!

Geschichte Nr. 2 trägt den passenden Namen „Rüstungstest“. Hier wird eine Rüstung, wie sie dann auch im Spiel zum Einsatz kommt, auf Herz und Nieren geprüft - natürlich inklusive Nahkampf. Zeichnungen und Story stammen von Joy Foerber, Ed Lee und Andrew Robinson, doch auch das hilft nicht wirklich darüber hinweg, dass der ‚Dreh’ am Ende ein bisschen zu aufgesetzt wirkt. Nicht wirklich überzeugend! Dieses Mal allerdings sind die Zeichnungen guter Comic-Durchschnitt zu nennen.

Tsutomu Nihel hat die kürzeste Geschichte zu diesem Band beigetragen. In seinem „Ausbruch aus der Quarantäne“ beschreibt er die Flucht von Sergeant Johnson, etwas, worüber in den Spielen wohl immer gerätselt wurde, aber wohl zum Kanon gehört.
Dieser, wenn auch deutlich extrem kurze, Comic wartet mit den besten Zeichnungen des ganzen Bandes auf und ist tatsächlich ein Augenschmaus. Einziger Punkt, der stört: Es gibt keinen Dialog, die einzelnen Szenen werden nicht erklärt. Als Leser rennt, hechtet und flüchtet man zwar mit, aber man hat absolut keine Ahnung, wohin es geht und woher man kommt. Zudem ist das Ende offen. Wenn man also nicht weiß, ob Johnson es geschafft hat - wozu man dann also wieder die Spiele braucht ,- wird man es auch nicht erfahren...

Für den letzten Comic des Bandes hat Microsoft tatsächlich einen Titanen der Comic-Szene verpflichten können. „Zweiter Sonnenaufgang über New Mombasa“ ist ein Gemeinschaftswerk von Brett Lewis und Jean „Moebius“ Giroud. Geschildert wird aus der Sicht eines Fotoreporters, wie die Aliens der Allianz die Erde angreifen und eine Stadt in Schutt und Asche legen.
Dass nicht immer gut ist, was von Urgesteinen kommt, dürfte spätestens nach dem Lesen dieser Geschichte klar sein. Giroud steigt hier wirklich nicht in den Comiczeichner-Olymp auf, eher rast er mit Überlichtgeschwindigkeit gen Abgrund. Dabei ist die Geschichte, an sich gesehen, interessant, auch ohne den Hintergrund der Spiele. Ein eindeutiges ‚Schade!’ an dieser Stelle.

Abgerundet wird dieser Band mit einer Auswahl von verschiedenen Zeichnern, die sich für die Mitarbeit an diesem Comic beworben hatten. Teils sind wirklich sehr schöne Bilder darunter, die allein durch die Ausdruckskraft punkten. Andere dagegen... nun ja.

Alles in allem ist „Halo Graphic Novel“ vielleicht etwas für eingefleischte Gamer, aber weniger für einfache Comicleser geeignet, dafür wird zuviel Grundwissen vorausgesetzt. Zudem sind 16.95 EUR für knappe 127 Seiten etwas happig, trotz der schönen Aufmachung und des guten Titels. Also nicht wirklich etwas, was ein Comicliebhaber im Schrank stehen haben muss.

hinzugefügt: October 2nd 2008
Tester: Ramona Schroller
Punkte:
zugehöriger Link: Panini
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