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Banner, Catherine: Das Lied von Manolia (Buch)
Catherine Banner
Das Lied von Manolia
(The Eyes of a King)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Patricia Woitynek
Penhaligon, 2008, Hardcover, 476 Seiten, 18.95 EUR, ISBN 978-3-7645-3000-6
Von Irene Salzmann
Ausgerechnet aus den Reihen seiner Getreuen stammen die Mörder von König Cassius II und seiner Gemahlin. Bloß den kleinen Sohn Ryan verschonen die Putschisten wegen einer mysteriösen Prophezeiung. Nachdem das Kind spurlos verschwunden ist – man munkelt, es wäre in ein fremdes Reich namens England verbannt worden -, ernennt sich der skrupellose Lucien zum neuen Herrscher von Malonia.
Lucien stürzt sein Land in einen sinnlosen, Jahre andauernden Krieg und in die Armut. Während Schulbildung für Mädchen keine große Rolle spielt, werden die Knaben in Militärakademien gnadenlos gedrillt, und wer nicht das zweifelhafte Glück hat, aus dieser als ausgebildeter Soldat hervorzugehen, wird als Kanonenfutter an die Grenze geschickt.
Der 15-jährige Leo North besucht nur widerwillig die Schule. Er und sein 8-jähriger Bruder werden ständig von Segeant Markey schikaniert: Leo muss mit erhobenem Gewehr Runde für Runde in der Eiseskälte des Frühjahrs laufen, bis er vor Erschöpfung zusammenbricht. Sterling wird geschlagen, bis er nichts mehr fühlt – das erste Anzeichen, dass er das Schleichende Fieber oder eine andere schreckliche Krankheit in sich trägt.
Sterlings Zustand ist bald Besorgnis erregend. Darüber vergisst Leo beinahe das seltsame Buch, das er auf der Straße fand. Erst waren die Seiten leer, dann plötzlich fängt es an, sich selber zu schreiben. Nach und nach begreift Leo, dass es ihm die Geschichte von Prinz Ryan erzählt. Darf Malonia auf seine Rückkehr und bessere Zeiten hoffen?
„Das Lied von Malonia“, der Debüt-Roman der erst 19-jährigen Catherine Banner, ist der Auftaktband einer Fantasy-Trilogie, die sich an ein All Age-Publikum wendet.
Im Zentrum des Geschehens steht Leo North, ein Junge aus bescheidenen Verhältnissen, der jedoch über eine besondere Gabe verfügt und schwer am Erbe seines Vaters trägt. Er ist aufsässig und respektlos, wie viele Teenager seines Alters, und begehrt immer wieder gegen die Schikanen auf, denen er und sein jüngerer Bruder ausgesetzt sind, obwohl ihm klar ist, dass die Ausbilder am längeren Hebel ziehen. Als die gleichaltrige Maria die Wohnung in der Etage über ihnen belegt, verliebt er sich. Maria macht Leos Leben ein bisschen lebenswerter. Auch sie schleppt eine Bürde mit sich: ein uneheliches Kind.
Dann bricht alles um Leo herum zusammen. Er verliert einen Menschen, der ihm viel bedeutet, die Armee schickt ihn an die Front – und er rastet aus. Dadurch setzt er einen Prozess in Gang, dessen Auswirkungen noch nicht absehbar sind, doch darf man ahnen, dass damit den Weg für Prinz Ryan und seine Getreuen bereitet wird, die weit fort, in einer fremdartigen Welt leben, sich vor ihren Häschern verbergen und auf den Tag warten, an dem sie nach Malonia zurück können.
Die Autorin springt zwischen den Handlungsebenen hin und her, wobei das geheimnisvolle Buch zum Bindeglied wird. Am Ende des Romans hat sich zwar vieles verändert, aber es reicht noch nicht für ein Happy End. Zahlreiche Fragen sind weiterhin offen, die Handlungsstränge müssen zusammengeführt werden – in den nächsten Bänden.
Im Vordergrund steht nicht die Handlung - Action-Szenen sind praktisch Fehlanzeige - sondern die Charakter-Entwicklung, insbesondere Leos. Seine Probleme und Wünsche werden einfühlsam beschrieben, seine Gedanken und sein Verhalten sind nachvollziehbar. Die anderen Figuren stehen in seinem Schatten.
So gut Leo auch heraus gearbeitet wurde, dem Plot hätte ebenso viel Aufmerksamkeit gewidmet werden müssen. Die Geschichte liest sich recht kryptisch und wirkt durch die ständigen Perspektivenwechsel zerfahren. Auch das Thema an sich ist nicht unbedingt das, was man von einem Fantasy-Roman erwartet. Wer auf Elfen, Zwerge und the sense of wonder hofft, wird enttäuscht, da alles zu realistisch erscheint. Wünscht man sich Innovation und bekommt sie auch, muss man erkennen, dass ‚gewollt andere’ Motive nicht immer überzeugen können.
Die Gestaltung des Bandes ist recht aufwändig: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, Folien- und Prägedruck, Vignetten im Innenteil. Gutes Papier und ein sauberer Druck runden ab.
Es empfiehlt sich, vor dem Kauf ein wenig in „Das Lied von Malonia“ zu blättern, denn die Geschichte ist gewöhnungsbedürftig und dürfte nicht den Geschmack von jedermann treffen.
hinzugefügt: October 2nd 2008 Tester: Irene Salzmann Punkte: zugehöriger Link: Penhaligon Hits: 2657 Sprache:
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