Kreuzzug 1
Simoun Dja
(Croisade: Simoun Dja)
Text: Jean Dufaux
Zeichnungen: Philippe Xavier
Farben: Jean-Jaques Chagnaud
Übersetzung: Resel Rebiersch
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2008, Hardcover, 56 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-940864-37-6
Von Frank Drehmel
Ein Heer der Christenheit ist unter Führung Gregor von Arkos’ vor Hierus Halem aufmarschiert, um die Stadt und das Heilige Grab von der Besetzung durch die Truppen des Sultans Ab’dul Rasim zu befreien.
Während man sich auf die Schlacht vorbereitet, sucht Syria von Arkos in einer einsamen Oase den Ratschlag der geheimnisvollen Elysande, dem Licht der Märtyrer, da sie befürchtet, das Erbe des Dämons Qa’dj, mit dem ihre Familie einst einen Handel schloss, fließe in ihren Adern.
Elysande kann die junge Frau zwar beruhigen, prophezeit ihr aber zugleich, dass sie der Liebe entsagen muss. Mit dieser Liebe ist Gunther von Flandern gemeint, der Ehegatte ihrer Schwester Eleonore.
Gunther ist einer der wenigen unter den Kreuzfahrern, die sich offen gegen einen Sturm auf Hierus Halem aussprechen, da er den Zeitpunkt für ungünstig hält, weil sich der Simoun Dja, der tödliche Wind aus der Wüste Otran, in Kürze erheben wird.
Gregor von Arkos jedoch hat kaum eine andere Wahl, als Gunthers Einwände vom Tisch zu fegen, da ihn sowohl mächtige Männer wie bspw. Robert, der Herzog von Tarent, oder der Primas von Venedig, als auch seine Tochter Eleonore zu einem bedingungslosen und unzögerlichen Handeln drängen.
Derweil schließt innerhalb der Stadt Ab’dul Rasim, angestiftet von dem unsterblichen Krieger Sar Mitra, einen unheiligen Pakt mit dem dämonischen Mufti von Alkar. Der Besessene bedeutet Rasim, dass die Zeit zum Handeln gekommen sei und die Christen durch den Simoun Dja vernichtet würden.
Die vorausgesagte Niederlage der Kreuzfahrer ist nahezu ist vollkommen. Nur wenige überleben die Schlacht, darunter auch der Herzog von Tarent, der dem Kampf feige entflieht, Gunther, der an der Schlacht nicht teilnahm, sowie die beiden Töchter Gregors.
Doch auch wenn sich die Besatzer Hierus Halems vorerst sicher sein können, so ist der Krieg noch nicht vorbei, denn Gunther macht sich auf, neue Verbündete zu suchen, und der Sultan erfährt, dass es in diesem Krieg um weit mehr geht, als um bloße Symbole.
Jean Dufaux erzählt eine komplexe Geschichte, die - inspiriert vom Dritten Kreuzzug (1189 - 1192) - eine fiktive, kriegerische Vergangenheit aufleben lässt. Dabei vermeidet er es, konkrete (macht)politische und religiöse Fragen zu stellen, Position zu beziehen und gar Schuld zuzuweisen. Er bricht den Konflikt einerseits auf die personale Ebene, auf das komplizierte Beziehungsgeflecht der Figuren herunter, anderseits hebt er ihn auf die eher abstrakte, metaphysische Ebene eines Kampfes des Guten gegen das Böse.
Diese metaphysischen Elemente sind es auch, die erstens deutlich machen, dass es dem Autor nicht um historische Wahrheiten gehen kann, und die zweitens der gesamten Story einen wunderbaren, märchenhaften Unterton verleihen.
So mystisch und fesselnd die Story Dufaux’, so hinreißend das Artwork Xaviers und Chagnauds. Klare, detailreiche - jedoch niemals überladene - und realistische Zeichnungen werden durch eine ebenso klare und kühl wirkende Koloration, die mit ihren harten Farbkontrasten und Bunttönen unbestreitbar orientalisches Flair atmet, perfekt ergänzt. Die vielfältigen Einstellungsgrößen, vermitteln dadurch, dass der Blickwinkel in der Regel frontal auf die Figuren gerichtet ist, zuweilen zwar ein Gefühl der Statik, aber eben auch das einer dem Wüsten-Hintergrund angemessen Ruhe.
Fazit: Eine spannende Geschichte voller orientalischer Mystik, die grafisch exzellent umgesetzt ist.