Christos N. Gage, Mike Perkins, Andrew Hennessy u. a.
Marvel Exklusiv 76: House of M – Die Rächer
(House of M: Avengers 1 – 5, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration von Mike Perkins
Panini, 2008, Paperback, 124 Seiten, 14,95 EUR (auch als HC erschienen = 25,00 EUR)
Von Irene Salzmann
Bereits vom Wahnsinn beeinträchtigt hat die Scarlet Witch eine neue Welt erschaffen, in der Mutanten die dominante Spezies sind. Obwohl sie keine Chance zu haben scheinen, kämpfen viele normale Menschen gegen die wachsende Unterdrückung. Einige von ihnen verfügen selber über erstaunliche Kräfte, die sie auf andere Weise erhalten haben, doch die meisten von ihnen sind einfach nur mutige und trainierte Männer und Frauen.
Einer von ihnen ist Luke Cage, der nach und nach Gleichgesinnte um sich schart: Hawkeye, Mocking ird, Moon Knight, Iron Fist, Tigra und andere. Um ihr Viertel zu schützen, sind sie gezwungen, sich sogar mit ihren potentiellen Feinden zu arrangieren, darunter der Kingpin mit seiner Gruppe. Sie alle kämpfen ihre kleinen Schlachten, nicht ahnend, dass sich Verräter in ihren Reihen befinden. Tragische Verluste sind die Folge.
Doch es kommt noch schlimmer: Magneto plant, Wakanda zu erobern, die letzte freie Zufluchtstätte des Homo Sapiens. Nun muss jeder sich entscheiden, ob er weiterhin vor Ort den Menschen zu helfen versucht oder ob er das größere Bild sieht und mit seinen Fähigkeiten in den drohenden Krieg eingreift…
Der Zyklus „House of M“ veränderte – vorübergehend - das Marvel-Universum gravierend, doch das Utopia der Mutanten erweist sich keineswegs als bessere Welt. Die Unterdrücker und die Unterdrückten haben lediglich die Rollen getauscht. Nachdem zunächst das Schicksal der wichtigsten Protagonisten beleuchtet wurde, wird nun die Geschichte einiger weiterer Helden erzählt – und es gibt so manches Wiedersehen mit dem einen oder anderen Charakter, der längst tot ist oder fast in Vergessenheit geriet.
In Konsequenz haben die hier geschilderten Ereignisse keinen großen Einfluss auf die Haupthandlung, und das Paperback kann problemlos ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Dass man mit den meisten Figuren vertraut ist, wird allerdings erwartet, denn es kommt zu einem Stelldichein mit der zweiten Garnitur der Superhelden, von denen fast jeder zeitweilig Mitglied der „Avengers“ war oder sogar irgendwann eine eigene Serie hatte.
Das Schöne an solchen befristeten Story-Arcs ist, dass die Autoren Ideen realisieren oder auch auf Leserwünsche eingehen können, die der Mainstream verbietet. Das führt Helden zu Gruppen, Frauen und Männer zu Liebespaaren zusammen, die man nicht in dieser Konstellation erwartet hätte. Auch Tote dürfen zurückkehren, und Nebenfiguren können zeigen, welches Potential in ihnen steckt. Kommen sie an, sieht man sie in Zukunft vielleicht wieder öfters.
„House of M – Die Rächer“ bietet vor allem Action und Tragik in einem düsteren Umfeld. Das wird auch durch die Farben verdeutlicht, die dunkel und erdig sind. Die Zeichnungen sind realistisch-idealistisch, und so manches Panel ist ein wahrer Hingucker. Abgerundet wird mit einer Cover-Galerie und Informationen zu den Künstlern.
Für Sammler stellt sich die Frage gar nicht erst: Der Sammelband ist Pflichtlektüre. Doch auch jene, die nur hin und wieder nach einem Comic greifen, der ansprechend gezeichnet ist und eine interessante Handlung verspricht, kommen hier auf ihre Kosten. Es treten zwar nicht die ganz großen Marvel-Helden auf, die Kämpfe finden im Untergrund statt und haben keine weit reichenden Folgen, aber die Story ist spannend und relativ abgeschlossen, die Illustrationen können überzeugen – so macht ein Paperback Spaß.