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Nummer 5 lebt (Special Edition) (DVD)

Nummer 5 lebt
USA 1986, Regie: John Badham, mit Ally Sheedy, Steve Guttenberg u.a.

Von Thomas Harbach

Splendid legt John Badhams „Nummer 5 lebt” im Originalformat auf DVD wieder auf. Das Format 2,35:1 inklusiv der hervorragenden Digitalisierung kommt Badhams „E.T.“-Variante sehr zugute. Als einziges weiteres Extra wird leider nur die englische Originalspur angeboten. Wenn der Zuschauer überlegt, für viele andere Splendid- Veröffentlichungen mittlere Qualität im Anhang Trailer angeboten werden, ist es schade, dass nicht zumindest der Kinotrailer mit angeboten worden ist.

Um „Nummer 5 lebt” wirklich zu genießen, ist es sinnvoll, zumindest gedanklich in das Jahr 1986 zurückzukehren. John Badham galt zu diesem Zeitpunkt als Spezialist für technisch anspruchsvolle und trotzdem durchaus oberflächlich kritische Filme. In „Blue Thunder - Das fliegende Auge” hat er das Sujet des Actionfilms mit dem Überwachungsstaat á lá „1984” kombiniert und konnte sich vor allem auf Roy Scheider als Darsteller verlassen. Sein nächstes Streifen, „Wargames”, gehört auch heute noch zu den eindrucksvollsten Kalter-Krieg-Streifen, in denen vor einem aus Versehen erfolgenden Ausbruch des Dritten und wahrscheinliche letzten Weltkriegs gewarnt wird. Dass ein jugendlicher Hacker die Welt an den Rand des Krieges bringt wirkte vielleicht damals noch übertrieben, die Realität hat zumindest teilweise diese Fiktion eingeholt.

Als dritter Film in dieser „Paranoia-Trilogie“ folgte für viele unverständlich eine Komödie für die ganze Familie: „Nummer 5 lebt”. Handlungstechnisch erinnert das Drehbuch von S. S. Wilson sowie Brent Maddock sehr stark an Steven Spielbergs rührseligen Gassenhauer „E.T.”, der vier Jahre vorher an den Kinokassen abräumte. Das hat viele Kritiker auch von den teilweise zynischen Spitzen abgelenkt, die John Badham weniger in Form einer innovativen Handlung, sondern in seinen auf den ersten Blick eindimensionalen aber wie Parodien angelegten Charakteren im Film verankert hat. Die Ähnlichkeit zu „E.T.” hat John Badham in der ersten Begegnung zwischen Ally Sheedy und Nummer 5 herrlich parodiert. Die junge Frau glaubt, einen Außerirdischen in ihrem rollenden Imbiss gefunden zu haben. Roboter wie Mensch erschrecken sch fürchterlich. Dann kommt es erst zu einer sehr einseitigen vom Menschen geführten Kontaktaufnahme, in welcher sie den „Fremden” herzlich auf der Erde begrüßt. Eine ähnliche Sequenz findet sich ebenfalls in Spielbergs Film und mittels geschickter Farbgestaltung und ähnlichen Kameraperspektiven hat John Badham zumindest eine ansprechende Hommage mit parodistischen Spitzen erschaffen. Bis es zu dieser ersten herausragenden Sequenz kommt hat der Zuschauer schon die Guten wie die Bösen, die Intelligenten wie die Dummen, die Forscher und die Krieger kennengelernt.

John Badham und Nummer 5 verlieren keine Zeit, um sich dem Publikum vorzustellen. Bei einer militärischen Demonstration zeigt der neue, bewegliche Roboter sein Können, als er eine Reihe von Militärfahrzeugen, die sich allerdings in Kolonnenformation fortbewegen, mittels seines Lasers eliminiert. Bei späteren Auseinandersetzungen mit den ebenfalls robotisierten Kollegen unterstreicht das stellenweise doch sehr ambivalente Drehbuch, dass die Treffsicherheit nicht alles ist. Das Militär feiert, die Entwicklerfirma NOVA sieht ihre Investitionen von immerhin elf Millionen Dollar pro Roboter amortisiert - warum gleich fünf Maschinen produzieren, wo man doch ohne Auftrag handelt? Und der Programmierer kann sich wieder seiner Lieblingsbeschäftigung widmen, das Publikum zu ignorieren und abgeschieden mit den Robotern zu spielen. Ein Blitzschlag in die „Betankungsanlage“ aktiviert schließlich das Bewusstsein von Nummer 5. Er beginnt zu leben und flieht aus seinem Gefängnis, der NOVA-Anlage, mit Hilfe des gütigen Zufalls, um schließlich in den Armen der attraktiven, tierlieben und natürlich inzwischen als Single lebenden Stephanie Speck zu landen. Er sucht verzweifelt Input und stellt innerhalb der ersten Nacht ihr gesamtes Haus inklusiv der Tiere auf den Kopf. Inzwischen sucht der Schöpfer von Nummer 5 (gespielt von Steve Guttenberg) zusammen mit dem Sicherheitsdienst der NOVA - organisiert wie eine kleine amerikanische Armee, technologisch fortschrittlich, ideologisch fragwürdig bis zurückgeblieben - nach dem kleinen Roboter. Die restliche Handlung ist vorhersehbar und folgt den Gesetzen der klassischen Familienunterhaltung inklusiv eines doppelten Happy Ends.

Während Sheedy und Guttenberg in ihren eher eindimensional geschriebenen Rollen gute Miene zum bösen Spiel machen, lebt „Nummer 5 lebt“ - um das Wortspiel nicht überzustrapazieren - von seinem Hauptdarsteller. Die Setdesigner haben sich zusammen mit den Trickfilmspezialisten einen Roboter ausgesucht, wie ihn in erster Linie ein Kind zeichnen würde. Auf den ersten Blick zusammengesetzt aus möglichst vielen Einzelteilen, die von der reinen Logik her nicht unbedingt Sinn machen, aber in ihrer Komplexität keine Fragen offen lassen. Dieser Phantasiefigur haben sie mit geschickten technischen Spielereien nicht nur einen erstaunlich süßen und kindlichen Eindruck verliehen, sie haben Nummer 5 eine gekonnte sowie absolut menschliche Mimik und Gestik verliehen. Insbesondere aus der Distanz von mehr als zwanzig Jahren ist es erstaunlich, dass George Lucas für seine unsäglichen Fortsetzungen der „Krieg der Sterne“ bei wichtigen außerirdischen Figuren diese simplen Gesetze so übersehen konnte. Nicht umsonst ist nicht nur Nummer 5 ein fester Bestandteil unserer Popkultur geworden, sondern sein kontinuierliches „Need Input“ zumindest für eine kurze Zeit zu einem geflügelten Wort. Ebenfalls nicht umsonst ist der neue Roboter aus dem Pixar-Zeichentrickfilm „Wall-E“ anscheinend der Familie von Nummer 5 entschlüpft. Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Im Gegensatz zu Wall-E muss Nummer 5 sich noch entwickeln. Die Art dieser Evolution ist ungewöhnlich und deswegen so zeitlos. Insbesondere für das Science-Fiction-Genre, in dem sich mechanische Kreaturen wie der Terminator - zwei Jahre vorher entstanden - oder der legendäre HAL zu schier unüberwindlichen Bedrohungen entwickelt haben. Nummer 5 entwickelt sich im Positiven vorwärts. Als Maschine hat ihn der Zuschauer gleich zu Beginn des Films kennengelernt, als „Mensch“ dominiert er nach fünf Minuten die Handlung. Der Betrachter verfolgt die atemberaubende Geschichte seiner Geburt in klassischer Frankenstein-Manier mit dem Blitz aus heiterem Himmel bis zu seinem auf den ersten Blick endgültigen „Tod“ und der „Wiederauferstehung“ im Epilog. Diese Entwicklungsstufen durchläuft „Nummer 5“ mit fast atemberaubender Geschwindigkeit und diese Rasanz drückt John Badham routiniert in dem schnellen Ablauf der einzelnen Szenen sehr überzeugend aus. Dass sich Nummer Fünf nach seiner Erweckung quasi selbst unterrichtet, ist ein erstaunlicher Aspekt des Films. Was aber die Jugend anspricht, sind die Quellen seiner Bildung. Zwar liest er alle Bücher Stephanies, inklusiv eines obligatorischen mehrbändigen Lexikons, in einer Nacht, aber danach holt er sich die wichtigsten Informationen für das Überleben im amerikanischen Alltagsdschungel aus dem Fernsehen. Zu den Höhepunkten gehören „The Three Stooges“, die in einer der unterhaltsamsten Szenen des Streifens zur Verblüffung der Militärs eine Art mechanisches Revival feiern und im Original sehr viel besser wiedergegebene John-Wayne-Filme, aus denen Nummer 5 zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit zitiert. Den Höhepunkt seiner Fernsehbildung erreicht er, als er „Saturday Night Fever“ ansieht, den ebenfalls John Badham einige Jahre vorher inszeniert hat. So legt der Roboter in einer der vor allem technisch und inszenatorisch besten Szenen des Films eine flotte Sohle aufs Parket. Dass er gleichzeitig Stephanies schäbigen Ex-Freund abserviert gehört zu den Vorteilen, einen eigenen Roboter zu halten. Obwohl der Jungspund mit einem in die Einzelteile zerlegten Auto droht wieder zu kommen, entschwindet er im Gegensatz zum naiven Crosby schnell aus dem Film. Sheedy und Nummer 5 bilden eine moderne asexuelle Zweckehe mit romantischen Zügen. Der dritte im Bunde - um die Ehe wieder auf das Niveau einer Familie mit mechanischem Kind zu reduzieren - ist schließlich Crosby, dem verziehen wird, das er in Wirklichkeit Kriegsspielzeuge gebaut hat und dem es in Wirklichkeit vollkommen egal ist, ob seine Maschinen töten oder nicht. Nur als Nummer 5 ein Bewusstsein erlangt hat, gewinnt bei ihm auch das schlechte Gewissen sehr leichte Überhand. Zwischen Sheedy und Guttenberg kommt es zu einer Reihe von Wortgefechten, aber wie es sich für eine Disney-Komödie gehört, baut sich zwischen den beiden keine erotische Chemie auf und die Idee, das sie schließlich auf einer abgeschiedenen Farm zusammen mit Nummer 5 leben werden ist eine der kitschigen Szenen, die drehbuchtechnisch konstruiert worden sind.

Während die eigentliche Story nicht sonderlich vom Hauptdarsteller ablenkt, versteckt Badham seine teilweise doch sarkastischen Botschaften in der Charakterisierung der Bösen. Da wäre der Militärchef und Sicherheitsberater, der auf der Suche nach seinem Opfer Nummer 5 ganze Kneipen in Schutt und Asche legen lässt und sich am Ende nicht scheut, auch das Militär in seine Intrigen einzuspannen. Er scheint niemals wirklich Herr der Lage zu sein und wird schließlich unter dem Gejohle des unsichtbaren Publikums entlassen. Der Chef von Nummer 5 ist die Mischung aus trotteligem Ex-Wissenschaftler und Geschäftsmann, der sich in jedes monetäre Bett legt. Seine Motivation hat er schon lange an den Kleiderhacken gehängt und ein Gewissen hat er in erster Linie wegen seiner zum Himmel schreienden Dummheit nicht. Corporate Amerika, wie wir es damals wie heute leibt und lebt. Badham entlarvt die Macher auf wenig subtile, aber sehr subversive Art und Weise als dumm und egoistisch. Crosby hat das Glück, unter dem klaren Nachthimmel voller Sterne noch einmal von Nummer 5 bekehrt zu werden und auf dem Lande abseits jeglicher Technik seine Zukunft zu finden. Wohl dem, der rechtzeitig sein Erbe antritt. Unabhängig von dieser idealen Drehbuchkonstruktion lebt der Streifen gestern wie heute natürlich von Nummer 5, diesem sympathischen Alleskönner mit seinem kindlich-naiven Charme, der jegliche Aggressionen hinsichtlich seiner Spur der Verwüstung verpuffen lässt. Von der technischen Seite her beherrscht John Badham das Sujet und bemüht sich dank einfallsreicher Perspektiven und mehreren Modellen Nummer 5 zum Leben zu erwecken. So kann er nicht nur auf seinen kleinen Panzerketten schnell fahren, sondern dank seines kleinen Einrades am Pürzel sich verbeugen und sogar „springen“. Der Film stammt aus der Vor-CGI-Zeit und selbst aus heutiger Sicht sind die Tricks verblüffend gut gelungen. Nur selten hat der Zuschauer wirklich das Gefühl, einer leblosen Marionette gegenüberzustehen.

Insbesondere im Vergleich zu „E.T.“ hat der Zahn der Zeit dem Metall von Nummer 5 nichts anhaben können. Das liegt sicherlich nicht zuletzt in der Tatsache begründet, dass sich Nummer 5 auf die Erfahrungen verlässt, die Generationen von Kindern und Jugendlichen vor ihm gemacht haben: die Allmacht des Fernsehens. Wenn er John Wayne zitiert oder die gleichen Stunts mit den Lastwagen bzw. Imbisswagen Stephanie Specks durchführt, die man sonst im Fernsehen zu sehen bekommt, kann der Zuschauer nicht anders, als ihn zu lieben. Auch wenn er in Hinsicht auf seine Intelligenz dem Menschen unendlich voraus ist, ist er auf emotionaler Ebene einfach noch ein liebeswertes Kind. Und diesen Punkt arbeitet John Badham immer wieder und sehr pointiert heraus. Die banale Handlung beschränkt sich auf kontinuierliche Verfolgungsjagden, eine Reihe von Einzeilern, die in Ehren gealtert sind - insbesondere die Wortspiele zwischen Crosby und seinem indischen Kollegen sind selbst in der soliden deutschen Übersetzung unterhaltsam - sowie Nummer 5, den einzigen wirklich Star dieser Komödie für die ganze Familie.

Leider verdient Splendids DVD-Veröffentlichung nicht den verwirrenden Titel „Special Edition“. Die Specials gehören zur Standardausrüstung jeder DVD. Den Film im richtigen Format wiederzugeben und von der technischen Seite her zu überzeugen. Das Bild ist natürlich gestochen scharf und die Farben absolut überzeugend/natürlich. Die deutsche Tonspur ist in Dolby Digital 5.1 und die englische Originalspur - sie ist zu bevorzugen, einige Wortspiele sind deutlich pointierter und ergeben mehr Sinn - ist in Dolby Digital 2.0 Die Dialoge sind sehr gut zu verstehen und die Abstimmung mit Davide Shires wirklich schöner Musik sowie den Hintergrundgeräuschen ist gut gelungen. Wie schon geschrieben, es ist keine Special Edition, aber eine wunderschöne und empfehlenswerte DVD-Veröffentlichung eines nicht ganz, aber fast klassischen Science-Fiction-Abenteuers für die ganze Familie aus den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts.

DVD-Facts:
Bild: 2,35:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital Stereo 2.0
Untertitel: deutsch

hinzugefügt: October 25th 2008
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
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Hits: 3237
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