B.U.A.P. 1
Hohle Erde
(BPRD: Hollow Earth & Other Stories; BPRD: Night Train)
Story: Mike Mignola, u.a.
Zeichnungen: Ryan Sook, u.a.
Tusche: Ryan Sook, u.a.
Übersetzung: Gunther Nickel & Michael Groenewald
Lettering: Amigo Grafik
Cross Cult, 2008 (vierfarbige Neu-Edition), Hardcover, 160 Seiten, 19,80 EUR, ISBN 978-3-936480-83-2
Von Frank Drehmel
Nach rund drei Jahren liegt mit „Hohle Erde” der erste Band der „B.U.A.P.“-Reihe nun in einer kolorierten Neu-Edition vor. Doch nicht nur die Farbe ist neu, auch die Bonusgeschichte „Nachtzug”, welche in der Ausgabe von 2005 noch nicht vorhanden war, dürfte dieses Buch für Sammler, Alt-Fans und Neueinsteiger gleichermaßen interessant machen.
„Hohle Erde“ („BRPD: Hollow Earth“):
Weil sein Freund Hellboy die „Behörde zur Untersuchung und Abwehr Paranormaler Erscheinungen” - kurz B.U.A.P. - verlassen hat, beschließt Abe Sapien ebenfalls, sein Glück draußen in der Welt zu suchen. Doch es kommt anders als geplant: während er seine Habe zusammenpackt, ereilt ihn eine Vision Elizabeth Shermans, die ihn, in einer Hölle brennend, um Hilfe anfleht. Zusammen mit Roger - dem 500 Jahre alten Homunkulus - und dem Neuling Johann Krauss macht er sich auf eine Suche, die ihn in ein entlegenes Kloster führt. Dort finden sie die leere Hülle der jungen Frau sowie ein seltsames, totes Wesen, das sich, nachdem es von Krauss wiederbelebt wurde, als Geschöpf der linken Hand vorstellt und das ihnen den weiteren Weg weist. Tief in den Eingeweiden der Erde begegnen sie schließlich einer monströsen, uralten Kreatur, die mit Hilfe von Liz’ innerem Feuer die neuen Herrscher der Welt, die Menschen, das Fürchten lehren will.
„Der Killer in meinem Kopf“ („Lobster Johnson: Killer inside my Skull“)
Ende der dreißiger Jahre kommt Lobster Johnson in New York einem Verbrecher auf die Spur, der an einem geheimen Forschungsprojekt arbeitete, dort gefeuert wurde und nun seine Ex-Kollegen tötet, um mit Hilfe ihrer Forschungsergebnisse seine Allmachts-Phantasie Realität werden zu lassen.
„Abe Sapien vs. Wissenschaft“ („Abe Sapien vs. Science“)
Abe Sapien bewahrt den Homunkulus Roger davor, jenes Schicksal als bloßes Versuchsobjekt im Namen der Wissenschaft zu erleiden, das er selbst ertragen musste.
„Die Trommeln der Toten“ („Abe Sapien: Drums of the Dead“)
Abe Sapien und sein Kollege Garett Omatta erhalten den Auftrag, auf hoher See Nachforschungen über ein Phänomen anzustellen, das mit dem Auftauchen Hunderter Haie zusammenhängt und das, von dumpfen Trommelklängen begleitet, den Wahnsinn von Matrosen auszulösen scheint. Zunächst verläuft die Schiffsreise der beiden Agenten ereignislos, doch dann tauchen die ersten Haie auf. Als eine dämonische Wesenheit vom Medium Omatta Besitz ergreift und den Mann in ein Monster transformiert, wird Sapien zunächst zwar Herr der Lage, aber der Fluch, der hinter all dem steckt, ist noch lange nicht gebrochen.
„Nachtzug“ („Night Train“)
Lobster Johnson und sein namenloser Sidekick verfolgen 1939 in Colorado einen deutschen Saboteur, der einen Zug, welcher eine Reihe von Soldaten und Wissenschaftlern zum Manhattan-Projekt bringen soll, entgleisen lassen will. Der Deutsche hat Erfolg und alle bis auf Lobster kommen bei dem Anschlag ums Leben. Jahrzehnte später erhalten Liz Sherman und Roger den Auftrag, in Alabama der Sichtung von Geisterzügen nachzugehen. Kaum vor Ort angekommen, werden sie fündig und treffen auf die Geister der 1939 getöteten Marines, die auf der Suche nach dem untergetauchten Saboteur die Stadt durchkämmen. Zwar können Liz und Roger den alten Mann ausfindig machen, jedoch hat der noch einen Trumpf im Ärmel, der Liz das Leben kosten wird, wenn Roger nicht über sich selbst hinauswächst.
Während „Hellboy” mittlerweile erwachsener und thematisch komplexer geworden ist, führt die Neu-Edition der B.U.A.P.-Storys den Leser zurück zu den Wurzeln des „Hellboy“-Universums, den B-Movies und den Pulps des vorigen Jahrhunderts. Insbesondere in den beiden Lobster-Johnson-Geschichten werden zwei typische Themen der Pulp-Magazine - der „Mad Scientist” und der Zweite Weltkrieg -, so erfrischend und leicht umgesetzt, dass es ob des einnehmenden Retro-Charmes des Helden niemanden wundern sollte, dass gerade Johnson bei den Comic-Fans zu so großer Beliebtheit aufsteigen konnte und dass Cross Cult für April 2009 die Veröffentlichung des ersten Lobster-Johnson-Sammelbandes, „Der Stählerne Prometheus”, in Aussicht gestellt hat.
Während „Der Killer in meinem Kopf” unverdorbenen, einfachen Lesespaß pur bietet, liegt der Wert der übrigen Geschichten - also auch von „Nachtzug” - für den Fan neben der bloßen Unterhaltung mittels Mystizismus, Okkultismus oder Voodoo durchdrungener Action in der Ausleuchtung der unterschiedlichen Hintergründe und Beziehungsgeflechte jener Figuren, die in den „Hellboy“-Comics eher in der zweiten oder gar dritten Reihe stehen.
Das Artwork der unterschiedlichen Künstler erreicht zwar nicht die visuelle Intensität, die Mignolas - oder auch Fegredos - Hellboy auszeichnet, ist aber unterm Strich dennoch erfreulich eigenständig, stilistisch abwechslungsreich und dem Pulp-Charme der Geschichten angemessen. Zudem - und dieses ist wohl der gravierendste Unterschied gerade zu Mignolas Kunst - gewinnen die Geschichten verglichen mit der 2005er-Ausgabe durch die Kolorierung deutlich an Atmosphäre, wobei gerade die Bonus-Geschichte „Nachtzug” so sehr durch die Farbe lebt, dass sie in Schwarzweiß schlechterdings kaum vorstellbar ist (was ein Grund dafür sein mag, dass sie in der ersten Edition fehlte).
Fazit: Kurzweilig dargebotene, charmant-trashige Geschichten, die die Figuren hinter Hellboy näher beleuchten und die belegen, dass B.U.A.P. auch ohne den großen Roten hervorragend funktioniert.