Hans Joachim Alpers (Konzeption, Rahmen) & Günther Lausch (Produktion, Regie)
Das Schwarze Auge
Folge 1: Das Tor in die Vergangenheit (Autorin: Linda Budinger)
Folge 2: Die geheimnisvolle Burg (Autorin: Daniela Knor)
Folge 3: Die Ruinen von Shaba’Yal (Autor: Chris van Ronnen)
Europa, 2008, je 1CD, Fantasy-Hörspiele, je ca. 9,95 EUR
Folge 1: ISBN 978-3-86629-642-8, Laufzeit: ca. 56 Min.
Folge 2: ISBN 978-3-86629-643-5, Laufzeit: ca. 49 Min.
Folge 3: ISBN 978-3-86629-644-2, Laufzeit: ca. 59 Min.
Musik, Regie, und Produktion: Günter Merlau, Sounddesign: Frederik Bolte
Sprecher: Peter Groeger, Jonas Zumdohme, Dorothea Hagena, Elga Schütz, Thomas Klötz, Anabelle Krieg, Björn Ahrens, Kurt Glockzin, Jürgen Holdorf, Kalinka Springborn, Günther Kütemeyer, Martin Wolf, Konradin Kunze, Nina Müller, Phillip Otto, Uwe Hügle, Katharina Rivlis, Marco Reinbold, Klaus Robra, Simone Ritschner
Von Christel Scheja
Seit gut fünfundzwanzig Jahren gibt es das Rollenspiel „Das schwarze Auge“, kurz „DSA“ genannt. Es entstand Mitte der 1980er Jahre als deutsche Antwort auf „Dungeons and Dragons“ („D & D“) und legte erst einmal andere Schwerpunkte.
Der Anteil an fremden Völkern und Kreaturen war eher durchschnittlich, stattdessen setzte man schon früh auf stimmige Hintergründe, die an das Mittelalter oder die Welten aus „1001 Nacht“ angelehnt waren und ermutigte die Spieler, Charaktere zu entwickeln, die nicht nur eine Ansammlung von Werten und Daten waren, sondern lebendige Abbilder ihrer Wünsche und Träume.
Nicht die Regeltreue stand im Vordergrund, sondern der Spaß am gemeinsamen Erleben von Abenteuern und das Gruppengefühl. Inzwischen hat es, wie viele andere Pen & Paper- Rollenspiele, viele Veränderungen durchlaufen und sich auch weiter entwickelt. Neben den treuen Fans, die seit Anfang an dabei sind, stoßen auch immer wieder neue Interessenten hinzu, nicht zuletzt die junge Generation.
Um den von Internet- oder Computerspielen verwöhnten ‚Kids’ einen leichteren Einstieg zu ermöglichen, entstanden nun auch Hörspiele, die ihnen einen ersten Eindruck von Aventurien vermitteln sollen, der Welt, auf denen die Abenteuer des „Schwarzen Auges“ angesiedelt sind.
Drei Folgen sind inzwischen erschienen, die abgeschlossene Abenteuer erzählen, aber doch einen roten Faden spinnen, der später zusammengeführt wird.
„Das Tor in die Vergangenheit“ erzählt von dem jungen Devin. Als letzter eines einstmals großen Rittergeschlechts flieht er mit seiner Mutter durch ein zerstörtes Land, um dem Dämonenkaiser Galotta zu entkommen. In einem verwunschenen Wald ereilt ihn ein überraschendes Schicksal.
Unverhofft wird er durch die Zeit zurück versetzt. Er befindet sich nun nicht mehr im Jahr 1020, sondern 916 nach Bosparans Fall, aber das findet er erst später heraus. Zunächst einmal irrt er verwirrt durch den Wald. Dann trifft er auf eine Gruppe ungestümer junger Gaukler, die auf der Suche nach Abenteuern und einem Auftrag sind, der ihnen viele Dukaten einbringen soll. Ein Gelehrter bittet sie, einen Schwarzmagier zu stellen, der hier sein Unwesen treibt. Die anderen denken, die Aufgabe sei leicht, doch Devin bleibt misstrauisch. Zu recht, wie sich schon bald zeigen soll.
„Die geheimnisvolle Burg“ über dem Dorf Sichelbronn ist von vielen Geheimnissen und Gerüchten umgeben, die sich die Leute nur hinter vorgehaltener Hand erzählen. Die Bewohner des kleinen Ortes haben vor allem jetzt, im Jahr 916, Angst, denn der neue Herr scheint mit den dunklen Mächten im Bunde zu sein.
Das schert den Dieb Gerrik wenig, der zu einem Besuch in die alte Heimat kommt. Er will sich an den Schätzen des gerade nicht anwesenden Adligen bereichern und wirbt deshalb den Dorftrottel Jost an, damit er ihm Zugang in die Burg verschafft. Aber auch die Hexe Arba hat das gleiche Ziel und wird zu einer überraschenden Rivalin...
„Die Ruinen von Shaba’Yal“ sind das Ziel des jungen Al’Anfanischen Magiers Vigon, der von seltsamen Visionen getrieben wird und dadurch eine Ahnung bekommt, wo er sie finden könnte. Zusammen mit einer Söldnerin als Leibwache macht er sich auf den Weg. Dabei trifft er auch auf Rammox, den Sohn des Gandrosch, und die junge Auelfe Alacaya, die das gleiche Ziel haben.
Doch was lockt die so ungleichen Gefährten an diesen unheilvollen Ort, an dem alte Magie lebendig ist und ein Vermächtnis ruht, das besser nicht geborgen werden sollte?
Verbindendes Element zwischen allen Hörspielen sind magische Bücher, von denen jeweils eines in jedem Hörspiel auftaucht. Insgesamt sind es sieben, und von Folge zu Folge bekommt man eine größere Ahnung, dass mehr als nur die Sucht eines Sammlers, sie in die Hände zu bekommen, dahinter steckt.
Die einzelnen Folgen sorgen nun dafür, dass diese mächtigen Artefakte aus ihren verborgenen Kammern geholt und auf den Weg gebracht werden, deshalb sind die eigentlichen Geschehnisse so gehalten, dass sie innerhalb der Stunde Hörzeit ihren Abschluss finden und nicht weiter verfolgt werden müssen.
Die Jagd auf einen Schwarzmagier, die Erkundung einer Burg voller Geheimnisse oder die Suche nach einem sagenumwobenen Ort gehören zu den klassischen Themen des Rollenspiels, auch des „Schwarzen Auges“. Ausgeführt werden sie diesmal jedoch nicht von erwachsenen und erfahrenen Charakteren sondern von durchweg jugendlichen Figuren, die erst noch ihre Erfahrungen mit den Tücken des Lebens machen müssen. Das dient auch dazu, um einer jungen Zielgruppe Identifikationsmöglichkeiten zu bieten.
Selbst wenn die Geschichten nicht immer ein gutes Ende haben, so stärken die Aktionen das Freundschafts- und Gemeinschaftsgefühl der Helden – Themen, die übrigens in den meisten Jugendbüchern zu finden sind.
Altgediente „DSA“-Spieler werden allerdings ihre Schwierigkeiten mit den Hörspielen haben. Zwar stimmt die Nomenklatur, aber das Setting ist nicht in der aktuellen Zeit angesetzt, in der die meisten Gruppen ihre Abenteuer erleben, und das Umfeld der Geschichten ist beliebig austauschbar. Allein mit der Romanserie „Rhiana die Amazone“ von Hans Joachim Alpers haben die Hörspiele die Zeit gemeinsam, wenngleich auch nicht den Ort, aber es bleibt zu vermuten, dass es Verknüpfungen mit dem einen oder anderen Detail aus diesen Werken geben könnte. Nur das Aventurien, das man von den Spielabenden kennt, bleibt weitestgehend außen vor. Darüber können auch die gut gemeinten Anspielungen auf das ein oder andere aktuelle Thema wie Borbarad und der Dämonenkaiser Galotta nicht hinwegtäuschen. Immerhin fallen die aventurientypischen Bezeichnungen nicht unangenehm ins Gewicht, da sie sich meistens von selbst erklären und für die eigentliche Geschichte eher unwichtig sind.
Von der Gestaltung her sind die Hörspiele eher einfach gehalten, sie spielen nicht in der gleichen Liga wie etwa „Die Saga vom Dunkelelf“. Dafür erinnern sie eher an die Hörspiele, die man unter dem Label EUROPA seit mehr als dreißig Jahren kennt, und verbinden den Retro-Charme mit neuen Inhalten.
Dennoch sind es vor allem jüngere Zuschauer, die von Serien wie „Avatar“ mit der Fantasy vertraut gemacht wurden und nun nach ähnlich gestrickten Abenteuern mit jungen Helden suchen. Aber auch wenn man nicht zu hohe Ansprüche stellt und sich entspannen möchte, kann man sich von den drei Folgen kurzweilig unterhalten lassen.
Das macht die Hörspiele zu „Das Schwarze Auge“ vielleicht nicht unbedingt für die Fans des Rollenspiels interessant, wohl aber für alle Fantasy-Freunde, die auf dem ohnehin sehr kleinen Markt für Fantasy-Hörspiele auch Werke akzeptieren können, die zwar mit viel Sorgfalt, jedoch weniger aufwendig produziert wurden.