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Moore, John: HAUEN & STECHEN (Buch)
John Moore: Hauen & Stechen (Slay and Rescue)
aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Siefener,
Heyne 06/9216,256 Seiten, EUR 7,95
von Carsten Kuhr
Die Verlagswerbung preist den Roman als Meisterwerk im Stile eines Terry Pratchett an. Mit einem tollen Titelbild von Jash Kirby versehen, der ja auch für die Scheibenwelt-Romane die Cover gefertigt hat, kommt uns der Titel zumindest äusserlich schon Scheibenweltähnlich daher. Was aber den Inhalt anbetrifft so, erwartet den Leser ein recht lauer Aufguss humoristisch angehauchter Fantasy.
Der Autor präsentiert uns einen Heroen aus dem Handbuch für Helden. Der junge, kraftstrotzende Prinz vertreibt sich die Zeit damit, gefangene Jungfrauen aus den Klauen abgrundtief böser Magier und Hexen oder gnadenloser Drachen zu befreien, Wegelagerern den Garaus zu machen etc.
Man muss ihm attestieren, dass der Schönling darin wirklich gut ist - nur die Belohnung, die sich unser pubertärer Protagonist wünscht, nämlich endlich Entjungfert zu werden, dem kommt er einfach nicht näher -so dankbar die meist unbekleideten, geretteten Maiden auch sind. So harrt immer wieder eine neue Queste unseres Paladins. Sein Vater entsendet seinen Erbprinzen ins benachbarte Königreich, in dem eine böse Stiefmutter die Thronerbin als Putzmagd missbraucht. Kaum dort angelangt verfällt Prinz Charming der lasziven Ausstrahlung der Hexe. Mit dem Versprechen künftiger sexueller Wonnen ohne Ende geködert, sendet die Hexe ihn und die Prinzessin auf die Suche nach dem heiligen Gral. Ihre Reise führt sie in ein verzaubertes, von einer undurchdringlichen Dornenhecke umgebenes Schloss, in der eine schlafende Maid den rettenden Kuss erwartet. Dass die Gerettete sich als seine Stiefmutter erweist ist noch eines seiner geringsten Probleme, harren doch Aschenputtel, Fährnisse und Intrigen zuhauf auf unseren plötzlich enterbten Prinzen.
Eigentlich sollte man angesichts der Kurzzusammenfassung meinen, dass den Leser eine sehr vergnügliche, unterhaltsame Lektüre erwarten würde. Doch irgendwie plätscherte die Handlung ohne grosse Höhepunkte vor sich hin. Über weite Strecken blieb der Plot vorhersehbar, waren Überraschungsmomente Mangelware. Der Autor hat versucht viel zu viele Anleihen zu verarbeiten, und dann in diesem Wirrwarr noch seinen eigenen Weg zu gehen. Von lauthals Herauslachen, oder tiefgründigem Schmunzeln war, zumindest bei mir nichts zu sehen. Statt Pratchett erwartet den Leser eher, ein schwacher Abklatsch von Gardner. Letztlich eine Enttäuschung.
hinzugefügt: August 2nd 2004 Tester: Carsten Kuhr Punkte: Hits: 3560 Sprache:
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