Hiroshi Izawa & Kohtaro Yamada
Etoile – Einer für alle! Alle für einen!
(Etoile – Sanyushi Seira, 2007)
Aus dem Japanischen von Antje Bockel
Carlsen, 2008, Taschenbuch, 366 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-551-78456-8
Von Irene Salzmann
Der Titel lässt es ahnen, und der Inhalt bestätigt es nach einigen Seiten: „Etoile“ ist eine sehr freie Manga-Fassung von Alexandre Dumas „Die drei Musketiere“. Der historische Roman ist als solcher durch den entsprechenden Ehrennamen dreier herausragender Elitesoldaten namens Athos, Porthos und Aramis gewürdigt.
Die schöne Conctance flieht in die Gascogne, während sich ihr Bruder opfert, um die Soldaten von Kardinal Richelieu aufzuhalten. Diese sind hinter dem Astrège ‚Beteigeuze’ her, einem Sternenstein, der eine besondere Verbindung mit dem Degen eines Musketiers eingeht. Die Waffe steht unter dem Schutz des ihm zugeordneten Stenzeichens und verleiht seinem Besitzer die Kunst des Astracte. Der Astrège ‚Beteigeuze’ gehört Monseigneur Bertrand, der Constance beschützen soll.
Es gelingt ihr, ihr Ziel zu erreichen, doch dort muss sie erfahren, dass der Mann, den sie sucht, tot ist. Sie findet nur seine Witwe und seinen Sohn vor, der lieber in den Tag hinein lebt und den Mädchen schöne Augen macht, statt sich darauf vorzubereiten, ein Musketier zu werden. Als Conctance ihn um Hilfe bittet, lehnt er brüsk ab. Sein Vater widersetzte sich einst einem Befehl des Königs, wurde unehrenhaft aus der Armee entlassen und machte seine Familie zu Außenseitern. Dieses Erbe will Charles d’Artagnan nicht antreten.
Er hat jedoch gar keine andere Wahl, denn Constances Verfolger erreichen das Dorf und fordern die Herausgabe der Gesuchten. Um zu verhindern, dass unschuldige Menschen skrupellos abgeschlachtet werden, stellt sich d’Artagnan einem mächtigen Kämpfer, der das Astracte beherrscht. Es sieht aus, als habe der junge Mann gegen diese überlegene Kunst keine Chance…
Hiroshi Izawa bedient sich einiger Figuren aus der Roman-Vorlage und des Motivs, wie d’Artagnan nach Paris reist, um dort Anstellung als Musketier zu finden, wobei er sich in drei Duelle verwickeln lässt, durch die er gute Freunde findet.
Die Charaktere haben sich von ihren Vorbildern gelöst. D’Artagnan lehnt seinen Vater ab, weil er glaubt, dass dieser die Familie entehrt hat. Was wirklich passierte, erfährt er erst später. Die Wahrheit lässt ihn umdenken. Constance ist ein unverheiratetes Mädchen und bringt durch ihr Auftauchen den Stein ins Rollen. D’Artagnan flirtet mit ihr, aber auch mit anderen, wobei Lady Winter durch eine Isabella ersetzt wurde. Seine Bemühungen, de Tréville ein Empfehlungsschreiben zu überreichen, werden von den drei Musketieren Athos, Porthos und Aramis zunichte gemacht. Athos unterzieht d’Artagnan einer harten Prüfung, bevor er den jungen Mann als Kameraden akzeptiert. Nebenbei: D’Artagnans Pferd ist nach „Don Quijotes“ (Miguel de Cervantes) Reittier Rosinante benannt.
Der Manga endet, wo der Roman erst richtig beginnt, und kennt man diesen, hat man das Gefühl, die Geschichte müsste weiter gehen, da man nun mit dem Setting, den Protagonisten und ihren Konflikten vertraut ist. Auf den internen Machtkampf zwischen Ludwig XIII und Richelieu, der sich auch in den Rivalitäten der jeweiligen Musketier-Abteilungen ausdrückt, wird jedoch nicht weiter eingegangen. Auch über die Astrège, die das Fantasy-Element transportieren, wird nur das Notwendige verraten.
Die Verbindung von starken Kämpfern und Kampfstilen mit Sternen und Sternbildern ist ein Motiv, das sich des Öfteren in Mangas findet, z. B. in „Saint Seiya“, Sailor Moon“ und „Fist of North Star“. Hier sind es 48 Sternbilder, die durch einen Stein symbolisiert werden und einer entsprechenden Anzahl Degen zugeordnet sind. Nur ein Musketier kann die Astracte beherrschen, eine überlegene Kampftechnik, die ihrem Anwender phantastische Fähigkeiten verleiht.
Die Geschichte wurde von Kohtaro Yamada in klaren, dynamischen, detailreichen Bildern umgesetzt. Allein schon der aufwändigen Illustrationen wegen sollte man sich den Manga unbedingt einmal anschauen. Besonders beeindruckend sind die Hintergründe wie Gebäude, Wohnungseinrichtung, Landschaft, aber auch die Verzierungen der pompösen Gewänder. Die Protagonisten sind schon fast puppenhaft hübsch, und die Mädchen sorgen mit tiefen Dekolletes für eine Prise Erotik, wenngleich nicht wirklich eine Romanze in der auf Action und Comedy angelegten Handlung mitschwingt.
„Etoile“ ist ein historischer Fantasy-Manga, der sich in erster Linie an ein männliches Publikum wendet, aufgrund der ausgesprochen schönen Zeichnungen, den Bishonen und der interessanten Handlung aber auch Leserinnen gefallen wird.