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Bryan, Kathleen: Die Tochter des Lichts - Das magische Land 3 (Buch)
Kathleen Bryan
Die Tochter des Lichts
Das magische Land 3
(The Last Paladin, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Inge Wehrmann
Goldmann, 2008, Paperback, 254 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-442-46589-7
Von Irene Salzmann
König Clodovec, der die Welt unter sein Banner zwingen wollte, ist tot, doch sein Erbe verseucht weiterhin das Land und kostet viele Opfer: Armeen von seelenlosen Kriegern vernichten alles, was ihren Pfad kreuzt, und die Anhänger der großen Schlange streben nach wie vor die Befreiung ihrer Göttin an. Gamelin, Clodovecs ehemalige rechte Hand, konnte nicht nur Prinz Esteban von Moresca für sein Vorhaben einnehmen sondern auch eine Novizin von der Glasinsel. Beide ahnen nicht, welche tief greifenden Veränderungen, die weit über eine neue Ordnung hinausgehen, der Hexenmeister in Wirklichkeit plant.
Unterdessen kehrt Averil mit ihren Getreuen nach Lys zurück. Ihrer Krönung zur Königin stehen jedoch die Heere Gamelins im Weg. Verrat trennt Averil von Gereint und den anderen Rittern der Rose und liefert sie Esteban aus. Dieser unterbreitet ihr ein verlockendes Angebot: Mit ihm als Gemahl an der Seite soll Averil herrschen und das Land mit Hilfe der Schlangenmagie zu neuer Blüte bringen. Viele Leben könnten gerettet werden, denn die Ritter der Rose vermögen diesen Krieg nicht zu gewinnen.
Gereint sucht derweil verzweifelt nach Averil. Langsam beginnt er, die Zusammenhänge und welche Rollen er und die junge Königin innehaben zu begreifen. Er ist jedoch nur ein Knappe und dem Orden zu Gehorsam verpflichtet. Die älteren Ritter sind in ihren Traditionen erstarrt und unfähig umzudenken und zu akzeptieren, dass ihre Magie der Schlange nicht gewachsen ist. Dadurch, dass Gereint und Averil, die die Hälften eines Ganzen sind und gemeinsam eine harmonische wilde Magie wirken, getrennt wurden, scheint der bevorstehende Kampf aussichtslos. Gamelin gelingt es, alle Artefakte in seine Hand zu bekommen und schickt sich an, die Fesseln der Schlange zu lösen…
Kathleen Bryans (alias Judith Tarr) Trilogie um „Das magische Land“ setzt sich aus drei relativ in sich abgeschlossenen Bänden zusammen. Konnte man noch in „Der Orden der Rose“ und „Das Amulett der Schlange“ ohne weitere Vorkenntnisse hinein finden, so sollte man besser beide Bücher gelesen haben, um den Ereignissen in „Die Tochter des Lichts“ folgen zu können. Zwar lässt sich in groben Zügen der Handlung entnehmen, was zuvor passiert ist, doch die Protagonisten und ihre Hintergründe werden als bekannt vorausgesetzt. Das Lesevergnügen ist ungemein größer, wenn man weiß, wie die Situation auf diese Weise eskalieren konnte, wie sich die Charaktere in Folge weiter entwickelten, was sie miteinander verbindet.
Auf alle noch offenen Fragen gibt der dritte Band Antworten. Man erfährt von Gereints Abstammung und warum seine Mutter jegliche Magie ablehnt. Gamelins großes Geheimnis wird aufgedeckt. Um die befreite Schlange davon abzuhalten, alles zu zerstören, sind Gereint und Averil gezwungen, bis an die Wurzeln ihres Glaubens zurückzukehren und selbst zu Legenden zu werden, aber das Wesentliche ist, dass sie die Natur dieser uralten Kreatur erkennen und ihr vertrauen müssen.
Für diese Geschichte greift die Autorin auf Motive aus der Religion, bekannten Mythen und Sagen zurück. Unschwer erkennt man in Lys Frankreich (Fleur de Lys = franz. Lilie, Wappen der Könige), in Gotha Deutschland, in den Wildländern die Benelux-Staaten, in Prydain England, in Erin Irland, in Moresca das maurische Spanien und in der Glasinsel Avalon. Das Setting entspricht dem frühen europäischen Mittelalter, nachdem die Römer aus ihren Kolonien abgezogen waren und ihre kulturellen Hinterlassenschaften mehr und mehr in Vergessenheit gerieten. Die Ritter der Rose ähneln den Rittern der Tafelrunde, Peredur tritt als weiser Mentor auf, der nicht nur namentlich Merlin ähnelt, die Legende vom Jungen Gott ist eine Mischung aus der Artus-Sage und dem Opfertod Jesus’ – um nur einige Beispiele zu nennen.
In Konsequenz mischen sich vertraute Motive mit einer guten Portion Magie zu einem spannenden und romantischen Roman, in dem das Schicksal zweier Menschen im Mittelpunkt steht, die sich über gesellschaftliche Regeln hinwegsetzen, um ihre Heimat zu retten und ihrer Liebe treu zu bleiben. Natürlich fehlt auch nicht der Showdown zwischen Gereint und Esteban, wobei Letzterer als zwielichtiger Charakter weitaus faszinierender wirkt, als der eindimensional gut gestrickte Held.
Die Geschichte wird routiniert und flüssig erzählt und spricht vor allem Leserinnen an, die Fantasy mögen, welche sich um starke Frauen-Figuren rankt und klar zwischen Gut und Böse trennt. Zwar sind Averil immer wieder die Hände gebunden durch Konventionen und Zwänge und Gereint eilt ihr regelmäßig zu Hilfe, doch auch allein geht sie ihren Weg, gibt nicht auf und schafft sich ihre Möglichkeiten. Dadurch bietet sie sich als glaubwürdige Identifikationsfigur an, mit der man lieben und leiden kann.
Die Trilogie bietet einem lese-erfahrenen Publikum nicht viel Neues, liefert jedoch eine unterhaltsame Lektüre für lange Abende, wenn man einfach nur entspannen möchte. Genre-Neulinge finden alles, was man mit romantischer Fantasy verbindet – diese Gruppe kommt voll auf ihre Kosten und sollte sich die Bände nicht entgehen lassen.
hinzugefügt: December 10th 2008 Tester: Irene Salzmann Punkte: zugehöriger Link: Goldmann Hits: 2653 Sprache:
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