Dreamland Grusel
Folge 4: Der Freak von Soho, A. F. Morland
Folge 5: Wolfsnächte, John Baker & H. G. Francis
Sprecher: Christian Rhode, Henry König, Miriam Seibert, Heidi Schaffrath, Konrad Halver, Wolfgang Draeger, Eckhard Dux, Roswitha Benda, Oliver Rohrbeck u. a.
Dialogbuch: Thomas Birker, Joschi Hajek und Christian Daber
Musik: Tom Steinbrecher und Mario Cuneo
Cover von Daniel Theilen
Dreamland Productions, 2006 bzw. 2007, je 1 CD 78 bzw. 75 Minuten Laufzeit, je ca. 9,99 EUR, ISBN 978-3-939066-53-2 bzw. 978-3-939066-54-0
Von Christel Scheja
Dreamland Grusel ist ein kleines Label, dass offensichtlich dort anknüpft, wo Europa vor vielen Jahren – als das Grusel-Hörspiel in eine schwere Krise geriet, weil man es nicht mehr für zeitgemäß hielt – aufhörte.
Nicht ohne Grund hat man sich an die damaligen Autoren der „Neon“-Serie gewandt, die auch in der Heftroman-Szene nicht ganz unbekannt sind, und damit begonnen, deren Geschichten neu aufzulegen oder gar fortzusetzen und weitere zu produzieren. Das trifft auch auf die vierte und fünfte Folge der Reihe zu.
„Der Freak von Soho“ stammt von A. F. Morland, dessen bekannteste Reihe „Tony Ballard“ nun ebenfalls als Hörspiel bei Dreamland Grusel präsentiert wird.
Der bekannte Horror Schriftsteller Bernhard Todd könnte sich eigentlich im Erfolg seines neuesten Grusel-Bestsellers „Der Freak von Soho“ sonnen, aber seine Freude wird schon bald durch geheimnisvolle Vorfälle verleidet.
Man sagt der Geschichte nach, dass sie so lebendig geschrieben sei, als wäre sie wirklich passiert – und nun tritt der Fall ein. Tatsächlich treibt ein Unbekannter in Soho sein Unwesen und bringt Leute um. Und der Autor muss sich nun fragen, ob jemand nur von seinem Buch so beeindruckt ist, dass er es als Anlass für seine Untaten nimmt, oder seine Phantasie tatsächlich zur Wirklichkeit geworden ist...
„Wolfsnächte“ von H.G. Francis und John Baker setzt nach mehr als 25 Jahren die bei „Neon“ erschienene Geschichte „Die tödliche Begegnung mit dem Werwolf“ fort. Damals hatte Henry Aston geglaubt, ein Werwolf zu sein, bis er erfahren musste, dass sich seine geliebte Frau Frau Vera in die mörderische Bestie verwandelte.
Viele Jahre sind seither vergangen, und er hat diese Zeit in der Nervenheilanstalt von Dr. Stevens verbracht, um über diese grausame Erkenntnis und Veras Tod hinweg zu kommen. Erst jetzt ist er bereit, ein neues Leben zu beginnen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen.
Aber schneller als gedacht holen ihn die Schatten wieder ein, denn nur eine Nacht später sterben zwei junge Männer. Sie wurden von einem Werwolf gerissen. Und Harry Aston beginnt, sich erneut zu fragen, ob ihn sein Gefühl nicht doch getäuscht hat. Voller Unruhe macht er sich auf, um die Wahrheit herauszufinden, und enthüllt dabei ein schreckliches Geheimnis.
Beide Hörspiele sind bewusste Reminiszenzen an die alten Europa-Titel, die viele schon als Kinder begeisterten. Das merkt man an den Dialogen und der Gestaltung, die einen gelungen Mittelweg zwischen den Ansprüchen der Moderne und dem Retro-Charme der Hörspielplatten aus den 1970er Jahren gefunden haben. Die Geschichten sind für heutige Ansprüche vielleicht etwas zu leicht durchschaubar und klischeehaft - gerade „Wolfsnächte“ -, werden aber dennoch so lebendig und spannend umgesetzt, dass man sich gerne mitreißen und unterhalten lässt. Dazu kommt, dass die Sprecher – vor allem in „Der Freak von Soho“ - genau wissen, wann sie übertreiben dürfen und wann es vielleicht besser ist, realistisch zu bleiben, so dass die Atmosphäre gewahrt wird und ein rundum gelungener Hörgenuss entsteht.
Zusätzlich fällt dabei angenehm auf, dass die Hörspiele in sich abgeschlossen sind und man auch bei „Wolfsnächte“ den Vorgänger nicht unbedingt kennen muss, um die Geschichte genießen zu können.
Das macht die beiden Hörspiele nicht nur für Fans der alten Europa-Klassiker interessant sondern auch für Horror-Fans, die das Medium gerade erst für sich entdeckt haben. Wer nichts gegen den Charme und die Fabulierkunst der Heftromane hat, wird bei den beiden Scheiben garantiert nicht daneben greifen.