Arina Tanemura
Kamikaze Kaito Jeanne Perfect Edition 4
(Phantom Thief Jeanne Perfect Edition, Vol. 4, 1998)
Aus dem Japanischen von Rie Kasai
EMA, 2008, Paperback, 214 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-7704-6977-2
Von Irene Salzmann
Die Schülerin Marron Kusakabe bannt als Kamikaze Kaito Jeanne Dämonen, die die Herzen der Menschen vergiften. Das Schicksal will es, dass sie sich in Chiaki Nagoya verliebt, der als Sindbad ihr Gegenspieler ist. Bisher gingen ihre Auseinandersetzung immer glimpflich aus, und Sindbad agierte hin und wieder sogar als Jeannes Helfer; diesmal jedoch bannt er gegen ihren Willen den Dämon, der den schwerkranken Zen beherrscht – und der Junge stirbt in Jeannes Armen.
Wenig später erfährt Marron, dass ihr neuer Lehrer Hijiri Shikaido hinter allem steckt. Er verrät ihr, was ihn mit Jeanne d’Arc verbindet, deren Reinkarnation Marron ist, und warum er zu dem Dämon Noyn wurde. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Seine Manipulationen sind schuld daran, dass die Eltern Marron allein gelassen haben und sich trennen wollen. Doch noch ein größerer Verrat wurde begangen von jemandem, dem sie es niemals zugetraut hätte. Um Marron herum bricht alles zusammen…
Waren die ersten drei Bände von „Kamikaze Kaito Jeanne“ eine Mischung aus vergnüglicher School-Comedy und spannendem Magical Girl-Abenteuer mit einem Hauch Drama, so bringt das vierte Tankobon eine Wende zum Düsteren und zur Tragödie:
Durch Sindbads Eingreifen stirbt ein Junge, und anstatt Jeanne seine Beweggründe zu erklären, lässt er sie allein. Diese Gelegenheit nutzt Hijiri, der Marron zu sich nach Hause bringt, ihr seine Geheimnisse enthüllt – und sie vergewaltigen will, denn ist sie keine Jungfrau mehr, ist sie Gott auch nicht länger von Nutzen und gehört ganz dem Dämon Noyn. Marron ist entsetzt. Alles, woran sie geglaubt hat, erweist sich als eine Lüge. Sie wurde von jeher manipuliert und vertraute auf einen Verräter.
Der Manga endet mit einem Cliffhanger, der offen lässt, ob sich Marron von dem Schock erholen kann und wie es weiter gehen soll, denn in Jeanne verwandeln kann sie sich nur mit Fynns Unterstützung, und auch von dem Grundengel wird das Mädchen verlassen. Wem kann Marron noch vertrauen? Ist es überhaupt möglich, Noyns Pläne zu durchkreuzen?
Mit dieser Entwicklung hat bestimmt kaum jemand gerechnet. Offensichtlich ist die Geschichte zusammen mit ihren Lesern gereift, denn Arina Tanemura wagt sich an Themen heran, die das Bild der heilen Welt, in der alles ein gutes Ende nimmt, zerstören. Die unverändert niedlichen Illustrationen täuschen darüber hinweg, dass in der Serie sehr viel mehr steckt, als es zunächst den Anschein hat – ebenso wie z. B. auch „Inu Yasha“, „Angel Diary“ und „Fushigi Yuugi“. Durch den Verlust des kindlichen Images wird der Titel nun für ein reiferes Publikum interessant.
Dieses weiß auch die „Perfect Edition“ zu würdigen: Die Neuauflage ist in einem größeren Format und mit Reliefcover erschienen, ergänzt durch viele schöne Farbseiten und Hintergrundinformationen auf hochwertigem Papier. Vor allem Sammler dürften daran viel Freude haben.
Mag man Serien wie „Wedding Peach“, „Sailor Moon“ oder „Kaito St. Tail“, wird man auch an der Lektüre von „Kamikaze Kaito Jeanne“ viel Spaß haben. Zielgruppe sind in erster Linie Leserinnen ab 12 Jahren, die den Tod von Sympathieträgern verkraften können.