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Richardson, Kat: Poltergeist - Harper Blaine 2 (Buch)
Kat Richardson
Poltergeist
Harper Blaine 2
(Poltergeist)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Franziska Heel
Titelillustration von Animagic
Heyne, 2008, Taschenbuch, 492 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-453-52486-6
Von Carsten Kuhr
Harper Blaine, die junge Privatdetektivin aus Seattle, hat das einschneidende Ereignis tot zu sein eigentlich recht gut überstanden. Andere berichten von einem hellen Licht, von Verstorbenen und einer Wärme, die sie erwartet, Harper dagegen hat zunächst wenig Erinnerungen an ihren Exitus. Nachdem sie im Krankenhaus wieder zu sich gekommen war, besaß sie die Gabe ins Grau, eine Zwischenwelt der Geister und übernatürlichen Wesen, zu sehen, ja, diese zu betreten.
Seit sie nach dem Kurztod von einem Vampir angeheuert worden war aber ist ihr klar, dass ihr Leben nicht einfach seinen normalen Gang weiter gehen kann. Sie weiß zuviel, ihre Fähigkeiten sind bekannt, nicht etwa bei den unwissenden Menschen, sondern bei den Wesen, die ihr Angst machen. Nur die Danzigers, sie eine Hexe, er Wissenschaftler im Bereich
des Übernatürlichen, können ihr bei der Erforschung und Entwicklung ihrer Kräfte helfen. Inzwischen hat sie sich fast schon an das Grau gewöhnt, und so kommt ein neuer Auftrag gerade recht.
Die örtliche Universität hat ein Experiment gestartet, das eine Gruppe einander wildfremder Menschen dazu animieren soll, einen Geist zu erschaffen und diesen sich manifestieren zu lassen. Dumm nur, dass das Experiment zu gut gelingt und der Poltergeist Amok läuft. Als ein
Teilnehmer ermordet wird, weiß Harper, dass sie den Geist wie auch dessen Lenker finden und aufhalten muss, ansonsten geht es auch ihr an den Kragen ...
Was sich zu Beginn des Trends als sehr unterhaltsame, spritzige und humorvolle Neuerung anbot, das hat mittlerweile ein wenig Patina angesetzt. Zu viele Urban-Fantasy-Reihen überfluten die Buchhandlungen, kaum ein Verlag, der sich dem angesagten Trend verschließt.
Nun weiß man, dass weit mehr als 90 Prozent aller Bücher von Gelegenheitslesern gekauft werden. Diese suchen nach einem weiteren »Herrn der Ringe« oder »Sakrileg«, einem bekannten Grundkonzept, in dem sie sich ohne große Mühe zurechtfinden und heimisch fühlen können. Die Leser, die einen Überblick über die monatlichen Publikationen haben sind
dagegen verschwindend gering, ihre Klagen daher marketing-mäßig unrelevant. Produziert wird, was sich verkauft, und gerade innovative Werke, Bücher, die neue Ansätze offerieren, die die ausgetretenen Pfade verlassen, finden sich leider nur allzu oft in den Wühltischen der
Remittenten wieder.
Dies zur Einschätzung vorausgeschickt wenden wir uns nun der Serie um Harper Blaine zu.
Im Gegensatz zu vielen ihrer überwiegend US-dominierten Konkurrentinnen haben ihre übernatürlichen Wesen ihr Coming-Out noch nicht gehabt. Verborgen vor den Menschen existieren sie, die Geister, Vampire und Nekromanten.
Anders als im ersten Band, in dem das Kennenlernen der bislang verborgenen übernatürlichen Welt im Vordergrund der Erzählung stand, konzentriert sich die Autorin dieses Mal fast ganz auf die Auflösung des Rätsels. Das ist gute alte Detektivarbeit, ein Crime-Plot, der zum
miträtseln einlädt. Mit detektivischem Spürsinn machen wir uns auf, die Verdächtigen kennenzulernen und auf Hinweise hin abzuklopfen, ob diese der Täter sein könnte. Dabei gelingt es Richardson, uns interessante, weil nicht stromlinienförmige Gestalten zu präsentieren. Oftmals genügen ihr wenige Sätze, um eine Person interessant und vielschichtig zu zeichnen. Das Rätsel selbst, die Darstellung der Tricks die einschlägige Scharlatane nutzen um entsprechende Ergebnisse zu erzielen, halten den Plot bis zum Finale hin spannend, die Auflösung ist dann folgerichtig und überraschend.
Manko des Romans ist dann aber das, was ein Werk das in einer phantastischen Reihe erscheint eigentlich auszeichnen sollte. Das Übernatürliche, der Geist, die Vampire und das Grau bleiben vorliegend doch deutlich im Hintergrund.
Statt dass die Autorin aus diesen Elementen Spannung und weitere Tiefe schöpft, negiert sie das brach liegende Potential regelrecht. Eigentlich hatte ich erwartet, dass die Verfasserin ihre Urban-Fantasy-Welt weiter ausbauen würde, dass sie sich auf die Darstellung der im Verborgenen blühenden Gemeinschaft der Vampire konzentrieren und daraus ihre Spannung ziehen würde.
Dass sie die Kriminalhandlung ins Zentrum stellte durchbrach die Erwartungshaltung, dass sie aber ihre Besonderheiten so außer Acht ließ, das enttäuschte wiederum. Insoweit bleibt offen, wie es im dritten Teil weitergehen wird.
hinzugefügt: December 17th 2008 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Heyne Hits: 2556 Sprache: catala
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